Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Die Sorge vor der Höllen-Pein, Kan nicht zur Liebe treiben; Auch wird des Himmels Sonnen-Schein, Hier ohne Würckung bleiben. Die Liebe, die sich übergiebt, Braucht nicht zu sehn, warum sie liebt. Man liebet, was man nie gesehn: Man hats kaum hören nennen, Wohin noch keine Sinnen gehn, Da kan das Hertz nach brennen. Jn dieser Art, aus solchem Trieb Hat meine Seele JEsum lieb. Mein Salomo! vermähle dich Mit meinen innern Sinnen: Beherrsche mehr, als Königlich, Mein sämtliches Beginnen; So bin ich dir noch mehr vereint, Wann heute wiederum erscheint. Jndessen soll auf deinen Ruf, Mein Hertz dir willig dienen: Und deiner Gnade zum Behuf, Soll auch die Hütte grünen. Es wisse, wer es wissen kan, Jch bin der Lieb ihr Unterhan. Der an dem Creutz geschändet ward: Den itzt sein Volck verläugnet, Und der nach seines Reiches Art, Mit Schmach die Seinen zeichnet, Jst mein und meines Mannes Haupt, An welchen unsre Seele glaubt. Da, wo er seine Helden-Zunft, Durch Höll und Tod geführet, Da sey der Wille der Vernunft, Auf ewig, angeschnüret. Weg G 5
Die Sorge vor der Hoͤllen-Pein, Kan nicht zur Liebe treiben; Auch wird des Himmels Sonnen-Schein, Hier ohne Wuͤrckung bleiben. Die Liebe, die ſich uͤbergiebt, Braucht nicht zu ſehn, warum ſie liebt. Man liebet, was man nie geſehn: Man hats kaum hoͤren nennen, Wohin noch keine Sinnen gehn, Da kan das Hertz nach brennen. Jn dieſer Art, aus ſolchem Trieb Hat meine Seele JEſum lieb. Mein Salomo! vermaͤhle dich Mit meinen innern Sinnen: Beherrſche mehr, als Koͤniglich, Mein ſaͤmtliches Beginnen; So bin ich dir noch mehr vereint, Wann heute wiederum erſcheint. Jndeſſen ſoll auf deinen Ruf, Mein Hertz dir willig dienen: Und deiner Gnade zum Behuf, Soll auch die Huͤtte gruͤnen. Es wiſſe, wer es wiſſen kan, Jch bin der Lieb ihr Unterhan. Der an dem Creutz geſchaͤndet ward: Den itzt ſein Volck verlaͤugnet, Und der nach ſeines Reiches Art, Mit Schmach die Seinen zeichnet, Jſt mein und meines Mannes Haupt, An welchen unſre Seele glaubt. Da, wo er ſeine Helden-Zunft, Durch Hoͤll und Tod gefuͤhret, Da ſey der Wille der Vernunft, Auf ewig, angeſchnuͤret. Weg G 5
<TEI> <text> <body> <div> <lg type="poem"> <lg n="14"> <l> <pb facs="#f0115" n="105"/> <fw place="top" type="header">1725.</fw><lb/> <hi rendition="#fr">Man ſchencket einem Hof und Hauß,</hi> </l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Und wird doch keine Liebe draus.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l>Die Sorge vor der Hoͤllen-Pein,</l><lb/> <l>Kan nicht zur Liebe treiben;</l><lb/> <l>Auch wird des Himmels Sonnen-Schein,</l><lb/> <l>Hier ohne Wuͤrckung bleiben.<lb/><hi rendition="#fr">Die Liebe, die ſich uͤbergiebt,</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Braucht nicht zu ſehn, warum ſie liebt.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l>Man liebet, was man nie geſehn:</l><lb/> <l>Man hats kaum hoͤren nennen,</l><lb/> <l>Wohin noch keine Sinnen gehn,</l><lb/> <l>Da kan das Hertz nach brennen.<lb/><hi rendition="#fr">Jn dieſer Art, aus ſolchem Trieb</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Hat meine Seele JEſum lieb.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="17"> <l>Mein Salomo! vermaͤhle dich</l><lb/> <l>Mit meinen innern Sinnen:</l><lb/> <l>Beherrſche mehr, als Koͤniglich,</l><lb/> <l>Mein ſaͤmtliches Beginnen;<lb/><hi rendition="#fr">So bin ich dir noch mehr vereint,</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Wann heute wiederum erſcheint.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="18"> <l>Jndeſſen ſoll auf deinen Ruf,</l><lb/> <l>Mein Hertz dir willig dienen:</l><lb/> <l>Und deiner Gnade zum Behuf,</l><lb/> <l>Soll auch die Huͤtte gruͤnen.<lb/><hi rendition="#fr">Es wiſſe, wer es wiſſen kan,</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">Jch bin der Lieb ihr Unterhan.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="19"> <l>Der an dem Creutz geſchaͤndet ward:</l><lb/> <l>Den itzt ſein Volck verlaͤugnet,</l><lb/> <l>Und der nach ſeines Reiches Art,</l><lb/> <l>Mit Schmach die Seinen zeichnet,<lb/><hi rendition="#fr">Jſt mein und meines Mannes Haupt,</hi></l><lb/> <l> <hi rendition="#fr">An welchen unſre Seele glaubt.</hi> </l> </lg><lb/> <lg n="20"> <l>Da, wo er ſeine Helden-Zunft,</l><lb/> <l>Durch Hoͤll und Tod gefuͤhret,</l><lb/> <l>Da ſey der Wille der Vernunft,</l><lb/> <l>Auf ewig, angeſchnuͤret.<lb/> <fw place="bottom" type="sig">G 5</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#fr">Weg</hi></fw><lb/></l> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [105/0115]
1725.
Man ſchencket einem Hof und Hauß,
Und wird doch keine Liebe draus.
Die Sorge vor der Hoͤllen-Pein,
Kan nicht zur Liebe treiben;
Auch wird des Himmels Sonnen-Schein,
Hier ohne Wuͤrckung bleiben.
Die Liebe, die ſich uͤbergiebt,
Braucht nicht zu ſehn, warum ſie liebt.
Man liebet, was man nie geſehn:
Man hats kaum hoͤren nennen,
Wohin noch keine Sinnen gehn,
Da kan das Hertz nach brennen.
Jn dieſer Art, aus ſolchem Trieb
Hat meine Seele JEſum lieb.
Mein Salomo! vermaͤhle dich
Mit meinen innern Sinnen:
Beherrſche mehr, als Koͤniglich,
Mein ſaͤmtliches Beginnen;
So bin ich dir noch mehr vereint,
Wann heute wiederum erſcheint.
Jndeſſen ſoll auf deinen Ruf,
Mein Hertz dir willig dienen:
Und deiner Gnade zum Behuf,
Soll auch die Huͤtte gruͤnen.
Es wiſſe, wer es wiſſen kan,
Jch bin der Lieb ihr Unterhan.
Der an dem Creutz geſchaͤndet ward:
Den itzt ſein Volck verlaͤugnet,
Und der nach ſeines Reiches Art,
Mit Schmach die Seinen zeichnet,
Jſt mein und meines Mannes Haupt,
An welchen unſre Seele glaubt.
Da, wo er ſeine Helden-Zunft,
Durch Hoͤll und Tod gefuͤhret,
Da ſey der Wille der Vernunft,
Auf ewig, angeſchnuͤret.
Weg
G 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |