Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.1726. LIV. Auf der bißherigen Jnspectorin im Stifte zu Beretelsdorf, Fräulein von Zesch- witz, Verheyrathung mit dem Herrn Rentmeister Buchs. SO selig führt der HErr die lieben Seinen, Daß jederman darob erstaunen muß: Bald giebt er ihnen Wasser gnug zu weinen, Bald labt er sie mit seinem Uberfluß. Sein Vater-Hertz ist immer gut vor sie: Und wenn ihr Fuß nur seine Wege geht, Wenn schon der Sinn nicht viel davon versteht; So merckt man bald, daß uns die Liebe zieh. Wohl denen, die ihr Leben aufgegeben, Und in den Tod des HErrn begraben sind: Denn also fangen wir recht an zu leben, Wenns Fleisch verliert, und wenn der Geist gewinnt. Wohl denen, welchen nichts als GOtt bewust. Dem alles Ding so gleich ins Auge fällt, Der hat ein Hertz, das ewig Treue hält, Und Gutes thun ist seine Fürsten-Lust. Warum wird doch das Volck des HErrn nicht weiser, Und trauet ihm von nun an alles zu, Und baut aufs Wort des GOttes Jacobs Häuser, Daß, was er spricht, er auch unfehlbar thu. Wir setzen Gut und Blut und Ehre dran, (Denn also hat es sich bey uns gezeigt,) Daß GOtt der Held in Jsrael nicht leugt. Es glaub es wer da will, und wer da kan. Bedenckt man sich, die alten Wunder-Thaten, So traut man GOtt von Tag zu Tage mehr: Doch heute giebst du uns was aufzurathen, Du Herrlicher und Unbegreiflicher! Darüber Sinn und eignes Wehlen stutzt: Denn, ist es nicht, o Vater! deine Hand, Die
1726. LIV. Auf der bißherigen Jnſpectorin im Stifte zu Beretelsdorf, Fraͤulein von Zeſch- witz, Verheyrathung mit dem Herrn Rentmeiſter Buchs. SO ſelig fuͤhrt der HErr die lieben Seinen, Daß jederman darob erſtaunen muß: Bald giebt er ihnen Waſſer gnug zu weinen, Bald labt er ſie mit ſeinem Uberfluß. Sein Vater-Hertz iſt immer gut vor ſie: Und wenn ihr Fuß nur ſeine Wege geht, Wenn ſchon der Sinn nicht viel davon verſteht; So merckt man bald, daß uns die Liebe zieh. Wohl denen, die ihr Leben aufgegeben, Und in den Tod des HErrn begraben ſind: Denn alſo fangen wir recht an zu leben, Wenns Fleiſch verliert, und wenn der Geiſt gewinnt. Wohl denen, welchen nichts als GOtt bewuſt. Dem alles Ding ſo gleich ins Auge faͤllt, Der hat ein Hertz, das ewig Treue haͤlt, Und Gutes thun iſt ſeine Fuͤrſten-Luſt. Warum wird doch das Volck des HErrn nicht weiſer, Und trauet ihm von nun an alles zu, Und baut aufs Wort des GOttes Jacobs Haͤuſer, Daß, was er ſpricht, er auch unfehlbar thu. Wir ſetzen Gut und Blut und Ehre dran, (Denn alſo hat es ſich bey uns gezeigt,) Daß GOtt der Held in Jſrael nicht leugt. Es glaub es wer da will, und wer da kan. Bedenckt man ſich, die alten Wunder-Thaten, So traut man GOtt von Tag zu Tage mehr: Doch heute giebſt du uns was aufzurathen, Du Herrlicher und Unbegreiflicher! Daruͤber Sinn und eignes Wehlen ſtutzt: Denn, iſt es nicht, o Vater! deine Hand, Die
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1726.
LIV. Auf der bißherigen Jnſpectorin im
Stifte zu Beretelsdorf, Fraͤulein von Zeſch-
witz, Verheyrathung mit dem Herrn
Rentmeiſter Buchs.
SO ſelig fuͤhrt der HErr die lieben Seinen,
Daß jederman darob erſtaunen muß:
Bald giebt er ihnen Waſſer gnug zu weinen,
Bald labt er ſie mit ſeinem Uberfluß.
Sein Vater-Hertz iſt immer gut vor ſie:
Und wenn ihr Fuß nur ſeine Wege geht,
Wenn ſchon der Sinn nicht viel davon verſteht;
So merckt man bald, daß uns die Liebe zieh.
Wohl denen, die ihr Leben aufgegeben,
Und in den Tod des HErrn begraben ſind:
Denn alſo fangen wir recht an zu leben,
Wenns Fleiſch verliert, und wenn der Geiſt gewinnt.
Wohl denen, welchen nichts als GOtt bewuſt.
Dem alles Ding ſo gleich ins Auge faͤllt,
Der hat ein Hertz, das ewig Treue haͤlt,
Und Gutes thun iſt ſeine Fuͤrſten-Luſt.
Warum wird doch das Volck des HErrn nicht weiſer,
Und trauet ihm von nun an alles zu,
Und baut aufs Wort des GOttes Jacobs Haͤuſer,
Daß, was er ſpricht, er auch unfehlbar thu.
Wir ſetzen Gut und Blut und Ehre dran,
(Denn alſo hat es ſich bey uns gezeigt,)
Daß GOtt der Held in Jſrael nicht leugt.
Es glaub es wer da will, und wer da kan.
Bedenckt man ſich, die alten Wunder-Thaten,
So traut man GOtt von Tag zu Tage mehr:
Doch heute giebſt du uns was aufzurathen,
Du Herrlicher und Unbegreiflicher!
Daruͤber Sinn und eignes Wehlen ſtutzt:
Denn, iſt es nicht, o Vater! deine Hand,
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