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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1733.

Dessen Weißheit, Krafft und Klarheit
Stehen bleibt wenn alles fällt.

Rath uns, die wir irre gehen,
Niemahls übereilter Rath,
Und damit wir wohl bestehen,
Unterstütz es mit der That.
Wir mißgönnen auf der Reise
Jsrael sein Manna nicht,
Wenn nur uns die Geister-Speise,
Brodt vom Himmel! nicht gebricht.
Schneller Hirrsch, zu unsrer Wonne
Steig hernieder aus der Höh,
Adler, schwing uns hin zur Sonne

Uber die Crystallne See.
Aber, weil du auch so niedrig,
Als du hoch erhaben bist,
Gieng es dir vor dem so widrig
Als es uns gegangen ist.
Denn der Feinde Mörder-Hände
Haben sich an dich gemacht,
Arme Hindin, und am Ende

Dich gleich einem Lamm geschlacht.
Ernste Glut der Tauben-Augen,
Dring in unsre Augen ein,
Daß sie nichts zu sehen taugen,
Als was dir gerecht mag seyn.
Kämpffender und nach der Ruhe
Nun um so viel muntrer Leu,
Lege dich daher und thue
Wunder, und beweise Treu.
Zieh an uns, sind wir doch Knaben,
Und hilff unserm Unverstand,
Wenn wir Unflath an uns haben,
Wasch uns mit geschäfftger Hand.
Kommst du denn, uns ab zuschweiffen,
Und das Wasser thut nicht gut,
Wer-

1733.

Deſſen Weißheit, Krafft und Klarheit
Stehen bleibt wenn alles faͤllt.

Rath uns, die wir irre gehen,
Niemahls uͤbereilter Rath,
Und damit wir wohl beſtehen,
Unterſtuͤtz es mit der That.
Wir mißgoͤnnen auf der Reiſe
Jſrael ſein Manna nicht,
Wenn nur uns die Geiſter-Speiſe,
Brodt vom Himmel! nicht gebricht.
Schneller Hirrſch, zu unſrer Wonne
Steig hernieder aus der Hoͤh,
Adler, ſchwing uns hin zur Sonne

Uber die Cryſtallne See.
Aber, weil du auch ſo niedrig,
Als du hoch erhaben biſt,
Gieng es dir vor dem ſo widrig
Als es uns gegangen iſt.
Denn der Feinde Moͤrder-Haͤnde
Haben ſich an dich gemacht,
Arme Hindin, und am Ende

Dich gleich einem Lamm geſchlacht.
Ernſte Glut der Tauben-Augen,
Dring in unſre Augen ein,
Daß ſie nichts zu ſehen taugen,
Als was dir gerecht mag ſeyn.
Kaͤmpffender und nach der Ruhe
Nun um ſo viel muntrer Leu,
Lege dich daher und thue
Wunder, und beweiſe Treu.
Zieh an uns, ſind wir doch Knaben,
Und hilff unſerm Unverſtand,
Wenn wir Unflath an uns haben,
Waſch uns mit geſchaͤfftger Hand.
Kommſt du denn, uns ab zuſchweiffen,
Und das Waſſer thut nicht gut,
Wer-
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[269/0279] 1733. Deſſen Weißheit, Krafft und Klarheit Stehen bleibt wenn alles faͤllt. Rath uns, die wir irre gehen, Niemahls uͤbereilter Rath, Und damit wir wohl beſtehen, Unterſtuͤtz es mit der That. Wir mißgoͤnnen auf der Reiſe Jſrael ſein Manna nicht, Wenn nur uns die Geiſter-Speiſe, Brodt vom Himmel! nicht gebricht. Schneller Hirrſch, zu unſrer Wonne Steig hernieder aus der Hoͤh, Adler, ſchwing uns hin zur Sonne Uber die Cryſtallne See. Aber, weil du auch ſo niedrig, Als du hoch erhaben biſt, Gieng es dir vor dem ſo widrig Als es uns gegangen iſt. Denn der Feinde Moͤrder-Haͤnde Haben ſich an dich gemacht, Arme Hindin, und am Ende Dich gleich einem Lamm geſchlacht. Ernſte Glut der Tauben-Augen, Dring in unſre Augen ein, Daß ſie nichts zu ſehen taugen, Als was dir gerecht mag ſeyn. Kaͤmpffender und nach der Ruhe Nun um ſo viel muntrer Leu, Lege dich daher und thue Wunder, und beweiſe Treu. Zieh an uns, ſind wir doch Knaben, Und hilff unſerm Unverſtand, Wenn wir Unflath an uns haben, Waſch uns mit geſchaͤfftger Hand. Kommſt du denn, uns ab zuſchweiffen, Und das Waſſer thut nicht gut, Wer-

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/279>, abgerufen am 25.11.2024.