Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. zeigen grade die Thomsschen Ergebnisse, welche ohnehin oft genugstatt klarer Nichtigkeitsbeweise bloße "Vielleicht" oder Möglichkeiten oder subjective Verdächtigungen zum Ausdruck gelangen lassen. Wir empfehlen statt solcher unverbesserlichen Skepsis a tout prix unser umsichtigeres Verfahren, wonach Bereitschaft zur Anerkennung seltenerer und wenig beobachteter, aber immerhin doch möglicher Vorgänge mit scharfer Kritik zusammenzuwirken hat. Das Resultat einer solchen Verfahrungsweise wird im Allgemeinen schwerlich anders lauten können als unsre obige Behauptung, wonach ein ungefähr 120jähriges Lebensalter immer noch in manchen Fällen, ein nahezu 150jähriges zwar höchst selten, aber doch auch immer noch gelegent- lich von der heutigen Menschheit erreicht wird. Oder biblisch ge- sprochen: zum Alter eines Mose und Aaron dringen immer noch einzelne Personen empor; als Ausnahme seltenster Art mag dann und wann auch wohl noch ein Alter ähnlich demjenigen Jakobs beobachtet werden. Der Contrast ist grell genug Vom Durchschnittsalter der 1) So C. E. Fürer, Die Lebensalter des Menschen in den verschiednen Geschichtsperioden der Erde und der Menschheit, -- Beweis d. Glaubens 1868, S. 184. 2) Max Waldstein, Die höchsten Altersklassen der menschlichen Bevölkerung. Wien 1879 (vgl. "Ausland" 1879, Nr. 28). Zöckler, Urstand. 17
VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen. zeigen grade die Thomsſchen Ergebniſſe, welche ohnehin oft genugſtatt klarer Nichtigkeitsbeweiſe bloße „Vielleicht‟ oder Möglichkeiten oder ſubjective Verdächtigungen zum Ausdruck gelangen laſſen. Wir empfehlen ſtatt ſolcher unverbeſſerlichen Skepſis à tout prix unſer umſichtigeres Verfahren, wonach Bereitſchaft zur Anerkennung ſeltenerer und wenig beobachteter, aber immerhin doch möglicher Vorgänge mit ſcharfer Kritik zuſammenzuwirken hat. Das Reſultat einer ſolchen Verfahrungsweiſe wird im Allgemeinen ſchwerlich anders lauten können als unſre obige Behauptung, wonach ein ungefähr 120jähriges Lebensalter immer noch in manchen Fällen, ein nahezu 150jähriges zwar höchſt ſelten, aber doch auch immer noch gelegent- lich von der heutigen Menſchheit erreicht wird. Oder bibliſch ge- ſprochen: zum Alter eines Moſe und Aaron dringen immer noch einzelne Perſonen empor; als Ausnahme ſeltenſter Art mag dann und wann auch wohl noch ein Alter ähnlich demjenigen Jakobs beobachtet werden. Der Contraſt iſt grell genug Vom Durchſchnittsalter der 1) So C. E. Fürer, Die Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit, — Beweis d. Glaubens 1868, S. 184. 2) Max Waldſtein, Die höchſten Altersklaſſen der menſchlichen Bevölkerung. Wien 1879 (vgl. „Ausland‟ 1879, Nr. 28). Zöckler, Urſtand. 17
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VIII. Die Langlebigkeit der Patriarchen.
zeigen grade die Thomsſchen Ergebniſſe, welche ohnehin oft genug
ſtatt klarer Nichtigkeitsbeweiſe bloße „Vielleicht‟ oder Möglichkeiten
oder ſubjective Verdächtigungen zum Ausdruck gelangen laſſen.
Wir empfehlen ſtatt ſolcher unverbeſſerlichen Skepſis à tout prix
unſer umſichtigeres Verfahren, wonach Bereitſchaft zur Anerkennung
ſeltenerer und wenig beobachteter, aber immerhin doch möglicher
Vorgänge mit ſcharfer Kritik zuſammenzuwirken hat. Das Reſultat
einer ſolchen Verfahrungsweiſe wird im Allgemeinen ſchwerlich anders
lauten können als unſre obige Behauptung, wonach ein ungefähr
120jähriges Lebensalter immer noch in manchen Fällen, ein nahezu
150jähriges zwar höchſt ſelten, aber doch auch immer noch gelegent-
lich von der heutigen Menſchheit erreicht wird. Oder bibliſch ge-
ſprochen: zum Alter eines Moſe und Aaron dringen immer noch
einzelne Perſonen empor; als Ausnahme ſeltenſter Art mag dann
und wann auch wohl noch ein Alter ähnlich demjenigen Jakobs
beobachtet werden.
Der Contraſt iſt grell genug Vom Durchſchnittsalter der
Noachiden trennen unſer höchſtes Alter ſchon Jahrhunderte; von
dem der Sethiten mehr als ein halbes Jahrtauſend. Man hat
allerdings zu wenig behauptet, wenn man auf eine Million Menſchen
des heutigen Europa nur einen einzigen Hundertjährigen kommen
laſſen wollte; 1) vielmehr dürfen ſehr wahrſcheinlich auf eine Million
noch mindeſtens zehn Centenarier gerechnet werden, denn eine auf
Volkszählungsergebniſſe geſtützte ſtatiſtiſche Berechnung von Waldſtein
ergab jüngſt allein für Oeſterreich-Ungarn die Ziffer von 100
Frauen und 86 Männern im hundertſten Lebensjahre, ferner 41
Frauen und 37 Männer von hundertundeinjährigem, ſowie 83
Frauen und 60 Männer von noch höherem Alter. 2) Jmmerhin
1) So C. E. Fürer, Die Lebensalter des Menſchen in den verſchiednen
Geſchichtsperioden der Erde und der Menſchheit, — Beweis d. Glaubens 1868,
S. 184.
2) Max Waldſtein, Die höchſten Altersklaſſen der menſchlichen Bevölkerung.
Wien 1879 (vgl. „Ausland‟ 1879, Nr. 28).
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