VI. Sprach-, religions- und culturgeschichtliche Jnstanzen.
ihm eine umso höhere Bedeutung zu, da von dem festen Grunde aus, welchen es legt, auf verschiedne sonstige religions- und cultur- geschichtliche Thatsachen ein lehrreiches Licht fällt, das uns unsrer Aufgabe, die Spuren und Beweisgründe für eine reinere und glück- lichere Urbeschaffenheit unsres Geschlechts möglichst vollständig zu sammeln, noch näher bringt.
3. Wir glauben außer den fetischistischen Religionsbildungen noch mehrere cultur- und religionsgeschichtliche Phänomene nachweisen zu können, die nur dann richtig erklärt werden, wenn man zurück- weisende Spuren oder Reste einer einstigen reineren und normaleren Beschaffenheit der betr. Völker in religiös-ethischer Hinsicht in ihnen erblickt. Zu diesen ferneren Verfall- und Entartungssymptomen oder sonstigen thatsächlichen Belegen für unsere degradationistische Betrachtungsweise als allein richtig, gehört eine Anzahl von Ueber- lieferungen und Gebräuchen bei weit voneinander entfernten Stämmen verschiedner Welttheile, in welchen sich eine dunkle Erinnerung an eine der Gottheit gegenüber zu sühnende Schuld auszudrücken scheint. Wir rechnen zu diesen indirecten Sündenfalls-Reminiscenzen und Sühngebräuchen vor allem die schon den ältesten Religionen zahl- reicher Völker eignen Opfer- und Gebetssitten, welche auf ein Versühnen der erzürnten göttlichen Mächte abzwecken und durch sehr bestimmt diesen Zweck ausdrückende Namen (wie bei den Griechen durch [fremdsprachliches Material - 2 Wörter fehlen], bei den alten Jndiern in den Vedas durch ähnliche Wörter etc.) bezeichnet werden. Spuren von Opfermahlzeiten (speciell von Todtenopfern), wollten phantasievolle Alterthumsforscher wie Lartet, Dupont, de Mortillet, schon in Höhlen der frühesten Quaternärzeit, wie in der berühmten Todtengrotte von Aurignac, der Höhle von Solutre etc. wahrgenommen haben. Wunder nehmen dürften solche Wahrnehmungen, wenn sie sich einst- mals bestätigen sollten, keineswegs. Auch die biblische Urgeschichte rückt die Anfänge der Opfersitten bis in die nächste Zeit nach dem
VI. Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen.
ihm eine umſo höhere Bedeutung zu, da von dem feſten Grunde aus, welchen es legt, auf verſchiedne ſonſtige religions- und cultur- geſchichtliche Thatſachen ein lehrreiches Licht fällt, das uns unſrer Aufgabe, die Spuren und Beweisgründe für eine reinere und glück- lichere Urbeſchaffenheit unſres Geſchlechts möglichſt vollſtändig zu ſammeln, noch näher bringt.
3. Wir glauben außer den fetiſchiſtiſchen Religionsbildungen noch mehrere cultur- und religionsgeſchichtliche Phänomene nachweiſen zu können, die nur dann richtig erklärt werden, wenn man zurück- weiſende Spuren oder Reſte einer einſtigen reineren und normaleren Beſchaffenheit der betr. Völker in religiös-ethiſcher Hinſicht in ihnen erblickt. Zu dieſen ferneren Verfall- und Entartungsſymptomen oder ſonſtigen thatſächlichen Belegen für unſere degradationiſtiſche Betrachtungsweiſe als allein richtig, gehört eine Anzahl von Ueber- lieferungen und Gebräuchen bei weit voneinander entfernten Stämmen verſchiedner Welttheile, in welchen ſich eine dunkle Erinnerung an eine der Gottheit gegenüber zu ſühnende Schuld auszudrücken ſcheint. Wir rechnen zu dieſen indirecten Sündenfalls-Reminiſcenzen und Sühngebräuchen vor allem die ſchon den älteſten Religionen zahl- reicher Völker eignen Opfer- und Gebetsſitten, welche auf ein Verſühnen der erzürnten göttlichen Mächte abzwecken und durch ſehr beſtimmt dieſen Zweck ausdrückende Namen (wie bei den Griechen durch [fremdsprachliches Material – 2 Wörter fehlen], bei den alten Jndiern in den Vedas durch ähnliche Wörter ꝛc.) bezeichnet werden. Spuren von Opfermahlzeiten (ſpeciell von Todtenopfern), wollten phantaſievolle Alterthumsforſcher wie Lartet, Dupont, de Mortillet, ſchon in Höhlen der früheſten Quaternärzeit, wie in der berühmten Todtengrotte von Aurignac, der Höhle von Solutré ꝛc. wahrgenommen haben. Wunder nehmen dürften ſolche Wahrnehmungen, wenn ſie ſich einſt- mals beſtätigen ſollten, keineswegs. Auch die bibliſche Urgeſchichte rückt die Anfänge der Opferſitten bis in die nächſte Zeit nach dem
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VI. Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen.
ihm eine umſo höhere Bedeutung zu, da von dem feſten Grunde
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geſchichtliche Thatſachen ein lehrreiches Licht fällt, das uns unſrer
Aufgabe, die Spuren und Beweisgründe für eine reinere und glück-
lichere Urbeſchaffenheit unſres Geſchlechts möglichſt vollſtändig zu
ſammeln, noch näher bringt.
3. Wir glauben außer den fetiſchiſtiſchen Religionsbildungen
noch mehrere cultur- und religionsgeſchichtliche Phänomene nachweiſen
zu können, die nur dann richtig erklärt werden, wenn man zurück-
weiſende Spuren oder Reſte einer einſtigen reineren und normaleren
Beſchaffenheit der betr. Völker in religiös-ethiſcher Hinſicht in ihnen
erblickt. Zu dieſen ferneren Verfall- und Entartungsſymptomen
oder ſonſtigen thatſächlichen Belegen für unſere degradationiſtiſche
Betrachtungsweiſe als allein richtig, gehört eine Anzahl von Ueber-
lieferungen und Gebräuchen bei weit voneinander entfernten Stämmen
verſchiedner Welttheile, in welchen ſich eine dunkle Erinnerung an
eine der Gottheit gegenüber zu ſühnende Schuld auszudrücken ſcheint.
Wir rechnen zu dieſen indirecten Sündenfalls-Reminiſcenzen und
Sühngebräuchen vor allem die ſchon den älteſten Religionen zahl-
reicher Völker eignen Opfer- und Gebetsſitten, welche auf ein
Verſühnen der erzürnten göttlichen Mächte abzwecken und durch ſehr
beſtimmt dieſen Zweck ausdrückende Namen (wie bei den Griechen
durch __, bei den alten Jndiern in den
Vedas durch ähnliche Wörter ꝛc.) bezeichnet werden. Spuren von
Opfermahlzeiten (ſpeciell von Todtenopfern), wollten phantaſievolle
Alterthumsforſcher wie Lartet, Dupont, de Mortillet, ſchon in Höhlen
der früheſten Quaternärzeit, wie in der berühmten Todtengrotte
von Aurignac, der Höhle von Solutré ꝛc. wahrgenommen haben.
Wunder nehmen dürften ſolche Wahrnehmungen, wenn ſie ſich einſt-
mals beſtätigen ſollten, keineswegs. Auch die bibliſche Urgeſchichte
rückt die Anfänge der Opferſitten bis in die nächſte Zeit nach dem
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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/214>, abgerufen am 27.07.2024.
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