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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1728.

Die allergröste Gnade war
(Die du der Herrenhut erzeiget,)

Daß eben heute gleich ein Jahr
Sich alles unter dich gebeuget,
Da man das freye Volck
Von dieser Zeugen-Wolck
Bemühet war in Eins zu fassen,
Und zu der Einigkeit,
Die dein Befehl gebeut,
Sich jederman bereden lassen.

Gewiß, wer um die Kirche weiß,
Und ums Geheimniß deiner Heerde,
Der kennt auch deiner Knechte Schweiß,
Und was dabey erlitten werde:
Der weiß zu allem Uberfluß,
Wovon wir hier nur wenig stammlen,
Was einer da erfahren muß,
Wo sich viel Kinder GOttes sammlen.
Und wer das Lied vernimmt,
Das Paulus angestimmt:
Es müssen sich auch Rotten finden;

Der siehet einen Plan
Halb vor ein Wunder an,
Wo sich die Brüder alle gründen.
Die Welt, die noch im Argen liegt
Und in der Tiefe des Verderbens,
Wird in dem Todes-Schlaf gewiegt:
Da braucht es keines neuen Sterbens,
All ein, so bald die Stunde blickt,(Röm. 7, 10.
Daß JEsu Wort in einer Kürtze,
(Wies Luther ehmals ausgedrückt,)

Den Grund des Hertzens überstürtze,
Wenns alle Aeste bricht,
Durch Bätt und Furchen sticht,
Um sich den Acker aufzureissen,
Und biß aufs Leben trift:
Da braust der alte Gift,
Und all es hebet an zu kreissen.
Der
K 4

1728.

Die allergroͤſte Gnade war
(Die du der Herrenhut erzeiget,)

Daß eben heute gleich ein Jahr
Sich alles unter dich gebeuget,
Da man das freye Volck
Von dieſer Zeugen-Wolck
Bemuͤhet war in Eins zu faſſen,
Und zu der Einigkeit,
Die dein Befehl gebeut,
Sich jederman bereden laſſen.

Gewiß, wer um die Kirche weiß,
Und ums Geheimniß deiner Heerde,
Der kennt auch deiner Knechte Schweiß,
Und was dabey erlitten werde:
Der weiß zu allem Uberfluß,
Wovon wir hier nur wenig ſtammlen,
Was einer da erfahren muß,
Wo ſich viel Kinder GOttes ſammlen.
Und wer das Lied vernimmt,
Das Paulus angeſtimmt:
Es muͤſſen ſich auch Rotten finden;

Der ſiehet einen Plan
Halb vor ein Wunder an,
Wo ſich die Bruͤder alle gruͤnden.
Die Welt, die noch im Argen liegt
Und in der Tiefe des Verderbens,
Wird in dem Todes-Schlaf gewiegt:
Da braucht es keines neuen Sterbens,
All ein, ſo bald die Stunde blickt,(Roͤm. 7, 10.
Daß JEſu Wort in einer Kuͤrtze,
(Wies Luther ehmals ausgedruͤckt,)

Den Grund des Hertzens uͤberſtuͤrtze,
Wenns alle Aeſte bricht,
Durch Baͤtt und Furchen ſticht,
Um ſich den Acker aufzureiſſen,
Und biß aufs Leben trift:
Da brauſt der alte Gift,
Und all es hebet an zu kreiſſen.
Der
K 4
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[151/0161] 1728. Die allergroͤſte Gnade war (Die du der Herrenhut erzeiget,) Daß eben heute gleich ein Jahr Sich alles unter dich gebeuget, Da man das freye Volck Von dieſer Zeugen-Wolck Bemuͤhet war in Eins zu faſſen, Und zu der Einigkeit, Die dein Befehl gebeut, Sich jederman bereden laſſen. Gewiß, wer um die Kirche weiß, Und ums Geheimniß deiner Heerde, Der kennt auch deiner Knechte Schweiß, Und was dabey erlitten werde: Der weiß zu allem Uberfluß, Wovon wir hier nur wenig ſtammlen, Was einer da erfahren muß, Wo ſich viel Kinder GOttes ſammlen. Und wer das Lied vernimmt, Das Paulus angeſtimmt: Es muͤſſen ſich auch Rotten finden; Der ſiehet einen Plan Halb vor ein Wunder an, Wo ſich die Bruͤder alle gruͤnden. Die Welt, die noch im Argen liegt Und in der Tiefe des Verderbens, Wird in dem Todes-Schlaf gewiegt: Da braucht es keines neuen Sterbens, All ein, ſo bald die Stunde blickt, Daß JEſu Wort in einer Kuͤrtze, (Wies Luther ehmals ausgedruͤckt,) Den Grund des Hertzens uͤberſtuͤrtze, Wenns alle Aeſte bricht, Durch Baͤtt und Furchen ſticht, Um ſich den Acker aufzureiſſen, Und biß aufs Leben trift: Da brauſt der alte Gift, Und all es hebet an zu kreiſſen. Der K 4

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/161>, abgerufen am 24.11.2024.