Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1729. LXXXV. Auf des Jenaischen Theologi, D. Buddei Hingang. FLeuch, Vater! fleuch! die Stätte hält nicht Stand. Des Kedars-Zelt läst deinen Fuß nicht ruhen: Bemühe dich ihn hurtig auszuschuhen: Die Stätte, da man ruht, ist heilig Land. Komm, Eiferer! um unsers GOttes-Hauß: Egypten ist zurück, die Wüsten aus. Die Lection ist starck vor einen Mann, Der sich nicht gut in GOttes Wege schicket, Warum der HErr dich itzt dahin gerücket? Es war ja nicht mehr weit nach Canaan. Allein ich bin gewiß, der HErr hat recht: Spricht er zum Knechte: Komm! so kommt der Knecht. Jhr Hauffen, die ihr unsern König kennt, Läst Juda sich nach allen seinen Stämmen, Durch Asahel im Lauf auf einmal hemmen, Weil er sich ihres Hertzogs Bruder nennt; Gewiß! Jhr hört so bald nicht das Gethön: Buddeus ist dahin! so bleibt ihr stehn. Du sehend Aug, auf Christi Creutz gericht, Geöfnet und verklährt im Niederknien, Du am Altar vom heissen Kohlen sprühen, Gerührt, geheiligt, und entflammtes Licht! Dein Demuths-Blick gewann der Liebe Sinn, Der Rücken bückte sich zum Creutze hin. Wer um den Unterschied der Glieder weiß, Die sich an Christi Leibe brauchen lassen, Der kan dich bald in gröster Liebe fassen. Die Treu in deinem Theil treibt ihren Schweiß: Und daß du mit an Christi Creutz gehört'st, Zeigt, was du aus dem Hertzen schriebst und lehrt'st. Jhr alle, die ihr von ihm hergestammt, Auf! Jena! auf! erhöht durch grosse Siege, Auf! auf! Jhr Streiter in des HErren Kriege, Erkennet dieses eures Fürsten Amt. Jhr,
1729. LXXXV. Auf des Jenaiſchen Theologi, D. Buddei Hingang. FLeuch, Vater! fleuch! die Staͤtte haͤlt nicht Stand. Des Kedars-Zelt laͤſt deinen Fuß nicht ruhen: Bemuͤhe dich ihn hurtig auszuſchuhen: Die Staͤtte, da man ruht, iſt heilig Land. Komm, Eiferer! um unſers GOttes-Hauß: Egypten iſt zuruͤck, die Wuͤſten aus. Die Lection iſt ſtarck vor einen Mann, Der ſich nicht gut in GOttes Wege ſchicket, Warum der HErr dich itzt dahin geruͤcket? Es war ja nicht mehr weit nach Canaan. Allein ich bin gewiß, der HErr hat recht: Spricht er zum Knechte: Komm! ſo kommt der Knecht. Jhr Hauffen, die ihr unſern Koͤnig kennt, Laͤſt Juda ſich nach allen ſeinen Staͤmmen, Durch Aſahel im Lauf auf einmal hemmen, Weil er ſich ihres Hertzogs Bruder nennt; Gewiß! Jhr hoͤrt ſo bald nicht das Gethoͤn: Buddeus iſt dahin! ſo bleibt ihr ſtehn. Du ſehend Aug, auf Chriſti Creutz gericht, Geoͤfnet und verklaͤhrt im Niederknien, Du am Altar vom heiſſen Kohlen ſpruͤhen, Geruͤhrt, geheiligt, und entflammtes Licht! Dein Demuths-Blick gewann der Liebe Sinn, Der Ruͤcken buͤckte ſich zum Creutze hin. Wer um den Unterſchied der Glieder weiß, Die ſich an Chriſti Leibe brauchen laſſen, Der kan dich bald in groͤſter Liebe faſſen. Die Treu in deinem Theil treibt ihren Schweiß: Und daß du mit an Chriſti Creutz gehoͤrt’ſt, Zeigt, was du aus dem Hertzen ſchriebſt und lehrt’ſt. Jhr alle, die ihr von ihm hergeſtammt, Auf! Jena! auf! erhoͤht durch groſſe Siege, Auf! auf! Jhr Streiter in des HErren Kriege, Erkennet dieſes eures Fuͤrſten Amt. Jhr,
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1729.
LXXXV. Auf des Jenaiſchen Theologi,
D. Buddei Hingang.
FLeuch, Vater! fleuch! die Staͤtte haͤlt nicht Stand.
Des Kedars-Zelt laͤſt deinen Fuß nicht ruhen:
Bemuͤhe dich ihn hurtig auszuſchuhen:
Die Staͤtte, da man ruht, iſt heilig Land.
Komm, Eiferer! um unſers GOttes-Hauß:
Egypten iſt zuruͤck, die Wuͤſten aus.
Die Lection iſt ſtarck vor einen Mann,
Der ſich nicht gut in GOttes Wege ſchicket,
Warum der HErr dich itzt dahin geruͤcket?
Es war ja nicht mehr weit nach Canaan.
Allein ich bin gewiß, der HErr hat recht:
Spricht er zum Knechte: Komm! ſo kommt der Knecht.
Jhr Hauffen, die ihr unſern Koͤnig kennt,
Laͤſt Juda ſich nach allen ſeinen Staͤmmen,
Durch Aſahel im Lauf auf einmal hemmen,
Weil er ſich ihres Hertzogs Bruder nennt;
Gewiß! Jhr hoͤrt ſo bald nicht das Gethoͤn:
Buddeus iſt dahin! ſo bleibt ihr ſtehn.
Du ſehend Aug, auf Chriſti Creutz gericht,
Geoͤfnet und verklaͤhrt im Niederknien,
Du am Altar vom heiſſen Kohlen ſpruͤhen,
Geruͤhrt, geheiligt, und entflammtes Licht!
Dein Demuths-Blick gewann der Liebe Sinn,
Der Ruͤcken buͤckte ſich zum Creutze hin.
Wer um den Unterſchied der Glieder weiß,
Die ſich an Chriſti Leibe brauchen laſſen,
Der kan dich bald in groͤſter Liebe faſſen.
Die Treu in deinem Theil treibt ihren Schweiß:
Und daß du mit an Chriſti Creutz gehoͤrt’ſt,
Zeigt, was du aus dem Hertzen ſchriebſt und lehrt’ſt.
Jhr alle, die ihr von ihm hergeſtammt,
Auf! Jena! auf! erhoͤht durch groſſe Siege,
Auf! auf! Jhr Streiter in des HErren Kriege,
Erkennet dieſes eures Fuͤrſten Amt.
Jhr,
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Zitationshilfe: | Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/206>, abgerufen am 25.07.2024. |