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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1726.
Eine Seele, welche sich nicht in Eigenheit bespiegelt,
Liebet den gewissen Fortgang ihrer Absicht nicht so zart.
Sie bekennet, weil sie glaubt, sucht die Stunden einzuhan-
deln,

Stößt sich lieber vor die Stirne, ehe man sie träge spühr.
Also hat mich GOtt gelehrt, leb ich, will ich also wandeln.
Die das hörten, die erstaunten. Wer ist diese? Wer sind wir?
Dieser Abschied bleibet uns in das treue Hertz geschrieben,
Dem Durchlaucht'gen Friedrich Anthon werd' er auch
hierin geätzt;

Theurer Fürst, wie wird sie einst ihre Wilhelmine lieben.
Wenn sie ihren trenen Wandel allen Ernstes fortgesetzt.
Haben sie doch GOtt geliebt, und darüber schon gelitten,
Ehe GOtt den Regiments-Stab ihnen in die Hand gereicht,
Lagen sie doch vor dem HErrn, um Barmhertzigkeit zu
bitten,

Ehe wir am Krancken-Lager unsre Knie vor GOtt ge-
beugt.

Noch ein einig Wort an dich, Christian Ernst, des HErren
Streiter,

Kein Held flicht sich mehr in Händel, als zu seinem Kampfe
dient,

König JEsus führe dich auf der Creutz-Bahn immer weiter,
Biß dein Geist vor ihm erscheine, biß auch dein Gebeine
grünt.

Liebt, ihr fromme Fürsten! liebt, wie Sophie Wilhelmine,
Jhren Seelen-Bräutgam liebte, der sie itzo schon erquickt,
Dienet, wie die Sterbende wolte, daß man Christo diene,
Eilet, daß ihr eure Schafe aus der Wolfe Rachen rückt!
Jch will meinen grossen HErrn nach, wie vor, in Demuth
preisen,

Menschen-Furcht und alles andre, was uns auf die letzte
nagt,

Jn des Uberwinders Kraft immer weiter von mir weisen,
Biß ich das Triumphs-Lied singe: So gewonnen, wie
gewagt!
LX. Auf
1726.
Eine Seele, welche ſich nicht in Eigenheit beſpiegelt,
Liebet den gewiſſen Fortgang ihrer Abſicht nicht ſo zart.
Sie bekennet, weil ſie glaubt, ſucht die Stunden einzuhan-
deln,

Stoͤßt ſich lieber vor die Stirne, ehe man ſie traͤge ſpuͤhr.
Alſo hat mich GOtt gelehrt, leb ich, will ich alſo wandeln.
Die das hoͤrten, die erſtaunten. Wer iſt dieſe? Wer ſind wir?
Dieſer Abſchied bleibet uns in das treue Hertz geſchrieben,
Dem Durchlaucht’gen Friedrich Anthon werd’ er auch
hierin geaͤtzt;

Theurer Fuͤrſt, wie wird ſie einſt ihre Wilhelmine lieben.
Wenn ſie ihren trenen Wandel allen Ernſtes fortgeſetzt.
Haben ſie doch GOtt geliebt, und daruͤber ſchon gelitten,
Ehe GOtt den Regiments-Stab ihnen in die Hand gereicht,
Lagen ſie doch vor dem HErrn, um Barmhertzigkeit zu
bitten,

Ehe wir am Krancken-Lager unſre Knie vor GOtt ge-
beugt.

Noch ein einig Wort an dich, Chriſtian Ernſt, des HErren
Streiter,

Kein Held flicht ſich mehr in Haͤndel, als zu ſeinem Kampfe
dient,

Koͤnig JEſus fuͤhre dich auf der Creutz-Bahn immer weiter,
Biß dein Geiſt vor ihm erſcheine, biß auch dein Gebeine
gruͤnt.

Liebt, ihr fromme Fuͤrſten! liebt, wie Sophie Wilhelmine,
Jhren Seelen-Braͤutgam liebte, der ſie itzo ſchon erquickt,
Dienet, wie die Sterbende wolte, daß man Chriſto diene,
Eilet, daß ihr eure Schafe aus der Wolfe Rachen ruͤckt!
Jch will meinen groſſen HErrn nach, wie vor, in Demuth
preiſen,

Menſchen-Furcht und alles andre, was uns auf die letzte
nagt,

Jn des Uberwinders Kraft immer weiter von mir weiſen,
Biß ich das Triumphs-Lied ſinge: So gewonnen, wie
gewagt!
LX. Auf
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[139/0149] 1726. Eine Seele, welche ſich nicht in Eigenheit beſpiegelt, Liebet den gewiſſen Fortgang ihrer Abſicht nicht ſo zart. Sie bekennet, weil ſie glaubt, ſucht die Stunden einzuhan- deln, Stoͤßt ſich lieber vor die Stirne, ehe man ſie traͤge ſpuͤhr. Alſo hat mich GOtt gelehrt, leb ich, will ich alſo wandeln. Die das hoͤrten, die erſtaunten. Wer iſt dieſe? Wer ſind wir? Dieſer Abſchied bleibet uns in das treue Hertz geſchrieben, Dem Durchlaucht’gen Friedrich Anthon werd’ er auch hierin geaͤtzt; Theurer Fuͤrſt, wie wird ſie einſt ihre Wilhelmine lieben. Wenn ſie ihren trenen Wandel allen Ernſtes fortgeſetzt. Haben ſie doch GOtt geliebt, und daruͤber ſchon gelitten, Ehe GOtt den Regiments-Stab ihnen in die Hand gereicht, Lagen ſie doch vor dem HErrn, um Barmhertzigkeit zu bitten, Ehe wir am Krancken-Lager unſre Knie vor GOtt ge- beugt. Noch ein einig Wort an dich, Chriſtian Ernſt, des HErren Streiter, Kein Held flicht ſich mehr in Haͤndel, als zu ſeinem Kampfe dient, Koͤnig JEſus fuͤhre dich auf der Creutz-Bahn immer weiter, Biß dein Geiſt vor ihm erſcheine, biß auch dein Gebeine gruͤnt. Liebt, ihr fromme Fuͤrſten! liebt, wie Sophie Wilhelmine, Jhren Seelen-Braͤutgam liebte, der ſie itzo ſchon erquickt, Dienet, wie die Sterbende wolte, daß man Chriſto diene, Eilet, daß ihr eure Schafe aus der Wolfe Rachen ruͤckt! Jch will meinen groſſen HErrn nach, wie vor, in Demuth preiſen, Menſchen-Furcht und alles andre, was uns auf die letzte nagt, Jn des Uberwinders Kraft immer weiter von mir weiſen, Biß ich das Triumphs-Lied ſinge: So gewonnen, wie gewagt! LX. Auf

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/149>, abgerufen am 24.11.2024.