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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
ägyptischen Jahren nachzuweisen suchte. Dagegen bevorzugte Lepsius
in seiner cyklischen Berechnung vielmehr den samaritanischen Text.
Bunsen endlich hielt sich an den hebräischen Text als den allein
ursprünglichen; seine Personennamen deutete er auf geschichtliche
Culturperioden, denen man ein System ungeschichtlicher cyklischer
Zahlen angepaßt habe; den Schlüssel zu diesem System bilde das
chaldäische Weltjahr von je 600 Sonnenjahren oder 618 1/3 Mond-
jahren.1) Auch Delitzsch hat es als möglich zugestanden, daß die
Jahressummen der zehn ersten Erzväter irgendwie eine cyklische Be-
deutung hätten; es spreche dafür die Analogie der 432 000 Jahre,
welche Berosus den 10 babylonischen Urkönigen bis auf Xisuthros
zuschreibe und welche wahrscheinlich gleich Tagen eines 360tägigen
Jahres, also s. v. a. 1200 Jahre oder 120 babylonische Saren
(Jahres-Dekaden) seien. Auf einen bestimmten Nachweis der den
Zahlen der Genesis möglich erweise zu Grund liegenden cyklischen
Construction verzichtet freilich Delitzsch; ähnlich der französische Ge-
lehrte F. Vigouroux, der die Frage offen läßt, ob babylonische
Saren zu 3600 Jahren (nach Berosus, Abydenus, Eusebius etc.)
oder solche zu 181/2 Jahren (nach Suidas) in die Rechnung ver-
arbeitet seien, übrigens aber mehr zur letzteren Annahme neigt,
weil 120 Saren zu je 181/2 Jahren ungefähr dieselbe Jahressumme
wie die von den Septuaginta für die Zeit von Adam bis zur Fluth
angegebne, nemlich 2221 Jahre (bl os 21 weniger als nach den
Sept.), ergäben, so daß also hienach Berosus und der alexandrin.
Text wesentlich übereinstimmten.2) Dagegen hat der Assyriologe
Jules Oppert jüngst einen sehr energisch und scharfsinnig durch-
geführten cyklischen Berechnungsversuch angestellt. Jhm gelten die

1) Die näheren Nachweise über diese viererlei cyklischen Deutungsversuche
und über noch einige Meinungen von theilweise ähnlicher Art (von Schubert,
M. v. Niebuhr, J. G. Rösch) s. bei Rösch in Herzogs R.-E., a. a. O.
2) Dclitzsch, zu Gen., 4. Aufl. S. 183. -- F. Vigouroux, La
Bible et les decouvertes modernes en Egypte et en Assyrie (Paris 1877),
I,
168--172.

VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
ägyptiſchen Jahren nachzuweiſen ſuchte. Dagegen bevorzugte Lepſius
in ſeiner cykliſchen Berechnung vielmehr den ſamaritaniſchen Text.
Bunſen endlich hielt ſich an den hebräiſchen Text als den allein
urſprünglichen; ſeine Perſonennamen deutete er auf geſchichtliche
Culturperioden, denen man ein Syſtem ungeſchichtlicher cykliſcher
Zahlen angepaßt habe; den Schlüſſel zu dieſem Syſtem bilde das
chaldäiſche Weltjahr von je 600 Sonnenjahren oder 618⅓ Mond-
jahren.1) Auch Delitzſch hat es als möglich zugeſtanden, daß die
Jahresſummen der zehn erſten Erzväter irgendwie eine cykliſche Be-
deutung hätten; es ſpreche dafür die Analogie der 432 000 Jahre,
welche Beroſus den 10 babyloniſchen Urkönigen bis auf Xiſuthros
zuſchreibe und welche wahrſcheinlich gleich Tagen eines 360tägigen
Jahres, alſo ſ. v. a. 1200 Jahre oder 120 babyloniſche Saren
(Jahres-Dekaden) ſeien. Auf einen beſtimmten Nachweis der den
Zahlen der Geneſis möglich erweiſe zu Grund liegenden cykliſchen
Conſtruction verzichtet freilich Delitzſch; ähnlich der franzöſiſche Ge-
lehrte F. Vigouroux, der die Frage offen läßt, ob babyloniſche
Saren zu 3600 Jahren (nach Beroſus, Abydenus, Euſebius ꝛc.)
oder ſolche zu 18½ Jahren (nach Suidas) in die Rechnung ver-
arbeitet ſeien, übrigens aber mehr zur letzteren Annahme neigt,
weil 120 Saren zu je 18½ Jahren ungefähr dieſelbe Jahresſumme
wie die von den Septuaginta für die Zeit von Adam bis zur Fluth
angegebne, nemlich 2221 Jahre (bl os 21 weniger als nach den
Sept.), ergäben, ſo daß alſo hienach Beroſus und der alexandrin.
Text weſentlich übereinſtimmten.2) Dagegen hat der Aſſyriologe
Jules Oppert jüngſt einen ſehr energiſch und ſcharfſinnig durch-
geführten cykliſchen Berechnungsverſuch angeſtellt. Jhm gelten die

1) Die näheren Nachweiſe über dieſe viererlei cykliſchen Deutungsverſuche
und über noch einige Meinungen von theilweiſe ähnlicher Art (von Schubert,
M. v. Niebuhr, J. G. Röſch) ſ. bei Röſch in Herzogs R.-E., a. a. O.
2) Dclitzſch, zu Gen., 4. Aufl. S. 183. — F. Vigouroux, La
Bible et les découvertes modernes en Egypte et en Assyrie (Paris 1877),
I,
168—172.
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[264/0274] VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. ägyptiſchen Jahren nachzuweiſen ſuchte. Dagegen bevorzugte Lepſius in ſeiner cykliſchen Berechnung vielmehr den ſamaritaniſchen Text. Bunſen endlich hielt ſich an den hebräiſchen Text als den allein urſprünglichen; ſeine Perſonennamen deutete er auf geſchichtliche Culturperioden, denen man ein Syſtem ungeſchichtlicher cykliſcher Zahlen angepaßt habe; den Schlüſſel zu dieſem Syſtem bilde das chaldäiſche Weltjahr von je 600 Sonnenjahren oder 618⅓ Mond- jahren. 1) Auch Delitzſch hat es als möglich zugeſtanden, daß die Jahresſummen der zehn erſten Erzväter irgendwie eine cykliſche Be- deutung hätten; es ſpreche dafür die Analogie der 432 000 Jahre, welche Beroſus den 10 babyloniſchen Urkönigen bis auf Xiſuthros zuſchreibe und welche wahrſcheinlich gleich Tagen eines 360tägigen Jahres, alſo ſ. v. a. 1200 Jahre oder 120 babyloniſche Saren (Jahres-Dekaden) ſeien. Auf einen beſtimmten Nachweis der den Zahlen der Geneſis möglich erweiſe zu Grund liegenden cykliſchen Conſtruction verzichtet freilich Delitzſch; ähnlich der franzöſiſche Ge- lehrte F. Vigouroux, der die Frage offen läßt, ob babyloniſche Saren zu 3600 Jahren (nach Beroſus, Abydenus, Euſebius ꝛc.) oder ſolche zu 18½ Jahren (nach Suidas) in die Rechnung ver- arbeitet ſeien, übrigens aber mehr zur letzteren Annahme neigt, weil 120 Saren zu je 18½ Jahren ungefähr dieſelbe Jahresſumme wie die von den Septuaginta für die Zeit von Adam bis zur Fluth angegebne, nemlich 2221 Jahre (bl os 21 weniger als nach den Sept.), ergäben, ſo daß alſo hienach Beroſus und der alexandrin. Text weſentlich übereinſtimmten. 2) Dagegen hat der Aſſyriologe Jules Oppert jüngſt einen ſehr energiſch und ſcharfſinnig durch- geführten cykliſchen Berechnungsverſuch angeſtellt. Jhm gelten die 1) Die näheren Nachweiſe über dieſe viererlei cykliſchen Deutungsverſuche und über noch einige Meinungen von theilweiſe ähnlicher Art (von Schubert, M. v. Niebuhr, J. G. Röſch) ſ. bei Röſch in Herzogs R.-E., a. a. O. 2) Dclitzſch, zu Gen., 4. Aufl. S. 183. — F. Vigouroux, La Bible et les découvertes modernes en Egypte et en Assyrie (Paris 1877), I, 168—172.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/274>, abgerufen am 22.11.2024.