Pflichten nach den verschiedenen Ver- hältnissen des Menschen. Des Morgens.
Mannichfaltig und groß, o Gott, sind die Pflichten, zu welchen ich wieder erwache; aber mannichfaltig und groß sind auch die Kräfte und Mittel, die du mir zur Erfüllung derselben schenkest. Ich bin ein Mensch, ein Christ, ein Bürger, ein Hausvater, ein Freund, ein Erbe der Unsterblichkeit. Was kann, was soll ich nicht als ein solcher alles seyn, und thun und leisten! Was kann ich je denken, oder wol- len, oder reden, oder thun, das nicht in Rück- sicht auf irgend eines dieser Verhältnisse gut oder böse, schicklich oder unschicklich, gemein- nützlich oder gemeinschädlich wäre.
Als Mensch soll ich die Vorzüge, mit wel- chen du mich vor den Thieren des Feldes be- gabt hast, behaupten, mich selbst beherrschen, meine Sinnlichkeit bezwingen, meine Geistes- kräfte, Vernunft und Freyheit, anbauen und gebrauchen, die Ehre und das Wohl der Mensch- heit so viel möglich befördern, und so dein Bild
immer
N 2
X.
Pflichten nach den verſchiedenen Ver- hältniſſen des Menſchen. Des Morgens.
Mannichfaltig und groß, o Gott, ſind die Pflichten, zu welchen ich wieder erwache; aber mannichfaltig und groß ſind auch die Kräfte und Mittel, die du mir zur Erfüllung derſelben ſchenkeſt. Ich bin ein Menſch, ein Chriſt, ein Bürger, ein Hausvater, ein Freund, ein Erbe der Unſterblichkeit. Was kann, was ſoll ich nicht als ein ſolcher alles ſeyn, und thun und leiſten! Was kann ich je denken, oder wol- len, oder reden, oder thun, das nicht in Rück- ſicht auf irgend eines dieſer Verhältniſſe gut oder böſe, ſchicklich oder unſchicklich, gemein- nützlich oder gemeinſchädlich wäre.
Als Menſch ſoll ich die Vorzüge, mit wel- chen du mich vor den Thieren des Feldes be- gabt haſt, behaupten, mich ſelbſt beherrſchen, meine Sinnlichkeit bezwingen, meine Geiſtes- kräfte, Vernunft und Freyheit, anbauen und gebrauchen, die Ehre und das Wohl der Menſch- heit ſo viel möglich befördern, und ſo dein Bild
immer
N 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0217"n="195"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="3"><head><hirendition="#aq">X.</hi></head><lb/><divn="4"><head>Pflichten nach den verſchiedenen Ver-<lb/>
hältniſſen des Menſchen.<lb/><hirendition="#g">Des Morgens.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">M</hi>annichfaltig und groß, o Gott, ſind die<lb/>
Pflichten, zu welchen ich wieder erwache;<lb/>
aber mannichfaltig und groß ſind auch die<lb/>
Kräfte und Mittel, die du mir zur Erfüllung<lb/>
derſelben ſchenkeſt. Ich bin ein Menſch, ein<lb/>
Chriſt, ein Bürger, ein Hausvater, ein Freund,<lb/>
ein Erbe der Unſterblichkeit. Was kann, was<lb/>ſoll ich nicht als ein ſolcher alles ſeyn, und thun<lb/>
und leiſten! Was kann ich je denken, oder wol-<lb/>
len, oder reden, oder thun, das nicht in Rück-<lb/>ſicht auf irgend eines dieſer Verhältniſſe gut<lb/>
oder böſe, ſchicklich oder unſchicklich, gemein-<lb/>
nützlich oder gemeinſchädlich wäre.</p><lb/><p>Als <hirendition="#fr">Menſch</hi>ſoll ich die Vorzüge, mit wel-<lb/>
chen du mich vor den Thieren des Feldes be-<lb/>
gabt haſt, behaupten, mich ſelbſt beherrſchen,<lb/>
meine Sinnlichkeit bezwingen, meine Geiſtes-<lb/>
kräfte, Vernunft und Freyheit, anbauen und<lb/>
gebrauchen, die Ehre und das Wohl der Menſch-<lb/>
heit ſo viel möglich befördern, und ſo dein Bild<lb/><fwplace="bottom"type="sig">N 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">immer</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[195/0217]
X.
Pflichten nach den verſchiedenen Ver-
hältniſſen des Menſchen.
Des Morgens.
Mannichfaltig und groß, o Gott, ſind die
Pflichten, zu welchen ich wieder erwache;
aber mannichfaltig und groß ſind auch die
Kräfte und Mittel, die du mir zur Erfüllung
derſelben ſchenkeſt. Ich bin ein Menſch, ein
Chriſt, ein Bürger, ein Hausvater, ein Freund,
ein Erbe der Unſterblichkeit. Was kann, was
ſoll ich nicht als ein ſolcher alles ſeyn, und thun
und leiſten! Was kann ich je denken, oder wol-
len, oder reden, oder thun, das nicht in Rück-
ſicht auf irgend eines dieſer Verhältniſſe gut
oder böſe, ſchicklich oder unſchicklich, gemein-
nützlich oder gemeinſchädlich wäre.
Als Menſch ſoll ich die Vorzüge, mit wel-
chen du mich vor den Thieren des Feldes be-
gabt haſt, behaupten, mich ſelbſt beherrſchen,
meine Sinnlichkeit bezwingen, meine Geiſtes-
kräfte, Vernunft und Freyheit, anbauen und
gebrauchen, die Ehre und das Wohl der Menſch-
heit ſo viel möglich befördern, und ſo dein Bild
immer
N 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 195. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/217>, abgerufen am 28.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.