Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
CVIII. Die Hoffnung der geringen Leute über Hiob 5, 16. Offenb. 12, 10. zur Gedächtniß- Predigt seiner Fr. Schwieger-Mutter, Fr. Erdmuth Benignen Reußin, geb. Gr. zu Solms. Der Hiob ist ein grosser Mann Von tugendhafften Sitten, So, daß ihn niemand zeihen kan, Worinn er überschritten. Das machet den Verkläger keck Jhm etwas anzutichten, Und siehe, er erhält den Zweck, Den grossen Mann zu sichten. Die Welt-bekannte Sünderin, Maria Magdalene, Wirfft sich zu JEsu Füssen hin, Und thut ihm allzuschöne. Ein Lehrer läßt bey diesem Schein Vernunffts-Bedencken walten; Der Heyland reißt ihm alles ein, Die Magd muß recht behalten. Hört man nicht von weiten Christi Creutzes Feinde Und der Eitelkeiten Freunde, Hört man sie nicht sagen: Das ist unser Stecken, (Wenn wir Händ und Füsse strecken,) Daß ein Kind Gnade, find; Wenns
CVIII. Die Hoffnung der geringen Leute uͤber Hiob 5, 16. Offenb. 12, 10. zur Gedaͤchtniß- Predigt ſeiner Fr. Schwieger-Mutter, Fr. Erdmuth Benignen Reußin, geb. Gr. zu Solms. Der Hiob iſt ein groſſer Mann Von tugendhafften Sitten, So, daß ihn niemand zeihen kan, Worinn er uͤberſchritten. Das machet den Verklaͤger keck Jhm etwas anzutichten, Und ſiehe, er erhaͤlt den Zweck, Den groſſen Mann zu ſichten. Die Welt-bekannte Suͤnderin, Maria Magdalene, Wirfft ſich zu JEſu Fuͤſſen hin, Und thut ihm allzuſchoͤne. Ein Lehrer laͤßt bey dieſem Schein Vernunffts-Bedencken walten; Der Heyland reißt ihm alles ein, Die Magd muß recht behalten. Hoͤrt man nicht von weiten Chriſti Creutzes Feinde Und der Eitelkeiten Freunde, Hoͤrt man ſie nicht ſagen: Das iſt unſer Stecken, (Wenn wir Haͤnd und Fuͤſſe ſtrecken,) Daß ein Kind Gnade, find; Wenns
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1732.
Dencke, daß es JEſus Chriſt
Wuͤrdig iſt,
Wer, wie unſer Linner, ſtehet,
Wird, wie er, ins Licht erhoͤhet,
Und zum Hochzeit-Feſt geruͤſt.
CVIII. Die Hoffnung der geringen Leute uͤber
Hiob 5, 16. Offenb. 12, 10. zur Gedaͤchtniß-
Predigt ſeiner Fr. Schwieger-Mutter,
Fr. Erdmuth Benignen Reußin, geb. Gr.
zu Solms.
Der Hiob iſt ein groſſer Mann
Von tugendhafften Sitten,
So, daß ihn niemand zeihen kan,
Worinn er uͤberſchritten.
Das machet den Verklaͤger keck
Jhm etwas anzutichten,
Und ſiehe, er erhaͤlt den Zweck,
Den groſſen Mann zu ſichten.
Die Welt-bekannte Suͤnderin,
Maria Magdalene,
Wirfft ſich zu JEſu Fuͤſſen hin,
Und thut ihm allzuſchoͤne.
Ein Lehrer laͤßt bey dieſem Schein
Vernunffts-Bedencken walten;
Der Heyland reißt ihm alles ein,
Die Magd muß recht behalten.
Hoͤrt man nicht von weiten
Chriſti Creutzes Feinde
Und der Eitelkeiten Freunde,
Hoͤrt man ſie nicht ſagen:
Das iſt unſer Stecken,
(Wenn wir Haͤnd und Fuͤſſe ſtrecken,)
Daß ein Kind
Gnade, find;
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