Ein paar Reime werden sich auch in denen Ge- dichten (die in einer Strophe sieben gleiche En- dungen haben) befinden, welche bey uns Teut- schen nicht so gewöhnlich sind, als in der sonst sehr accuraten Frantzösischen Prosodie. Jch reime z. E. in einem Liede: Hertzen,corda,und die Wunden hertzen,exosculari. Bayle schließt sein admirables Gedicht von der Gnade auf glei- che Art:
Il alla ches Binsfeld & ches Basile Ponce Sur l' heure a mes raisons chercher une reponce.
Es wird also Entschuldigung finden. Und will ich mich dabey nicht länger aufhalten, sondern zu den Sachen schreiten.
Die Stücke von 1713. an, bis 1720. sind meist alle verlohren. Jch schrieb damals hefftig und hart. Jch hatte den Heiland innig lieb, traute mir aber selber nicht, darum fassete ich meine Gedichte (wenn sie nach damaligen Universitäts-Gebrauch, gedruckt werden musten,) mit solchen Ausdrücken ab, daß ich hoffete, die Welt solte mir gram und die Gelegenheiten in derselben fortzukommen, von
selbst
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Vorrede.
Ein paar Reime werden ſich auch in denen Ge- dichten (die in einer Strophe ſieben gleiche En- dungen haben) befinden, welche bey uns Teut- ſchen nicht ſo gewoͤhnlich ſind, als in der ſonſt ſehr accuraten Frantzoͤſiſchen Proſodie. Jch reime z. E. in einem Liede: Hertzen,corda,und die Wunden hertzen,exoſculari. Bayle ſchließt ſein admirables Gedicht von der Gnade auf glei- che Art:
Il alla ches Binsfeld & ches Baſile Ponce Sur l’ heure à mes raisons chercher une reponce.
Es wird alſo Entſchuldigung finden. Und will ich mich dabey nicht laͤnger aufhalten, ſondern zu den Sachen ſchreiten.
Die Stuͤcke von 1713. an, bis 1720. ſind meiſt alle verlohren. Jch ſchrieb damals hefftig und hart. Jch hatte den Heiland innig lieb, traute mir aber ſelber nicht, darum faſſete ich meine Gedichte (wenn ſie nach damaligen Univerſitaͤts-Gebrauch, gedruckt werden muſten,) mit ſolchen Ausdruͤcken ab, daß ich hoffete, die Welt ſolte mir gram und die Gelegenheiten in derſelben fortzukommen, von
ſelbſt
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[0007]
Vorrede.
Ein paar Reime werden ſich auch in denen Ge-
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dungen haben) befinden, welche bey uns Teut-
ſchen nicht ſo gewoͤhnlich ſind, als in der ſonſt ſehr
accuraten Frantzoͤſiſchen Proſodie. Jch reime
z. E. in einem Liede: Hertzen, corda, und die
Wunden hertzen, exoſculari. Bayle ſchließt
ſein admirables Gedicht von der Gnade auf glei-
che Art:
Il alla ches Binsfeld & ches Baſile Ponce
Sur l’ heure à mes raisons chercher une
reponce.
Es wird alſo Entſchuldigung finden. Und will
ich mich dabey nicht laͤnger aufhalten, ſondern zu
den Sachen ſchreiten.
Die Stuͤcke von 1713. an, bis 1720. ſind meiſt
alle verlohren. Jch ſchrieb damals hefftig und hart.
Jch hatte den Heiland innig lieb, traute mir aber
ſelber nicht, darum faſſete ich meine Gedichte
(wenn ſie nach damaligen Univerſitaͤts-Gebrauch,
gedruckt werden muſten,) mit ſolchen Ausdruͤcken
ab, daß ich hoffete, die Welt ſolte mir gram und
die Gelegenheiten in derſelben fortzukommen, von
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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/7>, abgerufen am 25.07.2024.
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