Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.VI. Sprach-, religions- und culturgeschichtliche Jnstanzen. Es befinden sich einige achtunggebietende Namen in dieser Reihe der Ahnen, und zwar vermittelst des s. z. Totemismus oder heraldischen Thier-
bilderdiensts, hervorgehen. Aehnlich Caspari, Urgeschichte etc., I, 263 ff. -- Anders Waitz, Anthropologie der Naturvölker, I, 323 f. (auch II, 174 u. ö.); H. Paret, Art. "Fetischismus" in der Herzogschen Real-Encyklop. f. prot. Theol., Bd., IV, S. 395. (Mit Recht ist dieser an ziemlichen Unklarheiten und inneren Widersprüchen leidende Aufsatz in die zweite Anfl. der Real-Encykl. nicht mit übergegangen). VI. Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen. Es befinden ſich einige achtunggebietende Namen in dieſer Reihe der Ahnen, und zwar vermittelſt des ſ. z. Totemismus oder heraldiſchen Thier-
bilderdienſts, hervorgehen. Aehnlich Caspari, Urgeſchichte ꝛc., I, 263 ff. — Anders Waitz, Anthropologie der Naturvölker, I, 323 f. (auch II, 174 u. ö.); H. Paret, Art. „Fetiſchismus‟ in der Herzogſchen Real-Encyklop. f. prot. Theol., Bd., IV, S. 395. (Mit Recht iſt dieſer an ziemlichen Unklarheiten und inneren Widerſprüchen leidende Aufſatz in die zweite Anfl. der Real-Encykl. nicht mit übergegangen). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0208" n="198"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen.</fw><lb/> <p>Es befinden ſich einige achtunggebietende Namen in dieſer Reihe<lb/> von Vertretern der Fetiſchismus-Hypotheſe. Dennoch iſt die ganze<lb/> Annahme, zu welcher beſondren Faſſung ſie auch ausgeprägt werden<lb/> möge, eine irrthümliche und unhaltbare. Der Fetiſch-Aberglaube<lb/> gehört nicht an den Anfang, ſondern entſchieden erſt an das Ende<lb/> der Religionsentwicklung, ſei es einzelner Völker ſei es der Menſch-<lb/> heit im Ganzen; er iſt weſentlich Fäulnißproduct, Frucht eines<lb/> religiöſen Entartungsproceſſes von ähnlicher Art. Wie der dem<lb/> Reliquienaberglauben des Katholicismus und andrer Religionen zu<lb/> Grunde liegende. An die Spitze der zahlreichen gewichtigen Gründe,<lb/> welche für dieſe Auffaſſung entſcheiden, iſt ſchon der Name „Fetiſch‟<lb/> zu ſtellen. Dieſes dem früheſten Fetiſchismusforſcher C. de Broſſes<lb/> (um 1760) durch franzöſiſche Handelsleute zugeführte, aus dem por-<lb/> tugieſiſchen <hi rendition="#aq">fetisso</hi> vererbte Wort iſt herzuleiten nicht etwa von<lb/><hi rendition="#aq">fatum,</hi> ſondern von <hi rendition="#aq">facere;</hi> es entſpricht dem lateiniſchen <hi rendition="#aq">(deus)<lb/> factitius,</hi> bezeichnet alſo einen „gemachten‟ Gott, einen zum Zweck<lb/> des Zauberns willkürlich gebildeten Götzen, ein Zaubermittel oder<lb/> Object abergläubiger Andacht. Jrgendwelche Gottesvorſtellung muß<lb/> nothwendig ſchon dageweſen ſein, wo zum Machen eines ſolchen<lb/> Zaubergötzen geſchritten wird; der Stein, Klotz, Knochen, Lappen ꝛc.,<lb/> welcher dem Reger als Fetiſch dient, iſt ein einem längſt vorhan-<lb/> denen, wenn auch höchſt rohen und unbeſtimmten Gottesbegriffe<lb/> willkürlich angepaßtes Jdol, dem das ſonſtige Jdole empfehlende<lb/> Moment der Sinnbildlichkeit, der relativen Uebereinſtimmung zwiſchen<lb/> unſichtbarem Urbild und ſinnlichem Abbild fehlt. Dieſe Willkürlich-<lb/> keit des Verfahrens beim Fetiſchmachen könnte nun allerdings als<lb/><note xml:id="seg2pn_9_2" prev="#seg2pn_9_1" place="foot" n="3)">der Ahnen, und zwar vermittelſt des ſ. z. Totemismus oder heraldiſchen Thier-<lb/> bilderdienſts, hervorgehen. Aehnlich <hi rendition="#g">Caspari,</hi> Urgeſchichte ꝛc., <hi rendition="#aq">I,</hi> 263 ff. —<lb/> Anders <hi rendition="#g">Waitz,</hi> Anthropologie der Naturvölker, <hi rendition="#aq">I,</hi> 323 f. (auch <hi rendition="#aq">II,</hi> 174 u. ö.);<lb/> H. <hi rendition="#g">Paret,</hi> Art. „Fetiſchismus‟ in der <hi rendition="#g">Herzogſchen</hi> Real-Encyklop. f. prot.<lb/> Theol., Bd., <hi rendition="#aq">IV,</hi> S. 395. (Mit Recht iſt dieſer an ziemlichen Unklarheiten und<lb/> inneren Widerſprüchen leidende Aufſatz in die zweite Anfl. der Real-Encykl. nicht<lb/> mit übergegangen).</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [198/0208]
VI. Sprach-, religions- und culturgeſchichtliche Jnſtanzen.
Es befinden ſich einige achtunggebietende Namen in dieſer Reihe
von Vertretern der Fetiſchismus-Hypotheſe. Dennoch iſt die ganze
Annahme, zu welcher beſondren Faſſung ſie auch ausgeprägt werden
möge, eine irrthümliche und unhaltbare. Der Fetiſch-Aberglaube
gehört nicht an den Anfang, ſondern entſchieden erſt an das Ende
der Religionsentwicklung, ſei es einzelner Völker ſei es der Menſch-
heit im Ganzen; er iſt weſentlich Fäulnißproduct, Frucht eines
religiöſen Entartungsproceſſes von ähnlicher Art. Wie der dem
Reliquienaberglauben des Katholicismus und andrer Religionen zu
Grunde liegende. An die Spitze der zahlreichen gewichtigen Gründe,
welche für dieſe Auffaſſung entſcheiden, iſt ſchon der Name „Fetiſch‟
zu ſtellen. Dieſes dem früheſten Fetiſchismusforſcher C. de Broſſes
(um 1760) durch franzöſiſche Handelsleute zugeführte, aus dem por-
tugieſiſchen fetisso vererbte Wort iſt herzuleiten nicht etwa von
fatum, ſondern von facere; es entſpricht dem lateiniſchen (deus)
factitius, bezeichnet alſo einen „gemachten‟ Gott, einen zum Zweck
des Zauberns willkürlich gebildeten Götzen, ein Zaubermittel oder
Object abergläubiger Andacht. Jrgendwelche Gottesvorſtellung muß
nothwendig ſchon dageweſen ſein, wo zum Machen eines ſolchen
Zaubergötzen geſchritten wird; der Stein, Klotz, Knochen, Lappen ꝛc.,
welcher dem Reger als Fetiſch dient, iſt ein einem längſt vorhan-
denen, wenn auch höchſt rohen und unbeſtimmten Gottesbegriffe
willkürlich angepaßtes Jdol, dem das ſonſtige Jdole empfehlende
Moment der Sinnbildlichkeit, der relativen Uebereinſtimmung zwiſchen
unſichtbarem Urbild und ſinnlichem Abbild fehlt. Dieſe Willkürlich-
keit des Verfahrens beim Fetiſchmachen könnte nun allerdings als
3)
3) der Ahnen, und zwar vermittelſt des ſ. z. Totemismus oder heraldiſchen Thier-
bilderdienſts, hervorgehen. Aehnlich Caspari, Urgeſchichte ꝛc., I, 263 ff. —
Anders Waitz, Anthropologie der Naturvölker, I, 323 f. (auch II, 174 u. ö.);
H. Paret, Art. „Fetiſchismus‟ in der Herzogſchen Real-Encyklop. f. prot.
Theol., Bd., IV, S. 395. (Mit Recht iſt dieſer an ziemlichen Unklarheiten und
inneren Widerſprüchen leidende Aufſatz in die zweite Anfl. der Real-Encykl. nicht
mit übergegangen).
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