Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite
Vorrede.


Die Vorrede zu diesen Gedichten mache ich
auch selber, damit sie sonst niemand mag machen;
und ich sagen kan, was ich nöthig finde: Man kan
sich immer selber am besten erklären. Jch habe drey
Dinge zu erinnern, das erste betrifft den Druck,
das andere die Poesie, das dritte die Sachen.
Der Druck ist gut genug. Jch bitte aber den Leser
gleichwohl das Fehler-Register zuerst zu lesen, und
sichs ein wenig bekannt zu machen, denn es ist nicht
gleichgültig, was da stehet, man hat Ursachen zu
einem jeden Wort.

Meine Poesie ist ungekünstelt: wie mir ist, so
schreibe ich. Höhere und tieffere Worte pflege ich
nicht zu gebrauchen, als mein Sinn ist. Die Re-
geln setze ich aus den Augen ums Nachdrucks wil-
len: Ein Hauß, dem HErrn beqvem, klingt
mir nach Gelegenheit besser, als: ein beqvemes
Hauß vor den HErrn. Einem andern
Stern folgen,
wäre nicht so wohllautend in dem
Context p. 168. als: folgen, einem andern
Stern.
Zuweilen habe ich nach dem Genio
desjenigen geschrieben, von dem die Rede war.
Die Rede auf D. Antonen. p. 215. ist so abge-
faßt.

Ein
Vorrede.


Die Vorrede zu dieſen Gedichten mache ich
auch ſelber, damit ſie ſonſt niemand mag machen;
und ich ſagen kan, was ich noͤthig finde: Man kan
ſich immer ſelber am beſten erklaͤren. Jch habe drey
Dinge zu erinnern, das erſte betrifft den Druck,
das andere die Poeſie, das dritte die Sachen.
Der Druck iſt gut genug. Jch bitte aber den Leſer
gleichwohl das Fehler-Regiſter zuerſt zu leſen, und
ſichs ein wenig bekannt zu machen, denn es iſt nicht
gleichguͤltig, was da ſtehet, man hat Urſachen zu
einem jeden Wort.

Meine Poeſie iſt ungekuͤnſtelt: wie mir iſt, ſo
ſchreibe ich. Hoͤhere und tieffere Worte pflege ich
nicht zu gebrauchen, als mein Sinn iſt. Die Re-
geln ſetze ich aus den Augen ums Nachdrucks wil-
len: Ein Hauß, dem HErrn beqvem, klingt
mir nach Gelegenheit beſſer, als: ein beqvemes
Hauß vor den HErrn. Einem andern
Stern folgen,
waͤre nicht ſo wohllautend in dem
Context p. 168. als: folgen, einem andern
Stern.
Zuweilen habe ich nach dem Genio
desjenigen geſchrieben, von dem die Rede war.
Die Rede auf D. Antonen. p. 215. iſt ſo abge-
faßt.

Ein
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0006"/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </fw><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Die Vorrede zu die&#x017F;en Gedichten mache ich<lb/>
auch &#x017F;elber, damit &#x017F;ie &#x017F;on&#x017F;t niemand mag machen;<lb/>
und ich &#x017F;agen kan, was ich no&#x0364;thig finde: Man kan<lb/>
&#x017F;ich immer &#x017F;elber am be&#x017F;ten erkla&#x0364;ren. Jch habe drey<lb/>
Dinge zu erinnern, das er&#x017F;te betrifft den <hi rendition="#fr">Druck,</hi><lb/>
das andere die <hi rendition="#fr">Poe&#x017F;ie,</hi> das dritte die <hi rendition="#fr">Sachen.</hi><lb/>
Der Druck i&#x017F;t gut genug. Jch bitte aber den Le&#x017F;er<lb/>
gleichwohl das Fehler-Regi&#x017F;ter zuer&#x017F;t zu le&#x017F;en, und<lb/>
&#x017F;ichs ein wenig bekannt zu machen, denn es i&#x017F;t nicht<lb/>
gleichgu&#x0364;ltig, was da &#x017F;tehet, man hat Ur&#x017F;achen zu<lb/>
einem jeden Wort.</p><lb/>
        <p>Meine Poe&#x017F;ie i&#x017F;t ungeku&#x0364;n&#x017F;telt: wie mir i&#x017F;t, &#x017F;o<lb/>
&#x017F;chreibe ich. Ho&#x0364;here und tieffere Worte pflege ich<lb/>
nicht zu gebrauchen, als mein Sinn i&#x017F;t. Die Re-<lb/>
geln &#x017F;etze ich aus den Augen ums Nachdrucks wil-<lb/>
len: <hi rendition="#fr">Ein Hauß, dem HErrn beqvem,</hi> klingt<lb/>
mir nach Gelegenheit be&#x017F;&#x017F;er, als: <hi rendition="#fr">ein beqvemes<lb/>
Hauß vor den HErrn. Einem andern<lb/>
Stern folgen,</hi> wa&#x0364;re nicht &#x017F;o wohllautend in dem<lb/><hi rendition="#aq">Context p.</hi> 168. als: <hi rendition="#fr">folgen, einem andern<lb/>
Stern.</hi> Zuweilen habe ich nach dem <hi rendition="#aq">Genio</hi><lb/>
desjenigen ge&#x017F;chrieben, von dem die Rede war.<lb/>
Die Rede auf <hi rendition="#aq">D. Anton</hi>en. <hi rendition="#aq">p.</hi> 215. i&#x017F;t &#x017F;o abge-<lb/>
faßt.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[0006] Vorrede. Die Vorrede zu dieſen Gedichten mache ich auch ſelber, damit ſie ſonſt niemand mag machen; und ich ſagen kan, was ich noͤthig finde: Man kan ſich immer ſelber am beſten erklaͤren. Jch habe drey Dinge zu erinnern, das erſte betrifft den Druck, das andere die Poeſie, das dritte die Sachen. Der Druck iſt gut genug. Jch bitte aber den Leſer gleichwohl das Fehler-Regiſter zuerſt zu leſen, und ſichs ein wenig bekannt zu machen, denn es iſt nicht gleichguͤltig, was da ſtehet, man hat Urſachen zu einem jeden Wort. Meine Poeſie iſt ungekuͤnſtelt: wie mir iſt, ſo ſchreibe ich. Hoͤhere und tieffere Worte pflege ich nicht zu gebrauchen, als mein Sinn iſt. Die Re- geln ſetze ich aus den Augen ums Nachdrucks wil- len: Ein Hauß, dem HErrn beqvem, klingt mir nach Gelegenheit beſſer, als: ein beqvemes Hauß vor den HErrn. Einem andern Stern folgen, waͤre nicht ſo wohllautend in dem Context p. 168. als: folgen, einem andern Stern. Zuweilen habe ich nach dem Genio desjenigen geſchrieben, von dem die Rede war. Die Rede auf D. Antonen. p. 215. iſt ſo abge- faßt. Ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/6
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/6>, abgerufen am 24.11.2024.