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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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des Christenthums.
abschrecken. Denn wir kennen dich als unsern
Vater, als den gütigsten, huldreichsten Va-
ter, voll Nachsicht, voll Geduld, voll Ver-
schonung gegen deine noch strauchelnden und
fehlerhaften Kinder; wir kennen dich als einen
Gott, der höchst versöhnlich, der unendlich über
alles, was Rache heißt, erhaben, der lauter
Liebe ist. Nie strafest du blos, um zu strafen,
oder um uns deine Oberherrschaft und Gewalt
empfinden zu lassen. Stets bist du Vater;
stets willst und beförderst du unsre Glückselig-
keit; stets willig und bereit, dich deiner ir-
renden und fehlenden Kinder anzunehmen,
und so gewiß sie zu dir zurückkehren und sich
bessern, so gewiß dürfen sie sich deine Huld
und die Vergebung ihrer Sünden versprechen.
Davon hat uns dein Sohn Jesus in deinem
Namen auf das zuverläßigste versichert, und
diese Versicherung hat er mit seinem heiligen
Kreuzestode besiegelt.

Wohl mir, daß auch ich das Glück habe,
dich so zu kennen! Nun kann ich ohne sclavi-
sche Furcht, ohne ängstliches Schrecken; nun
kann ich mit kindlicher Freymüthigkeit, mit ge-
troster Zuversicht an dich denken, und solches
auch dann thun, wenn mich mein Gewissen an

meine

des Chriſtenthums.
abſchrecken. Denn wir kennen dich als unſern
Vater, als den gütigſten, huldreichſten Va-
ter, voll Nachſicht, voll Geduld, voll Ver-
ſchonung gegen deine noch ſtrauchelnden und
fehlerhaften Kinder; wir kennen dich als einen
Gott, der höchſt verſöhnlich, der unendlich über
alles, was Rache heißt, erhaben, der lauter
Liebe iſt. Nie ſtrafeſt du blos, um zu ſtrafen,
oder um uns deine Oberherrſchaft und Gewalt
empfinden zu laſſen. Stets biſt du Vater;
ſtets willſt und beförderſt du unſre Glückſelig-
keit; ſtets willig und bereit, dich deiner ir-
renden und fehlenden Kinder anzunehmen,
und ſo gewiß ſie zu dir zurückkehren und ſich
beſſern, ſo gewiß dürfen ſie ſich deine Huld
und die Vergebung ihrer Sünden verſprechen.
Davon hat uns dein Sohn Jeſus in deinem
Namen auf das zuverläßigſte verſichert, und
dieſe Verſicherung hat er mit ſeinem heiligen
Kreuzestode beſiegelt.

Wohl mir, daß auch ich das Glück habe,
dich ſo zu kennen! Nun kann ich ohne ſclavi-
ſche Furcht, ohne ängſtliches Schrecken; nun
kann ich mit kindlicher Freymüthigkeit, mit ge-
troſter Zuverſicht an dich denken, und ſolches
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meine
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[171/0193] des Chriſtenthums. abſchrecken. Denn wir kennen dich als unſern Vater, als den gütigſten, huldreichſten Va- ter, voll Nachſicht, voll Geduld, voll Ver- ſchonung gegen deine noch ſtrauchelnden und fehlerhaften Kinder; wir kennen dich als einen Gott, der höchſt verſöhnlich, der unendlich über alles, was Rache heißt, erhaben, der lauter Liebe iſt. Nie ſtrafeſt du blos, um zu ſtrafen, oder um uns deine Oberherrſchaft und Gewalt empfinden zu laſſen. Stets biſt du Vater; ſtets willſt und beförderſt du unſre Glückſelig- keit; ſtets willig und bereit, dich deiner ir- renden und fehlenden Kinder anzunehmen, und ſo gewiß ſie zu dir zurückkehren und ſich beſſern, ſo gewiß dürfen ſie ſich deine Huld und die Vergebung ihrer Sünden verſprechen. Davon hat uns dein Sohn Jeſus in deinem Namen auf das zuverläßigſte verſichert, und dieſe Verſicherung hat er mit ſeinem heiligen Kreuzestode beſiegelt. Wohl mir, daß auch ich das Glück habe, dich ſo zu kennen! Nun kann ich ohne ſclavi- ſche Furcht, ohne ängſtliches Schrecken; nun kann ich mit kindlicher Freymüthigkeit, mit ge- troſter Zuverſicht an dich denken, und ſolches auch dann thun, wenn mich mein Gewiſſen an meine

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/193>, abgerufen am 29.07.2024.