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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785.

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Anwendung des Vorigen.
mit allen seinen Geschäfften und Freuden und
Leiden vorübergegangen! Und wer als du, o
Gott, kennet und bestimmet die Zahl meiner
Tage auf Erden? Du hast sie alle auf dein
Buch geschrieben, da ihrer noch keiner da war.
Du läßt sie alle unaufhaltbar und mit schnel-
len Schritten auf einander folgen, bis der letzte
von allen erscheint, der uns zu dir, unserm
Vater und Richter, rufet, und in einen an-
dern, höhern Zustand versetzet.

Und dieser letzte Tag -- wie bald kann
der nicht für mich erscheinen! Wer versichert
mich davon, daß ich das Licht des folgenden
Morgens erblicken, daß ich nicht diese Nacht
im Tode entschlafen werde? Wie viel tausende
und wieder tausende von meinen Brüdern wer-
den nicht wirklich in diesem kurzen Zeitraume
ihr Ziel erreichen und in die Ewigkeit überge-
hen, um da zu empfangen, nach dem sie hier ge-
handelt haben, es sey gut oder böse! Geht
doch kein Augenblick dieses kurzen Erdenlebens
dahin, daß nicht Sterbende mit dem Tode rin-
gen, und entweder mit Verwirrung und Schre-
cken, oder mit frommer Freude auf ihre ver-
flossenen Tage zurücksehen!

Und

Anwendung des Vorigen.
mit allen ſeinen Geſchäfften und Freuden und
Leiden vorübergegangen! Und wer als du, o
Gott, kennet und beſtimmet die Zahl meiner
Tage auf Erden? Du haſt ſie alle auf dein
Buch geſchrieben, da ihrer noch keiner da war.
Du läßt ſie alle unaufhaltbar und mit ſchnel-
len Schritten auf einander folgen, bis der letzte
von allen erſcheint, der uns zu dir, unſerm
Vater und Richter, rufet, und in einen an-
dern, höhern Zuſtand verſetzet.

Und dieſer letzte Tag — wie bald kann
der nicht für mich erſcheinen! Wer verſichert
mich davon, daß ich das Licht des folgenden
Morgens erblicken, daß ich nicht dieſe Nacht
im Tode entſchlafen werde? Wie viel tauſende
und wieder tauſende von meinen Brüdern wer-
den nicht wirklich in dieſem kurzen Zeitraume
ihr Ziel erreichen und in die Ewigkeit überge-
hen, um da zu empfangen, nach dem ſie hier ge-
handelt haben, es ſey gut oder böſe! Geht
doch kein Augenblick dieſes kurzen Erdenlebens
dahin, daß nicht Sterbende mit dem Tode rin-
gen, und entweder mit Verwirrung und Schre-
cken, oder mit frommer Freude auf ihre ver-
floſſenen Tage zurückſehen!

Und
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[130/0152] Anwendung des Vorigen. mit allen ſeinen Geſchäfften und Freuden und Leiden vorübergegangen! Und wer als du, o Gott, kennet und beſtimmet die Zahl meiner Tage auf Erden? Du haſt ſie alle auf dein Buch geſchrieben, da ihrer noch keiner da war. Du läßt ſie alle unaufhaltbar und mit ſchnel- len Schritten auf einander folgen, bis der letzte von allen erſcheint, der uns zu dir, unſerm Vater und Richter, rufet, und in einen an- dern, höhern Zuſtand verſetzet. Und dieſer letzte Tag — wie bald kann der nicht für mich erſcheinen! Wer verſichert mich davon, daß ich das Licht des folgenden Morgens erblicken, daß ich nicht dieſe Nacht im Tode entſchlafen werde? Wie viel tauſende und wieder tauſende von meinen Brüdern wer- den nicht wirklich in dieſem kurzen Zeitraume ihr Ziel erreichen und in die Ewigkeit überge- hen, um da zu empfangen, nach dem ſie hier ge- handelt haben, es ſey gut oder böſe! Geht doch kein Augenblick dieſes kurzen Erdenlebens dahin, daß nicht Sterbende mit dem Tode rin- gen, und entweder mit Verwirrung und Schre- cken, oder mit frommer Freude auf ihre ver- floſſenen Tage zurückſehen! Und

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Zitationshilfe: Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/152>, abgerufen am 25.08.2024.