Darum komme auch ich, dein Geschöpf, dein Kind, getrost zu dir, und suche bey dir das Leben, die Kraft, die Hülfe, den Beystand, die du mir allein geben kannst, und gewiß geben wirst. Gieb mir, Vater, was ich bedarf. Dir sind alle meine Bedürfnisse bekannt, weit bes- ser als mir selbst; und kein Mittel, ihnen ab- zuhelfen, ist dir, dem Allwissenden, verborgen, und alles ist in deiner Gewalt. Gieb mir, Vater, was mir wirklich nützlich ist, wenn ichs gleich nicht dafür erkennen sollte; und verwei- gere und entziehe mir alles, was mir schädlich ist, wenn ich es gleich noch sehnlich wünschen sollte.
Ich bitte dich nicht um Reichthum und Ueberfluß, nicht um Hoheit und Macht, nicht um äußern Wohlstand, nicht um ungehinder- ten Fortgang aller meiner Unternehmungen, nicht um ununterbrochne Gesundheit und Stärke, nicht um Abwendung aller widrigen Begebenheiten, nicht um unvermischte Freude, nicht um ein langes glückliches Leben: du al- lein weißt mit zuverlässiger Gewißheit, was mir von diesem allen gut und heilsam ist; mir ist die Zukunft, mir ist der große ins Unend- liche sich erstreckende Zusammenhang meiner
Schick-
G 2
Allgemeines Gebet.
Darum komme auch ich, dein Geſchöpf, dein Kind, getroſt zu dir, und ſuche bey dir das Leben, die Kraft, die Hülfe, den Beyſtand, die du mir allein geben kannſt, und gewiß geben wirſt. Gieb mir, Vater, was ich bedarf. Dir ſind alle meine Bedürfniſſe bekannt, weit beſ- ſer als mir ſelbſt; und kein Mittel, ihnen ab- zuhelfen, iſt dir, dem Allwiſſenden, verborgen, und alles iſt in deiner Gewalt. Gieb mir, Vater, was mir wirklich nützlich iſt, wenn ichs gleich nicht dafür erkennen ſollte; und verwei- gere und entziehe mir alles, was mir ſchädlich iſt, wenn ich es gleich noch ſehnlich wünſchen ſollte.
Ich bitte dich nicht um Reichthum und Ueberfluß, nicht um Hoheit und Macht, nicht um äußern Wohlſtand, nicht um ungehinder- ten Fortgang aller meiner Unternehmungen, nicht um ununterbrochne Geſundheit und Stärke, nicht um Abwendung aller widrigen Begebenheiten, nicht um unvermiſchte Freude, nicht um ein langes glückliches Leben: du al- lein weißt mit zuverläſſiger Gewißheit, was mir von dieſem allen gut und heilſam iſt; mir iſt die Zukunft, mir iſt der große ins Unend- liche ſich erſtreckende Zuſammenhang meiner
Schick-
G 2
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Allgemeines Gebet.
Darum komme auch ich, dein Geſchöpf,
dein Kind, getroſt zu dir, und ſuche bey dir
das Leben, die Kraft, die Hülfe, den Beyſtand,
die du mir allein geben kannſt, und gewiß geben
wirſt. Gieb mir, Vater, was ich bedarf. Dir
ſind alle meine Bedürfniſſe bekannt, weit beſ-
ſer als mir ſelbſt; und kein Mittel, ihnen ab-
zuhelfen, iſt dir, dem Allwiſſenden, verborgen,
und alles iſt in deiner Gewalt. Gieb mir,
Vater, was mir wirklich nützlich iſt, wenn ichs
gleich nicht dafür erkennen ſollte; und verwei-
gere und entziehe mir alles, was mir ſchädlich
iſt, wenn ich es gleich noch ſehnlich wünſchen
ſollte.
Ich bitte dich nicht um Reichthum und
Ueberfluß, nicht um Hoheit und Macht, nicht
um äußern Wohlſtand, nicht um ungehinder-
ten Fortgang aller meiner Unternehmungen,
nicht um ununterbrochne Geſundheit und
Stärke, nicht um Abwendung aller widrigen
Begebenheiten, nicht um unvermiſchte Freude,
nicht um ein langes glückliches Leben: du al-
lein weißt mit zuverläſſiger Gewißheit, was
mir von dieſem allen gut und heilſam iſt; mir
iſt die Zukunft, mir iſt der große ins Unend-
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Zollikofer, Georg Joachim: Andachtsübungen und Gebete zum Privatgebrauche für nachdenkende und gutgesinnte Christen. Leipzig, 1785, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zollikofer_andachtsuebungen01_1785/121>, abgerufen am 16.02.2025.
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