Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Gelobet sey die Niedrigkeit der Esther, Sie kannte nichts an sich, als dein Geschenck; Auf gleiche Art war unsre liebe Schwester, Bey sich allein der Gnaden eingedenck. Das, was ein Christ von andern fodern kan, Das richtete sie alles treulich aus: Sie scheute nicht ein armes Pflege-Hauß. Und legte da ihr Pfund mit Wucher an. Nun geht sie hin, auf dein besonder Wincken, Der du in guten Wercken Schöpfer bist: Sie ist bereit den Creutzes-Kelch zu trincken, Der von der Lieb ihr vorbestimmet ist: Sie zeucht dahin mit einem frommen Mann, Der JEsum nur, und sie in JEsu liebt, Der sich dem HErrn mit ihr zugleich ergiebt. Nimm dieses dir so süsse Opfer an. Wir gönnen ihm den allerreichsten Segen, Den deine Hand auf ihre Kinder legt: Wir wünschen ihr der Salbung sanftes Regen, Darinnen sich der gute Geist bewegt. Diß liebe Paar sey deinem Tode gleich, Du ehemals Gecreutzigter in Schmach! Dein Leben zieh es dir ins Leben nach, Und setz es einst zur Pracht in deinem Reich! LV. Auf
Gelobet ſey die Niedrigkeit der Eſther, Sie kannte nichts an ſich, als dein Geſchenck; Auf gleiche Art war unſre liebe Schweſter, Bey ſich allein der Gnaden eingedenck. Das, was ein Chriſt von andern fodern kan, Das richtete ſie alles treulich aus: Sie ſcheute nicht ein armes Pflege-Hauß. Und legte da ihr Pfund mit Wucher an. Nun geht ſie hin, auf dein beſonder Wincken, Der du in guten Wercken Schoͤpfer biſt: Sie iſt bereit den Creutzes-Kelch zu trincken, Der von der Lieb ihr vorbeſtimmet iſt: Sie zeucht dahin mit einem frommen Mann, Der JEſum nur, und ſie in JEſu liebt, Der ſich dem HErrn mit ihr zugleich ergiebt. Nimm dieſes dir ſo ſuͤſſe Opfer an. Wir goͤnnen ihm den allerreichſten Segen, Den deine Hand auf ihre Kinder legt: Wir wuͤnſchen ihr der Salbung ſanftes Regen, Darinnen ſich der gute Geiſt bewegt. Diß liebe Paar ſey deinem Tode gleich, Du ehemals Gecreutzigter in Schmach! Dein Leben zieh es dir ins Leben nach, Und ſetz es einſt zur Pracht in deinem Reich! LV. Auf
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1726.
Die uns nur itzt dein werthes Kind entwandt,
Das uns bißher zu mancherley genutzt.
Wie ſelten ſind die auserwehlten Seelen,
Die Jungfern GOttes und des GOttes-Lamms,
Die keinen Pfad vor ihre Tritte wehlen,
Als nur den Gang des Seelen-Braͤutigams?
Wo iſt ein Hertz von dieſer argen Welt
Durchs Bundes-Blut vollkommen loßgekauft,
Auf unſern HErrn und ſeinen Tod getauft,
Und das ſich ſelbſt gleichwol vor gar nichts haͤlt?
Gelobet ſey die Niedrigkeit der Eſther,
Sie kannte nichts an ſich, als dein Geſchenck;
Auf gleiche Art war unſre liebe Schweſter,
Bey ſich allein der Gnaden eingedenck.
Das, was ein Chriſt von andern fodern kan,
Das richtete ſie alles treulich aus:
Sie ſcheute nicht ein armes Pflege-Hauß.
Und legte da ihr Pfund mit Wucher an.
Nun geht ſie hin, auf dein beſonder Wincken,
Der du in guten Wercken Schoͤpfer biſt:
Sie iſt bereit den Creutzes-Kelch zu trincken,
Der von der Lieb ihr vorbeſtimmet iſt:
Sie zeucht dahin mit einem frommen Mann,
Der JEſum nur, und ſie in JEſu liebt,
Der ſich dem HErrn mit ihr zugleich ergiebt.
Nimm dieſes dir ſo ſuͤſſe Opfer an.
Wir goͤnnen ihm den allerreichſten Segen,
Den deine Hand auf ihre Kinder legt:
Wir wuͤnſchen ihr der Salbung ſanftes Regen,
Darinnen ſich der gute Geiſt bewegt.
Diß liebe Paar ſey deinem Tode gleich,
Du ehemals Gecreutzigter in Schmach!
Dein Leben zieh es dir ins Leben nach,
Und ſetz es einſt zur Pracht in deinem Reich!
LV. Auf
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