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Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879.

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IV. Die Opposition des modernen Naturalismus.
dadurch herbeigeführtem Aufrechtgehen unter den ihr allmähliges Fort-
schreiten bedingenden Faktoren genannt etc.1)

Die sehr mannigfaltig gearteten Gegenkundgebungen aus dem
antidarwinianischen Heerlager mit ihrer bald consequenteren, bald
mehr nur bedingten und gewisse Concessionen (z. B. hinsichtlich der
Altersfrage) machenden Zurückweisung dieser naturalistischen Specu-
lationen werden, so weit sie belangreich sind, in den folgenden Ab-
schnitten zur Sprache kommen. Vorläufig sei in ihrem Betreff nur
so viel bemerkt, daß sie ein zahlreiche Positionen und Schattirungen
umfassendes Meinungsbereich darstellen, innerhalb dessen ebensowohl
die reactionärsten Standpunkte und die unverholensten Zweifel an
der Berechtigung einer s. g. prähistorischen Wissenschaft überhaupt,
wie ein möglichst weitgehendes Entgegenkommen zum Descendenz-
standpunkte hin repräsentirt erschienen. Wenn einerseits der berühmte
Aegyptologe Brugsch aller prähistorischen Wissenschaft überhaupt, als
einer "Pyramide scharfsinniger Hypothesen, auf deren Spitze in
nebelhafter Höhe das Bild des Menschen-Affen als letztes Schluß-
tableau thront," den Krieg erklärt und ihre Tendenz, "unser Geschlecht
auf die Fratze des Affenthums zurückzuführen und so dem Zufalle
anzurechnen was Ausfluß der höchsten Weisheit ist," aufs schärfste
tadelt,2) so haben andrerseits selbst Theologen, wenn nicht von streng
positiver doch von vermittelnder Haltung, der Thierursprungs-
Hypothese, falls sie nur eine gewisse religiöse Wendung oder Deutung
erfahre, die Hand der Versöhnung dargeboten. Rud. Schmid meint,
die Bibel sei der Annahme solcher Mittelursachen bei der Erschaffung
des Menschen, wie die im Darwinschen System ihre Rolle spielenden,
keineswegs ganz entgegen. Er verweist auf 1. Mos. 2, 7 und
behauptet: "Vom idealen Gesichtspunkte aus gehört die Staubnatur

1) O. Caspari, Die Urgeschichte der Menschheit mit Rücksicht auf die
natürliche Entwicklung des frühesten Geisteslebens. 2 Bde. Zweite Aufl. Leipzig
1877 f. (bes. I, 12 f., 150 ff., 299 ff.).
2) H. Brugsch-Bey, Die prähistor. Wissenschaft und der "Mensch-Affe". --
Wiener "Presse" vom 4. Sept. 1872.

IV. Die Oppoſition des modernen Naturalismus.
dadurch herbeigeführtem Aufrechtgehen unter den ihr allmähliges Fort-
ſchreiten bedingenden Faktoren genannt ꝛc.1)

Die ſehr mannigfaltig gearteten Gegenkundgebungen aus dem
antidarwinianiſchen Heerlager mit ihrer bald conſequenteren, bald
mehr nur bedingten und gewiſſe Conceſſionen (z. B. hinſichtlich der
Altersfrage) machenden Zurückweiſung dieſer naturaliſtiſchen Specu-
lationen werden, ſo weit ſie belangreich ſind, in den folgenden Ab-
ſchnitten zur Sprache kommen. Vorläufig ſei in ihrem Betreff nur
ſo viel bemerkt, daß ſie ein zahlreiche Poſitionen und Schattirungen
umfaſſendes Meinungsbereich darſtellen, innerhalb deſſen ebenſowohl
die reactionärſten Standpunkte und die unverholenſten Zweifel an
der Berechtigung einer ſ. g. prähiſtoriſchen Wiſſenſchaft überhaupt,
wie ein möglichſt weitgehendes Entgegenkommen zum Deſcendenz-
ſtandpunkte hin repräſentirt erſchienen. Wenn einerſeits der berühmte
Aegyptologe Brugſch aller prähiſtoriſchen Wiſſenſchaft überhaupt, als
einer „Pyramide ſcharfſinniger Hypotheſen, auf deren Spitze in
nebelhafter Höhe das Bild des Menſchen-Affen als letztes Schluß-
tableau thront,‟ den Krieg erklärt und ihre Tendenz, „unſer Geſchlecht
auf die Fratze des Affenthums zurückzuführen und ſo dem Zufalle
anzurechnen was Ausfluß der höchſten Weisheit iſt,‟ aufs ſchärfſte
tadelt,2) ſo haben andrerſeits ſelbſt Theologen, wenn nicht von ſtreng
poſitiver doch von vermittelnder Haltung, der Thierurſprungs-
Hypotheſe, falls ſie nur eine gewiſſe religiöſe Wendung oder Deutung
erfahre, die Hand der Verſöhnung dargeboten. Rud. Schmid meint,
die Bibel ſei der Annahme ſolcher Mittelurſachen bei der Erſchaffung
des Menſchen, wie die im Darwinſchen Syſtem ihre Rolle ſpielenden,
keineswegs ganz entgegen. Er verweiſt auf 1. Moſ. 2, 7 und
behauptet: „Vom idealen Geſichtspunkte aus gehört die Staubnatur

1) O. Caspari, Die Urgeſchichte der Menſchheit mit Rückſicht auf die
natürliche Entwicklung des früheſten Geiſteslebens. 2 Bde. Zweite Aufl. Leipzig
1877 f. (beſ. I, 12 f., 150 ff., 299 ff.).
2) H. Brugſch-Bey, Die prähiſtor. Wiſſenſchaft und der „Menſch-Affe‟. —
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[149/0159] IV. Die Oppoſition des modernen Naturalismus. dadurch herbeigeführtem Aufrechtgehen unter den ihr allmähliges Fort- ſchreiten bedingenden Faktoren genannt ꝛc. 1) Die ſehr mannigfaltig gearteten Gegenkundgebungen aus dem antidarwinianiſchen Heerlager mit ihrer bald conſequenteren, bald mehr nur bedingten und gewiſſe Conceſſionen (z. B. hinſichtlich der Altersfrage) machenden Zurückweiſung dieſer naturaliſtiſchen Specu- lationen werden, ſo weit ſie belangreich ſind, in den folgenden Ab- ſchnitten zur Sprache kommen. Vorläufig ſei in ihrem Betreff nur ſo viel bemerkt, daß ſie ein zahlreiche Poſitionen und Schattirungen umfaſſendes Meinungsbereich darſtellen, innerhalb deſſen ebenſowohl die reactionärſten Standpunkte und die unverholenſten Zweifel an der Berechtigung einer ſ. g. prähiſtoriſchen Wiſſenſchaft überhaupt, wie ein möglichſt weitgehendes Entgegenkommen zum Deſcendenz- ſtandpunkte hin repräſentirt erſchienen. Wenn einerſeits der berühmte Aegyptologe Brugſch aller prähiſtoriſchen Wiſſenſchaft überhaupt, als einer „Pyramide ſcharfſinniger Hypotheſen, auf deren Spitze in nebelhafter Höhe das Bild des Menſchen-Affen als letztes Schluß- tableau thront,‟ den Krieg erklärt und ihre Tendenz, „unſer Geſchlecht auf die Fratze des Affenthums zurückzuführen und ſo dem Zufalle anzurechnen was Ausfluß der höchſten Weisheit iſt,‟ aufs ſchärfſte tadelt, 2) ſo haben andrerſeits ſelbſt Theologen, wenn nicht von ſtreng poſitiver doch von vermittelnder Haltung, der Thierurſprungs- Hypotheſe, falls ſie nur eine gewiſſe religiöſe Wendung oder Deutung erfahre, die Hand der Verſöhnung dargeboten. Rud. Schmid meint, die Bibel ſei der Annahme ſolcher Mittelurſachen bei der Erſchaffung des Menſchen, wie die im Darwinſchen Syſtem ihre Rolle ſpielenden, keineswegs ganz entgegen. Er verweiſt auf 1. Moſ. 2, 7 und behauptet: „Vom idealen Geſichtspunkte aus gehört die Staubnatur 1) O. Caspari, Die Urgeſchichte der Menſchheit mit Rückſicht auf die natürliche Entwicklung des früheſten Geiſteslebens. 2 Bde. Zweite Aufl. Leipzig 1877 f. (beſ. I, 12 f., 150 ff., 299 ff.). 2) H. Brugſch-Bey, Die prähiſtor. Wiſſenſchaft und der „Menſch-Affe‟. — Wiener „Preſſe‟ vom 4. Sept. 1872.

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Zitationshilfe: Zöckler, Otto: Die Lehre vom Urstand des Menschen. Gütersloh, 1879, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zoeckler_lehre_1879/159>, abgerufen am 22.11.2024.