Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

Bild:
<< vorherige Seite

1721.


Und euer spröder Sand
Jst wunder kleine.

Jhr seyd fast aufgeleckt,
Jhr Aschen-Haufen:
Die Tiefe, die euch deckt,
Jst angelaufen.
Jhr seyd aufs Feld gesät
Wie Aeser-Knochen,
Und in die Lufft verweht,
Zerqvetscht, zerbrochen.
Die hat des Abgrunds Wut
Durchaus zerwühlet,
Die eine schnelle Fluth
Hinweg gespület.
Jhr wißt nicht, hie und d[a]
Verstreute Glieder!
Wie euch das Wort so nah,
Jetzt rufst es wieder.
Der Mann, in welchem es
Beschlossen ware,
Der kommt mit Lob-Getöß
Der Helden-Schaare.
Man thut die Bücher auf,
Es wird gelesen,
Wie eines jeden Lauff
Bewandt gewesen.
Der wird als Satans Theil
Hinweg getrieben:
Der steht zum Trost und Heil
Jm Buch geschrieben.
Wie wird es mir ergehn
An diesem Tage?
Wo wird mein Urtheil stehn?
Wer hält die Waage?
Triumph! der hier erschein.
Jm rothen Kleide,
Der

1721.


Und euer ſproͤder Sand
Jſt wunder kleine.

Jhr ſeyd faſt aufgeleckt,
Jhr Aſchen-Haufen:
Die Tiefe, die euch deckt,
Jſt angelaufen.
Jhr ſeyd aufs Feld geſaͤt
Wie Aeſer-Knochen,
Und in die Lufft verweht,
Zerqvetſcht, zerbrochen.
Die hat des Abgrunds Wut
Durchaus zerwuͤhlet,
Die eine ſchnelle Fluth
Hinweg geſpuͤlet.
Jhr wißt nicht, hie und d[a]
Verſtreute Glieder!
Wie euch das Wort ſo nah,
Jetzt rufſt es wieder.
Der Mann, in welchem es
Beſchloſſen ware,
Der kommt mit Lob-Getoͤß
Der Helden-Schaare.
Man thut die Buͤcher auf,
Es wird geleſen,
Wie eines jeden Lauff
Bewandt geweſen.
Der wird als Satans Theil
Hinweg getrieben:
Der ſteht zum Troſt und Heil
Jm Buch geſchrieben.
Wie wird es mir ergehn
An dieſem Tage?
Wo wird mein Urtheil ſtehn?
Wer haͤlt die Waage?
Triumph! der hier erſchein.
Jm rothen Kleide,
Der
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <lg type="poem">
          <lg n="28">
            <l><pb facs="#f0028" n="18"/><fw place="top" type="header">1721.</fw><lb/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Und euer &#x017F;pro&#x0364;der Sand</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t wunder kleine.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="29">
            <l>Jhr &#x017F;eyd fa&#x017F;t aufgeleckt,</l><lb/>
            <l>Jhr A&#x017F;chen-Haufen:</l><lb/>
            <l>Die Tiefe, die euch deckt,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t angelaufen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="30">
            <l>Jhr &#x017F;eyd aufs Feld ge&#x017F;a&#x0364;t</l><lb/>
            <l>Wie Ae&#x017F;er-Knochen,</l><lb/>
            <l>Und in die Lufft verweht,</l><lb/>
            <l>Zerqvet&#x017F;cht, zerbrochen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="31">
            <l>Die hat des Abgrunds Wut</l><lb/>
            <l>Durchaus zerwu&#x0364;hlet,</l><lb/>
            <l>Die eine &#x017F;chnelle Fluth</l><lb/>
            <l>Hinweg ge&#x017F;pu&#x0364;let.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="32">
            <l>Jhr wißt nicht, hie und d<supplied>a</supplied></l><lb/>
            <l>Ver&#x017F;treute Glieder!</l><lb/>
            <l>Wie euch das Wort &#x017F;o nah,</l><lb/>
            <l>Jetzt ruf&#x017F;t es wieder.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="33">
            <l>Der Mann, in welchem es</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en ware,</l><lb/>
            <l>Der kommt mit Lob-Geto&#x0364;ß</l><lb/>
            <l>Der Helden-Schaare.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="34">
            <l>Man thut die Bu&#x0364;cher auf,</l><lb/>
            <l>Es wird gele&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Wie eines jeden Lauff</l><lb/>
            <l>Bewandt gewe&#x017F;en.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="35">
            <l>Der wird als Satans Theil</l><lb/>
            <l>Hinweg getrieben:</l><lb/>
            <l>Der &#x017F;teht zum Tro&#x017F;t und Heil</l><lb/>
            <l>Jm Buch ge&#x017F;chrieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="36">
            <l>Wie wird es mir ergehn</l><lb/>
            <l>An die&#x017F;em Tage?</l><lb/>
            <l>Wo wird mein Urtheil &#x017F;tehn?</l><lb/>
            <l>Wer ha&#x0364;lt die Waage?</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="37">
            <l>Triumph! der hier er&#x017F;chein.</l><lb/>
            <l>Jm rothen Kleide,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0028] 1721. Und euer ſproͤder Sand Jſt wunder kleine. Jhr ſeyd faſt aufgeleckt, Jhr Aſchen-Haufen: Die Tiefe, die euch deckt, Jſt angelaufen. Jhr ſeyd aufs Feld geſaͤt Wie Aeſer-Knochen, Und in die Lufft verweht, Zerqvetſcht, zerbrochen. Die hat des Abgrunds Wut Durchaus zerwuͤhlet, Die eine ſchnelle Fluth Hinweg geſpuͤlet. Jhr wißt nicht, hie und da Verſtreute Glieder! Wie euch das Wort ſo nah, Jetzt rufſt es wieder. Der Mann, in welchem es Beſchloſſen ware, Der kommt mit Lob-Getoͤß Der Helden-Schaare. Man thut die Buͤcher auf, Es wird geleſen, Wie eines jeden Lauff Bewandt geweſen. Der wird als Satans Theil Hinweg getrieben: Der ſteht zum Troſt und Heil Jm Buch geſchrieben. Wie wird es mir ergehn An dieſem Tage? Wo wird mein Urtheil ſtehn? Wer haͤlt die Waage? Triumph! der hier erſchein. Jm rothen Kleide, Der

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/28
Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/28>, abgerufen am 24.11.2024.