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Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.

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1726.

Vermeynt man, wenn sie itzt aus ihrer Hütte dringen,
Daß der Erboste nicht noch allen Ernst beweist?



Dein Geist war nicht gewohnt bestürtzt herum zu schweiffen,
Dein unerschrockner Muth ertrotzte manchen Sieg:
Alsdann vermuthet man gar einen schweren Krieg,
Wenn zwey Gewaltige nach einer Sache greiffen.
Nein, spricht der Ewige, hier soll das nicht geschehn,

Weil diese Jüngerin mir immer treu geblieben,
Und ihre meiste Zeit in meinem Dienst vertrieben,
So soll sie auch davor mit Ruhe schlaffen gehn.
Sie hat sich ofte gnug um Cron und Lohn gestritten,
Wenn ihr das Meer der Angst biß an den Gürtel gieng:
Ob manche Centner-Last auf ihrer Schulter hieng.
So ist ihr Fuß doch nicht aus meiner Bahn geglitten.
Auf einen tapfern Kampf folgt iedesmal Triumph,
Der eine Feind gewinnt, der andre muß erliegen:
Kämpft einer unter mir der wird unfehlbar siegen,
Und macht der Widerpart so Schwerdt als Pfeile stumpf.


Noch eins die selge Frau erquickte manchen Schwachen,
Und labete sein Hertz, wenn seine Seele matt:
Wer meiner Dürftigen sich angenommen hat,
Dem will ich, spricht der HErr, ein sanftes Bette machen.
Drum geht die Theureste, die so viel Angst betraf,
So munter aus und ein, und läst sich niemand leiten:
Und letzlich kan sie kaum ihr Sieges-Bett beschreiten,
So legt sie sich zugleich in den erwünschten Schlaf.
Der heldenhafte Sinn begehrte nicht zu ruhen,
Worinnen ihm der Leib so lang zu statten kam,
Biß man das Meister-Stück aus dem Gehäuse nahm,
(Denn einen müden Fuß pflegt einer auszuschuhen.)

Komm angenehmes Volck von jener Helden-Wacht,
(Die bey der Nacht-Gefahr um Salomonis Bette

Zum Schutze seiner Braut umher gezogne Kette,)
Nimm deine Schwester an, begleite sie zur Pracht!
Jhr

1726.

Vermeynt man, wenn ſie itzt aus ihrer Huͤtte dringen,
Daß der Erboſte nicht noch allen Ernſt beweiſt?



Dein Geiſt war nicht gewohnt beſtuͤrtzt herum zu ſchweiffen,
Dein unerſchrockner Muth ertrotzte manchen Sieg:
Alsdann vermuthet man gar einen ſchweren Krieg,
Wenn zwey Gewaltige nach einer Sache greiffen.
Nein, ſpricht der Ewige, hier ſoll das nicht geſchehn,

Weil dieſe Juͤngerin mir immer treu geblieben,
Und ihre meiſte Zeit in meinem Dienſt vertrieben,
So ſoll ſie auch davor mit Ruhe ſchlaffen gehn.
Sie hat ſich ofte gnug um Cron und Lohn geſtritten,
Wenn ihr das Meer der Angſt biß an den Guͤrtel gieng:
Ob manche Centner-Laſt auf ihrer Schulter hieng.
So iſt ihr Fuß doch nicht aus meiner Bahn geglitten.
Auf einen tapfern Kampf folgt iedesmal Triumph,
Der eine Feind gewinnt, der andre muß erliegen:
Kaͤmpft einer unter mir der wird unfehlbar ſiegen,
Und macht der Widerpart ſo Schwerdt als Pfeile ſtumpf.


Noch eins die ſelge Frau erquickte manchen Schwachen,
Und labete ſein Hertz, wenn ſeine Seele matt:
Wer meiner Duͤrftigen ſich angenommen hat,
Dem will ich, ſpricht der HErr, ein ſanftes Bette machen.
Drum geht die Theureſte, die ſo viel Angſt betraf,
So munter aus und ein, und laͤſt ſich niemand leiten:
Und letzlich kan ſie kaum ihr Sieges-Bett beſchreiten,
So legt ſie ſich zugleich in den erwuͤnſchten Schlaf.
Der heldenhafte Sinn begehrte nicht zu ruhen,
Worinnen ihm der Leib ſo lang zu ſtatten kam,
Biß man das Meiſter-Stuͤck aus dem Gehaͤuſe nahm,
(Denn einen muͤden Fuß pflegt einer auszuſchuhen.)

Komm angenehmes Volck von jener Helden-Wacht,
(Die bey der Nacht-Gefahr um Salomonis Bette

Zum Schutze ſeiner Braut umher gezogne Kette,)
Nimm deine Schweſter an, begleite ſie zur Pracht!
Jhr
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[111/0121] 1726. Vermeynt man, wenn ſie itzt aus ihrer Huͤtte dringen, Daß der Erboſte nicht noch allen Ernſt beweiſt? Dein Geiſt war nicht gewohnt beſtuͤrtzt herum zu ſchweiffen, Dein unerſchrockner Muth ertrotzte manchen Sieg: Alsdann vermuthet man gar einen ſchweren Krieg, Wenn zwey Gewaltige nach einer Sache greiffen. Nein, ſpricht der Ewige, hier ſoll das nicht geſchehn, Weil dieſe Juͤngerin mir immer treu geblieben, Und ihre meiſte Zeit in meinem Dienſt vertrieben, So ſoll ſie auch davor mit Ruhe ſchlaffen gehn. Sie hat ſich ofte gnug um Cron und Lohn geſtritten, Wenn ihr das Meer der Angſt biß an den Guͤrtel gieng: Ob manche Centner-Laſt auf ihrer Schulter hieng. So iſt ihr Fuß doch nicht aus meiner Bahn geglitten. Auf einen tapfern Kampf folgt iedesmal Triumph, Der eine Feind gewinnt, der andre muß erliegen: Kaͤmpft einer unter mir der wird unfehlbar ſiegen, Und macht der Widerpart ſo Schwerdt als Pfeile ſtumpf. Noch eins die ſelge Frau erquickte manchen Schwachen, Und labete ſein Hertz, wenn ſeine Seele matt: Wer meiner Duͤrftigen ſich angenommen hat, Dem will ich, ſpricht der HErr, ein ſanftes Bette machen. Drum geht die Theureſte, die ſo viel Angſt betraf, So munter aus und ein, und laͤſt ſich niemand leiten: Und letzlich kan ſie kaum ihr Sieges-Bett beſchreiten, So legt ſie ſich zugleich in den erwuͤnſchten Schlaf. Der heldenhafte Sinn begehrte nicht zu ruhen, Worinnen ihm der Leib ſo lang zu ſtatten kam, Biß man das Meiſter-Stuͤck aus dem Gehaͤuſe nahm, (Denn einen muͤden Fuß pflegt einer auszuſchuhen.) Komm angenehmes Volck von jener Helden-Wacht, (Die bey der Nacht-Gefahr um Salomonis Bette Zum Schutze ſeiner Braut umher gezogne Kette,) Nimm deine Schweſter an, begleite ſie zur Pracht! Jhr

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Zitationshilfe: Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/121>, abgerufen am 24.11.2024.