Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Und ihr, die GOttes weiser Wille Jns Eheband beschlossen hat, Bestrebet euch nach wahrer Stille, Und fragt des HErren Wort um Rath. Ein Ehe-Mann Jst übler dran, Denn Christi Freygelassener, Und eine Ehe-Frau hats schwer. Das muß euch aber nicht verhindern Jm keuschen Kampfe treu zu seyn: Sprecht, gleich den wohlgezognen Kindern, Fein offt ins Vaters Hause ein, Und bittet ihn Euch selbst zu ziehn, Damit der Geist, trotz Fleisch und Welt, Der Keuschheit Sieg und Crantz erhält. Der Mann sey GOttes Bild und Ehre, Das Weib des Mannes Ehren-Cron, Der Mann erbaue, beßre, lehre. Das Weib weiß offt vielmehr davon; Allein ihr Sinn Geht nur dahin, Wie sie im sanfften stillen Geist Sich ihrem Ruff gemäß erweist. Das wäre, möchte einer sagen, Wohl alles gut und wohl bestellt; Alleine, wenn wir weiter fragen: Wies um die Leibes-Früchte hält? Das Fleisch ist todt, Ein Greul vor GOtt. Hört
Und ihr, die GOttes weiſer Wille Jns Eheband beſchloſſen hat, Beſtrebet euch nach wahrer Stille, Und fragt des HErren Wort um Rath. Ein Ehe-Mann Jſt uͤbler dran, Denn Chriſti Freygelaſſener, Und eine Ehe-Frau hats ſchwer. Das muß euch aber nicht verhindern Jm keuſchen Kampfe treu zu ſeyn: Sprecht, gleich den wohlgezognen Kindern, Fein offt ins Vaters Hauſe ein, Und bittet ihn Euch ſelbſt zu ziehn, Damit der Geiſt, trotz Fleiſch und Welt, Der Keuſchheit Sieg und Crantz erhaͤlt. Der Mann ſey GOttes Bild und Ehre, Das Weib des Mannes Ehren-Cron, Der Mann erbaue, beßre, lehre. Das Weib weiß offt vielmehr davon; Allein ihr Sinn Geht nur dahin, Wie ſie im ſanfften ſtillen Geiſt Sich ihrem Ruff gemaͤß erweiſt. Das waͤre, moͤchte einer ſagen, Wohl alles gut und wohl beſtellt; Alleine, wenn wir weiter fragen: Wies um die Leibes-Fruͤchte haͤlt? Das Fleiſch iſt todt, Ein Greul vor GOtt. Hoͤrt
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1722.
Und lernt dabey.
Was Demuth ſey,
Die richtet keinen frembden Knecht,
So werdet ihr dem Freunde recht.
Und ihr, die GOttes weiſer Wille
Jns Eheband beſchloſſen hat,
Beſtrebet euch nach wahrer Stille,
Und fragt des HErren Wort um Rath.
Ein Ehe-Mann
Jſt uͤbler dran,
Denn Chriſti Freygelaſſener,
Und eine Ehe-Frau hats ſchwer.
Das muß euch aber nicht verhindern
Jm keuſchen Kampfe treu zu ſeyn:
Sprecht, gleich den wohlgezognen Kindern,
Fein offt ins Vaters Hauſe ein,
Und bittet ihn
Euch ſelbſt zu ziehn,
Damit der Geiſt, trotz Fleiſch und Welt,
Der Keuſchheit Sieg und Crantz erhaͤlt.
Der Mann ſey GOttes Bild und Ehre,
Das Weib des Mannes Ehren-Cron,
Der Mann erbaue, beßre, lehre.
Das Weib weiß offt vielmehr davon;
Allein ihr Sinn
Geht nur dahin,
Wie ſie im ſanfften ſtillen Geiſt
Sich ihrem Ruff gemaͤß erweiſt.
Das waͤre, moͤchte einer ſagen,
Wohl alles gut und wohl beſtellt;
Alleine, wenn wir weiter fragen:
Wies um die Leibes-Fruͤchte haͤlt?
Das Fleiſch iſt todt,
Ein Greul vor GOtt.
Hoͤrt
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