Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1720. Mit erfreuten Hertzen loben, Welcher ohne Maaß und Ziel Auf die schöne Pflantze fiel. Bruder, ich kan nicht verschweigen, Daß der Pflantze Ruhm dir bleibt; Die mit ausgespannten Zweigen Alle Tage höher treibt; Welche jedem, der sie liebet, So viel schöne Hoffnung giebet, Daß man GOtt, den Seegens-Mann, Nicht genugsam loben kan. Glücklich waren jene Stunden, Welche ich im Nieder-Land, Als ich dich am Rhein gefunden, Deiner Freundschafft zugewand. Glücklich waren auch die Stunden, Da wir uns getrost verbunden, Daß es alle Menschen sähn, Christi Wandel nachzugehn. Wie der Anfang, war das Ende, Du giengst unter GOttes Huld, Und behieltest reine Hände Von gemeiner Jugend Schuld; Welches, die im Jrrthum waren, Mehr als allzu wol erfahren, Was die Welt erstaunen macht, Hat dein Tage-Buch verlacht. Endlich hat es sich geschicket, Daß ich annoch zu Paris Deinem Abschied vorgerücket, Da es aller Orten hieß, Auch bey denen guten Leuten, Welche uns als irrig scheuten, Daß du gegen jederman Als ein wahrer Christ gethan. Damals lobten wir den Meister Der allein bewehrten Kunst, Der
1720. Mit erfreuten Hertzen loben, Welcher ohne Maaß und Ziel Auf die ſchoͤne Pflantze fiel. Bruder, ich kan nicht verſchweigen, Daß der Pflantze Ruhm dir bleibt; Die mit ausgeſpannten Zweigen Alle Tage hoͤher treibt; Welche jedem, der ſie liebet, So viel ſchoͤne Hoffnung giebet, Daß man GOtt, den Seegens-Mann, Nicht genugſam loben kan. Gluͤcklich waren jene Stunden, Welche ich im Nieder-Land, Als ich dich am Rhein gefunden, Deiner Freundſchafft zugewand. Gluͤcklich waren auch die Stunden, Da wir uns getroſt verbunden, Daß es alle Menſchen ſaͤhn, Chriſti Wandel nachzugehn. Wie der Anfang, war das Ende, Du giengſt unter GOttes Huld, Und behielteſt reine Haͤnde Von gemeiner Jugend Schuld; Welches, die im Jrrthum waren, Mehr als allzu wol erfahren, Was die Welt erſtaunen macht, Hat dein Tage-Buch verlacht. Endlich hat es ſich geſchicket, Daß ich annoch zu Paris Deinem Abſchied vorgeruͤcket, Da es aller Orten hieß, Auch bey denen guten Leuten, Welche uns als irrig ſcheuten, Daß du gegen jederman Als ein wahrer Chriſt gethan. Damals lobten wir den Meiſter Der allein bewehrten Kunſt, Der
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <pb facs="#f0019" n="9"/> <fw place="top" type="header">1720.</fw><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <l>Mit erfreuten Hertzen loben,</l><lb/> <l>Welcher ohne Maaß und Ziel</l><lb/> <l>Auf die ſchoͤne Pflantze fiel.</l><lb/> <l>Bruder, ich kan nicht verſchweigen,</l><lb/> <l>Daß der Pflantze Ruhm dir bleibt;</l><lb/> <l>Die mit ausgeſpannten Zweigen</l><lb/> <l>Alle Tage hoͤher treibt;</l><lb/> <l>Welche jedem, der ſie liebet,</l><lb/> <l>So viel ſchoͤne Hoffnung giebet,</l><lb/> <l>Daß man GOtt, den Seegens-Mann,</l><lb/> <l>Nicht genugſam loben kan.</l><lb/> <l>Gluͤcklich waren jene Stunden,</l><lb/> <l>Welche ich im Nieder-Land,</l><lb/> <l>Als ich dich am Rhein gefunden,</l><lb/> <l>Deiner Freundſchafft zugewand.</l><lb/> <l>Gluͤcklich waren auch die Stunden,</l><lb/> <l>Da wir uns getroſt verbunden,</l><lb/> <l>Daß es alle Menſchen ſaͤhn,</l><lb/> <l>Chriſti Wandel nachzugehn.</l><lb/> <l>Wie der Anfang, war das Ende,</l><lb/> <l>Du giengſt unter GOttes Huld,</l><lb/> <l>Und behielteſt reine Haͤnde</l><lb/> <l>Von gemeiner Jugend Schuld;</l><lb/> <l>Welches, die im Jrrthum waren,</l><lb/> <l>Mehr als allzu wol erfahren,</l><lb/> <l>Was die Welt erſtaunen macht,</l><lb/> <l>Hat dein Tage-Buch verlacht.</l><lb/> <l>Endlich hat es ſich geſchicket,</l><lb/> <l>Daß ich annoch zu Paris</l><lb/> <l>Deinem Abſchied vorgeruͤcket,</l><lb/> <l>Da es aller Orten hieß,</l><lb/> <l>Auch bey denen guten Leuten,</l><lb/> <l>Welche uns als irrig ſcheuten,</l><lb/> <l>Daß du gegen jederman</l><lb/> <l>Als ein wahrer Chriſt gethan.</l><lb/> <l>Damals lobten wir den Meiſter</l><lb/> <l>Der allein bewehrten Kunſt,</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Der</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [9/0019]
1720.
Mit erfreuten Hertzen loben,
Welcher ohne Maaß und Ziel
Auf die ſchoͤne Pflantze fiel.
Bruder, ich kan nicht verſchweigen,
Daß der Pflantze Ruhm dir bleibt;
Die mit ausgeſpannten Zweigen
Alle Tage hoͤher treibt;
Welche jedem, der ſie liebet,
So viel ſchoͤne Hoffnung giebet,
Daß man GOtt, den Seegens-Mann,
Nicht genugſam loben kan.
Gluͤcklich waren jene Stunden,
Welche ich im Nieder-Land,
Als ich dich am Rhein gefunden,
Deiner Freundſchafft zugewand.
Gluͤcklich waren auch die Stunden,
Da wir uns getroſt verbunden,
Daß es alle Menſchen ſaͤhn,
Chriſti Wandel nachzugehn.
Wie der Anfang, war das Ende,
Du giengſt unter GOttes Huld,
Und behielteſt reine Haͤnde
Von gemeiner Jugend Schuld;
Welches, die im Jrrthum waren,
Mehr als allzu wol erfahren,
Was die Welt erſtaunen macht,
Hat dein Tage-Buch verlacht.
Endlich hat es ſich geſchicket,
Daß ich annoch zu Paris
Deinem Abſchied vorgeruͤcket,
Da es aller Orten hieß,
Auch bey denen guten Leuten,
Welche uns als irrig ſcheuten,
Daß du gegen jederman
Als ein wahrer Chriſt gethan.
Damals lobten wir den Meiſter
Der allein bewehrten Kunſt,
Der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |