Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1721. Doch drückt uns die Bürde auf mancherley Arten:Das Fleisch läst die Geister nicht gerne empor. O JEsu! gedencke, Wie sehr es uns kräncke, Dir so nicht zu dienen, wie wir es begehren, Aufs wenigste must du uns stille seyn lehren. XIV. Weynachts-Gedancken. Rath, Krafft, und Held und Wunderbar! Dein Nahm ist meiner Seelen klar1. Joh. 2, 13. Die du mit deinem Blut erkaufft, Und mit der Liebes-Glut getaufft, Mein Bräutigam, an meiner Stirne brennt Dein Nahm und Creutz, seit dem ich dich erkennt. Wenn ich, mit allem meinem Fleiß, Mir nimmermehr zu rathen weiß, Und meine Ohnmacht Unverstand Und Schwachheit kräfftiglich erkandt; So bist du ja der unerforschte Mann, Der allen meinen Sachen rathen kan. Fehlt mirs an aller Lebens-Krafft, Hat meine Rebe keinen Safft, Und sincke ich vor Mattigkeit Bey nahe hin zu mancher Zeit; So ist dein kräfftiges Gefühl in mir, Das hält mir starcke Helden-Kräffte für. Wenn ich im schweren Glaubens-Kampf Durch manchen dicken Rauch und Dampf, Durch manche Leibs- und Geists-Gefahr, Mich drenge zu der Sieges-Schaar; So bist dus, unbezwungner Wunder-Held, Der meinetwegen alle Feinde fällt. Wenn sich mein Senff-Korns-Glaube regt, Und kindlich dir zu Füssen legt, So mag der Feinde Hohn-Geschrey Erthönen: daß ich thörig sey. Jch
1721. Doch druͤckt uns die Buͤrde auf mancherley Arten:Das Fleiſch laͤſt die Geiſter nicht gerne empor. O JEſu! gedencke, Wie ſehr es uns kraͤncke, Dir ſo nicht zu dienen, wie wir es begehren, Aufs wenigſte muſt du uns ſtille ſeyn lehren. XIV. Weynachts-Gedancken. Rath, Krafft, und Held und Wunderbar! Dein Nahm iſt meiner Seelen klar1. Joh. 2, 13. Die du mit deinem Blut erkaufft, Und mit der Liebes-Glut getaufft, Mein Braͤutigam, an meiner Stirne brennt Dein Nahm und Creutz, ſeit dem ich dich erkennt. Wenn ich, mit allem meinem Fleiß, Mir nimmermehr zu rathen weiß, Und meine Ohnmacht Unverſtand Und Schwachheit kraͤfftiglich erkandt; So biſt du ja der unerforſchte Mann, Der allen meinen Sachen rathen kan. Fehlt mirs an aller Lebens-Krafft, Hat meine Rebe keinen Safft, Und ſincke ich vor Mattigkeit Bey nahe hin zu mancher Zeit; So iſt dein kraͤfftiges Gefuͤhl in mir, Das haͤlt mir ſtarcke Helden-Kraͤffte fuͤr. Wenn ich im ſchweren Glaubens-Kampf Durch manchen dicken Rauch und Dampf, Durch manche Leibs- und Geiſts-Gefahr, Mich drenge zu der Sieges-Schaar; So biſt dus, unbezwungner Wunder-Held, Der meinetwegen alle Feinde faͤllt. Wenn ſich mein Senff-Korns-Glaube regt, Und kindlich dir zu Fuͤſſen legt, So mag der Feinde Hohn-Geſchrey Erthoͤnen: daß ich thoͤrig ſey. Jch
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1721.
Doch druͤckt uns die Buͤrde auf mancherley Arten:
Das Fleiſch laͤſt die Geiſter nicht gerne empor.
O JEſu! gedencke,
Wie ſehr es uns kraͤncke,
Dir ſo nicht zu dienen, wie wir es begehren,
Aufs wenigſte muſt du uns ſtille ſeyn lehren.
XIV. Weynachts-Gedancken.
Rath, Krafft, und Held und Wunderbar!
Dein Nahm iſt meiner Seelen klar
Die du mit deinem Blut erkaufft,
Und mit der Liebes-Glut getaufft,
Mein Braͤutigam, an meiner Stirne brennt
Dein Nahm und Creutz, ſeit dem ich dich erkennt.
Wenn ich, mit allem meinem Fleiß,
Mir nimmermehr zu rathen weiß,
Und meine Ohnmacht Unverſtand
Und Schwachheit kraͤfftiglich erkandt;
So biſt du ja der unerforſchte Mann,
Der allen meinen Sachen rathen kan.
Fehlt mirs an aller Lebens-Krafft,
Hat meine Rebe keinen Safft,
Und ſincke ich vor Mattigkeit
Bey nahe hin zu mancher Zeit;
So iſt dein kraͤfftiges Gefuͤhl in mir,
Das haͤlt mir ſtarcke Helden-Kraͤffte fuͤr.
Wenn ich im ſchweren Glaubens-Kampf
Durch manchen dicken Rauch und Dampf,
Durch manche Leibs- und Geiſts-Gefahr,
Mich drenge zu der Sieges-Schaar;
So biſt dus, unbezwungner Wunder-Held,
Der meinetwegen alle Feinde faͤllt.
Wenn ſich mein Senff-Korns-Glaube regt,
Und kindlich dir zu Fuͤſſen legt,
So mag der Feinde Hohn-Geſchrey
Erthoͤnen: daß ich thoͤrig ſey.
Jch
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