Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Jch bins versichert, daß du mich Zu deinem Volck gezehlet; Mit deinem Hertzen ewiglich Verbunden und vermählet; Und wenn du bey dem Vater stehst, Auch mit vor meine Seele flehst. Jch mache mich im Geist bereit, Beym Thone stiller Lieder, Und werffe deiner Würdigkeit, Mich vor die Füsse nieder. Komm Priester aus dem innern Chor, Und bete meiner Seele vor. Gib, daß ich spreche, was dein Mund Dem Vater sagen wolte, Wann er ihn an den Liebes-Bund Mit mir erinnern solte. Auf! weil der Geist itzt Abba sprach; So lall ihm auch das andre nach. Mein Abba! deine Gnaden-Wahl An mir zu offenbahren, Hast du mich in das Jammer-Thal, Vor fünf und zwantzig Jahren, Durch eine, dir gemässe, Macht, Aus Mutter Leib hervor gebracht. Die Welt bekam ich ins Gesicht, Sie hat mir wohl gefallen; Bey nahe hätt ich Lust gekriegt, Mit ihr dahin zu wallen. Die Lust macht immer sündiger, Du weist es Hertzens-Kündiger. Die gröste Ungelegenheit Der Nachfolg unsers Lammes, Die angebohrne Herrlichkeit, Des weltlich hohen Stammes, Die G 4
Jch bins verſichert, daß du mich Zu deinem Volck gezehlet; Mit deinem Hertzen ewiglich Verbunden und vermaͤhlet; Und wenn du bey dem Vater ſtehſt, Auch mit vor meine Seele flehſt. Jch mache mich im Geiſt bereit, Beym Thone ſtiller Lieder, Und werffe deiner Wuͤrdigkeit, Mich vor die Fuͤſſe nieder. Komm Prieſter aus dem innern Chor, Und bete meiner Seele vor. Gib, daß ich ſpreche, was dein Mund Dem Vater ſagen wolte, Wann er ihn an den Liebes-Bund Mit mir erinnern ſolte. Auf! weil der Geiſt itzt Abba ſprach; So lall ihm auch das andre nach. Mein Abba! deine Gnaden-Wahl An mir zu offenbahren, Haſt du mich in das Jammer-Thal, Vor fuͤnf und zwantzig Jahren, Durch eine, dir gemaͤſſe, Macht, Aus Mutter Leib hervor gebracht. Die Welt bekam ich ins Geſicht, Sie hat mir wohl gefallen; Bey nahe haͤtt ich Luſt gekriegt, Mit ihr dahin zu wallen. Die Luſt macht immer ſuͤndiger, Du weiſt es Hertzens-Kuͤndiger. Die groͤſte Ungelegenheit Der Nachfolg unſers Lammes, Die angebohrne Herrlichkeit, Des weltlich hohen Stammes, Die G 4
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1725.
Jch habe dich auch angeruͤhrt,
Und deine Wunder-Kraft geſpuͤrt.
Jch bins verſichert, daß du mich
Zu deinem Volck gezehlet;
Mit deinem Hertzen ewiglich
Verbunden und vermaͤhlet;
Und wenn du bey dem Vater ſtehſt,
Auch mit vor meine Seele flehſt.
Jch mache mich im Geiſt bereit,
Beym Thone ſtiller Lieder,
Und werffe deiner Wuͤrdigkeit,
Mich vor die Fuͤſſe nieder.
Komm Prieſter aus dem innern Chor,
Und bete meiner Seele vor.
Gib, daß ich ſpreche, was dein Mund
Dem Vater ſagen wolte,
Wann er ihn an den Liebes-Bund
Mit mir erinnern ſolte.
Auf! weil der Geiſt itzt Abba ſprach;
So lall ihm auch das andre nach.
Mein Abba! deine Gnaden-Wahl
An mir zu offenbahren,
Haſt du mich in das Jammer-Thal,
Vor fuͤnf und zwantzig Jahren,
Durch eine, dir gemaͤſſe, Macht,
Aus Mutter Leib hervor gebracht.
Die Welt bekam ich ins Geſicht,
Sie hat mir wohl gefallen;
Bey nahe haͤtt ich Luſt gekriegt,
Mit ihr dahin zu wallen.
Die Luſt macht immer ſuͤndiger,
Du weiſt es Hertzens-Kuͤndiger.
Die groͤſte Ungelegenheit
Der Nachfolg unſers Lammes,
Die angebohrne Herrlichkeit,
Des weltlich hohen Stammes,
Die
G 4
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