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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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IX. Das Alter des Menschengeschlechts.
treffenden Hypothesen zurückzugehen genöthigt. Die Zeit um 12 bis
1500 v. Chr. dürfte im alleräußersten Falle als die, wo die ersten
dieser Bauten in unsrem Erdtheil entstanden, zu betrachten sein.
Daß viele Seewohnungen ähnlicher Art erst innerhalb der christlichen
Geschichte ihren Ursprung genommen haben, ja noch jetzt bei manchen
Völkern andrer Welttheile im Gebrauche sind, steht außerdem fest.
Ueber die Crannoges oder Pfahl-Jnseln Jrlands als noch bewohnte
Niederlassungen haben wir Nachrichten aus dem 9. bis 17. Jahr-
hundert; über ein zu Fischerzwecken angelegtes Pfahldorf bei Laufen-
burg am Oberrhein solche aus dem J. 1293; über die Pfahlbauten
mittelafrikanischer Neger im Benue-Fluß ziemlich neue durch Gerhard
Rohlfs; über die der Nikobaren-Jnsulaner solche durch Hermann
Vogel; über die der Orinoko-Anwohner und der Nachbarn des
Maracaibo-Sees durch Franz Engel; über die der Dayacken Bor-
neo's und noch andrer Naturvölker der Gegenwart durch andre
neuere Reisende.1)

Durchaus nicht weiter als durch die Pfahlbauten-Alterthümer
unsrer europäischer Seen, werden wir durch einen andren Lieblings-
gegenstand moderner archäologischer Forschung: die verschiednen
Grabstätten, als Felsen- und Hügelgräber, Steinkammern, Hü-
nenbetten, Dolmen etc. in die Vergangenheit des menschlichen Cultur-
lebens zurückgeführt. Selbst die leidenschaftlichsten französischen Ver-
fechter der Annahme eines besonderen angeblich von Skandinavien
aus über Mitteleuropa und Spanien nach Nordafrika eingewan-
derten "Dolmenvolkes", auf welches die bekannten Felspfeiler-Tische
dieses Länderbezirks zurückzuführen sein sollen (so General Faidherbe,
Cartailhac u. AA.), wissen diesem Dolmenvolke kein höheres Alter
zuzuschreiben, als etwa die Mitte des zweiten Jahrtausends vor
Christo. Mit Recht aber verwirft die größte Mehrzahl aller be-

1) Vgl. wegen der hier nöthigen Belege meine "Urgeschichte der Erde und
des Menschen" (1868), S. 152 ff.; Güttler, S. 302 ff.; F. Ratzel, Vor-
geschichte des europ. Menschen, S. 150--212; H. Kraffert, Zur Pfahlbauten-
frage -- im "Ausland" 1879, Nr. 30.

IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts.
treffenden Hypotheſen zurückzugehen genöthigt. Die Zeit um 12 bis
1500 v. Chr. dürfte im alleräußerſten Falle als die, wo die erſten
dieſer Bauten in unſrem Erdtheil entſtanden, zu betrachten ſein.
Daß viele Seewohnungen ähnlicher Art erſt innerhalb der chriſtlichen
Geſchichte ihren Urſprung genommen haben, ja noch jetzt bei manchen
Völkern andrer Welttheile im Gebrauche ſind, ſteht außerdem feſt.
Ueber die Crannoges oder Pfahl-Jnſeln Jrlands als noch bewohnte
Niederlaſſungen haben wir Nachrichten aus dem 9. bis 17. Jahr-
hundert; über ein zu Fiſcherzwecken angelegtes Pfahldorf bei Laufen-
burg am Oberrhein ſolche aus dem J. 1293; über die Pfahlbauten
mittelafrikaniſcher Neger im Benue-Fluß ziemlich neue durch Gerhard
Rohlfs; über die der Nikobaren-Jnſulaner ſolche durch Hermann
Vogel; über die der Orinoko-Anwohner und der Nachbarn des
Maracaibo-Sees durch Franz Engel; über die der Dayacken Bor-
neo’s und noch andrer Naturvölker der Gegenwart durch andre
neuere Reiſende.1)

Durchaus nicht weiter als durch die Pfahlbauten-Alterthümer
unſrer europäiſcher Seen, werden wir durch einen andren Lieblings-
gegenſtand moderner archäologiſcher Forſchung: die verſchiednen
Grabſtätten, als Felſen- und Hügelgräber, Steinkammern, Hü-
nenbetten, Dolmen ꝛc. in die Vergangenheit des menſchlichen Cultur-
lebens zurückgeführt. Selbſt die leidenſchaftlichſten franzöſiſchen Ver-
fechter der Annahme eines beſonderen angeblich von Skandinavien
aus über Mitteleuropa und Spanien nach Nordafrika eingewan-
derten „Dolmenvolkes‟, auf welches die bekannten Felspfeiler-Tiſche
dieſes Länderbezirks zurückzuführen ſein ſollen (ſo General Faidherbe,
Cartailhac u. AA.), wiſſen dieſem Dolmenvolke kein höheres Alter
zuzuſchreiben, als etwa die Mitte des zweiten Jahrtauſends vor
Chriſto. Mit Recht aber verwirft die größte Mehrzahl aller be-

1) Vgl. wegen der hier nöthigen Belege meine „Urgeſchichte der Erde und
des Menſchen‟ (1868), S. 152 ff.; Güttler, S. 302 ff.; F. Ratzel, Vor-
geſchichte des europ. Menſchen, S. 150—212; H. Kraffert, Zur Pfahlbauten-
frage — im „Ausland‟ 1879, Nr. 30.
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[311/0321] IX. Das Alter des Menſchengeſchlechts. treffenden Hypotheſen zurückzugehen genöthigt. Die Zeit um 12 bis 1500 v. Chr. dürfte im alleräußerſten Falle als die, wo die erſten dieſer Bauten in unſrem Erdtheil entſtanden, zu betrachten ſein. Daß viele Seewohnungen ähnlicher Art erſt innerhalb der chriſtlichen Geſchichte ihren Urſprung genommen haben, ja noch jetzt bei manchen Völkern andrer Welttheile im Gebrauche ſind, ſteht außerdem feſt. Ueber die Crannoges oder Pfahl-Jnſeln Jrlands als noch bewohnte Niederlaſſungen haben wir Nachrichten aus dem 9. bis 17. Jahr- hundert; über ein zu Fiſcherzwecken angelegtes Pfahldorf bei Laufen- burg am Oberrhein ſolche aus dem J. 1293; über die Pfahlbauten mittelafrikaniſcher Neger im Benue-Fluß ziemlich neue durch Gerhard Rohlfs; über die der Nikobaren-Jnſulaner ſolche durch Hermann Vogel; über die der Orinoko-Anwohner und der Nachbarn des Maracaibo-Sees durch Franz Engel; über die der Dayacken Bor- neo’s und noch andrer Naturvölker der Gegenwart durch andre neuere Reiſende. 1) Durchaus nicht weiter als durch die Pfahlbauten-Alterthümer unſrer europäiſcher Seen, werden wir durch einen andren Lieblings- gegenſtand moderner archäologiſcher Forſchung: die verſchiednen Grabſtätten, als Felſen- und Hügelgräber, Steinkammern, Hü- nenbetten, Dolmen ꝛc. in die Vergangenheit des menſchlichen Cultur- lebens zurückgeführt. Selbſt die leidenſchaftlichſten franzöſiſchen Ver- fechter der Annahme eines beſonderen angeblich von Skandinavien aus über Mitteleuropa und Spanien nach Nordafrika eingewan- derten „Dolmenvolkes‟, auf welches die bekannten Felspfeiler-Tiſche dieſes Länderbezirks zurückzuführen ſein ſollen (ſo General Faidherbe, Cartailhac u. AA.), wiſſen dieſem Dolmenvolke kein höheres Alter zuzuſchreiben, als etwa die Mitte des zweiten Jahrtauſends vor Chriſto. Mit Recht aber verwirft die größte Mehrzahl aller be- 1) Vgl. wegen der hier nöthigen Belege meine „Urgeſchichte der Erde und des Menſchen‟ (1868), S. 152 ff.; Güttler, S. 302 ff.; F. Ratzel, Vor- geſchichte des europ. Menſchen, S. 150—212; H. Kraffert, Zur Pfahlbauten- frage — im „Ausland‟ 1879, Nr. 30.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/321>, abgerufen am 25.11.2024.