Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.Pflichten des Christenthums, es Jesus war; so kann und soll ich doch ebenso willig und bereit seyn, als er es war, die Wahrheit zu befdrdern, das menschliche Elend zu vermindern, und die menschliche Glückselig- keit zu vermehren. Bin ich gleich nicht so wie er von dir, unserm gemeinschaftlichen Vater, in die Welt gesandt, als ein außerordentlicher Bote der Gottheit eine neue Religionsverfas- sung bekannt zu machen, und dadurch große, weitreichende Revolutionen im menschlichen Denken und Leben zu verursachen: so soll ich doch das Beste des Reichs, das er auf Erden gegründet hat, so viel möglich befdrdern, und das große Werk, das er hier angefangen hat, nach meinem Vermögen fortsetzen; und das kann ich in jedem Berufe, an jeder Stelle thun. Kann ich nicht gleich ihm ganze Völker beglü- cken: so kann ich doch das meinige zum Troste, zur Beruhigung, zur Zufriedenheit, zum irrdi- schen und geistlichen Wohl einzelner Personen beytragen. Kann ich nicht gleich ihm die Kran- ken und Elenden wunderthätig heilen und erret- ten: so kann ich sie doch oft erquicken, ihrer durch mich oder durch andere warten und pflegen, ih- nen ihre Leiden auf mancherley Weise erleich- tern und ihr Wehklagen oft in Freude verwan- deln.
Pflichten des Chriſtenthums, es Jeſus war; ſo kann und ſoll ich doch ebenſo willig und bereit ſeyn, als er es war, die Wahrheit zu befdrdern, das menſchliche Elend zu vermindern, und die menſchliche Glückſelig- keit zu vermehren. Bin ich gleich nicht ſo wie er von dir, unſerm gemeinſchaftlichen Vater, in die Welt geſandt, als ein außerordentlicher Bote der Gottheit eine neue Religionsverfaſ- ſung bekannt zu machen, und dadurch große, weitreichende Revolutionen im menſchlichen Denken und Leben zu verurſachen: ſo ſoll ich doch das Beſte des Reichs, das er auf Erden gegründet hat, ſo viel möglich befdrdern, und das große Werk, das er hier angefangen hat, nach meinem Vermögen fortſetzen; und das kann ich in jedem Berufe, an jeder Stelle thun. Kann ich nicht gleich ihm ganze Völker beglü- cken: ſo kann ich doch das meinige zum Troſte, zur Beruhigung, zur Zufriedenheit, zum irrdi- ſchen und geiſtlichen Wohl einzelner Perſonen beytragen. Kann ich nicht gleich ihm die Kran- ken und Elenden wunderthätig heilen und erret- ten: ſo kann ich ſie doch oft erquicken, ihrer durch mich oder durch andere warten und pflegen, ih- nen ihre Leiden auf mancherley Weiſe erleich- tern und ihr Wehklagen oft in Freude verwan- deln.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0202" n="180"/><fw place="top" type="header">Pflichten des Chriſtenthums,</fw><lb/> es Jeſus war; ſo kann und ſoll ich doch eben<lb/> ſo willig und bereit ſeyn, als er es war, die<lb/> Wahrheit zu befdrdern, das menſchliche Elend<lb/> zu vermindern, und die menſchliche Glückſelig-<lb/> keit zu vermehren. Bin ich gleich nicht ſo wie<lb/> er von dir, unſerm gemeinſchaftlichen Vater,<lb/> in die Welt geſandt, als ein außerordentlicher<lb/> Bote der Gottheit eine neue Religionsverfaſ-<lb/> ſung bekannt zu machen, und dadurch große,<lb/> weitreichende Revolutionen im menſchlichen<lb/> Denken und Leben zu verurſachen: ſo ſoll ich<lb/> doch das Beſte des Reichs, das er auf Erden<lb/> gegründet hat, ſo viel möglich befdrdern, und<lb/> das große Werk, das er hier angefangen hat,<lb/> nach meinem Vermögen fortſetzen; und das<lb/> kann ich in jedem Berufe, an jeder Stelle thun.<lb/> Kann ich nicht gleich ihm ganze Völker beglü-<lb/> cken: ſo kann ich doch das meinige zum Troſte,<lb/> zur Beruhigung, zur Zufriedenheit, zum irrdi-<lb/> ſchen und geiſtlichen Wohl einzelner Perſonen<lb/> beytragen. Kann ich nicht gleich ihm die Kran-<lb/> ken und Elenden wunderthätig heilen und erret-<lb/> ten: ſo kann ich ſie doch oft erquicken, ihrer durch<lb/> mich oder durch andere warten und pflegen, ih-<lb/> nen ihre Leiden auf mancherley Weiſe erleich-<lb/> tern und ihr Wehklagen oft in Freude verwan-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">deln.</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [180/0202]
Pflichten des Chriſtenthums,
es Jeſus war; ſo kann und ſoll ich doch eben
ſo willig und bereit ſeyn, als er es war, die
Wahrheit zu befdrdern, das menſchliche Elend
zu vermindern, und die menſchliche Glückſelig-
keit zu vermehren. Bin ich gleich nicht ſo wie
er von dir, unſerm gemeinſchaftlichen Vater,
in die Welt geſandt, als ein außerordentlicher
Bote der Gottheit eine neue Religionsverfaſ-
ſung bekannt zu machen, und dadurch große,
weitreichende Revolutionen im menſchlichen
Denken und Leben zu verurſachen: ſo ſoll ich
doch das Beſte des Reichs, das er auf Erden
gegründet hat, ſo viel möglich befdrdern, und
das große Werk, das er hier angefangen hat,
nach meinem Vermögen fortſetzen; und das
kann ich in jedem Berufe, an jeder Stelle thun.
Kann ich nicht gleich ihm ganze Völker beglü-
cken: ſo kann ich doch das meinige zum Troſte,
zur Beruhigung, zur Zufriedenheit, zum irrdi-
ſchen und geiſtlichen Wohl einzelner Perſonen
beytragen. Kann ich nicht gleich ihm die Kran-
ken und Elenden wunderthätig heilen und erret-
ten: ſo kann ich ſie doch oft erquicken, ihrer durch
mich oder durch andere warten und pflegen, ih-
nen ihre Leiden auf mancherley Weiſe erleich-
tern und ihr Wehklagen oft in Freude verwan-
deln.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/202 |
Zitationshilfe: | Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/202>, abgerufen am 28.07.2024. |