Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735.
Vom Lehr-Amt auf den Stand zu kommen, Der das Regierungs-Ruder führt: Was wird nicht oftmals vorgenommen, Damit man auch einmal regiert. Warum? Es ist ein Glück zu nennen. Wo wenige das Ziel errennen. Trift einer nur zum Ziele zu; So sucht er etwas anzukauffen, Daselbst zuweilen zu verschnauffen, Und setzt sich endlich gar zur Ruh. Der Nähr-Stand hat das Recht bekommen, Den nennt man eigentlich ein Glück, Wann eine einen Mann genommen. Allein man rechne nur zurück; Wo ist wol eine unter allen, Die in das Ehe-Netz gefallen, Darein so manche Hofnung kirrt, Von ihrem Glücke je bethöret, Die, wenn man sie frey sprechen höret, Nicht andre Leute warnen wird? Wie kommts denn, daß man Leute siehet, Nur, daß man sie gar selten findt, Die weder sich ums Amt bemühet, Noch, wenn sies haben, schwürig sind? Das macht, weil sie im Lehrer-Orden Nicht erstlich JEsu Jünger worden, Und nun von ihm geruffen seyn, Jst ihnen wenig dran gelegen, Wie starck der Beicht- und Decem-Segen, Sie sammlen sich nur Seelen ein. Auch
Vom Lehr-Amt auf den Stand zu kommen, Der das Regierungs-Ruder fuͤhrt: Was wird nicht oftmals vorgenommen, Damit man auch einmal regiert. Warum? Es iſt ein Gluͤck zu nennen. Wo wenige das Ziel errennen. Trift einer nur zum Ziele zu; So ſucht er etwas anzukauffen, Daſelbſt zuweilen zu verſchnauffen, Und ſetzt ſich endlich gar zur Ruh. Der Naͤhr-Stand hat das Recht bekommen, Den nennt man eigentlich ein Gluͤck, Wann eine einen Mann genommen. Allein man rechne nur zuruͤck; Wo iſt wol eine unter allen, Die in das Ehe-Netz gefallen, Darein ſo manche Hofnung kirrt, Von ihrem Gluͤcke je bethoͤret, Die, wenn man ſie frey ſprechen hoͤret, Nicht andre Leute warnen wird? Wie kommts denn, daß man Leute ſiehet, Nur, daß man ſie gar ſelten findt, Die weder ſich ums Amt bemuͤhet, Noch, wenn ſies haben, ſchwuͤrig ſind? Das macht, weil ſie im Lehrer-Orden Nicht erſtlich JEſu Juͤnger worden, Und nun von ihm geruffen ſeyn, Jſt ihnen wenig dran gelegen, Wie ſtarck der Beicht- und Decem-Segen, Sie ſammlen ſich nur Seelen ein. Auch
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1725.
Das hielt er vor ein groſſes Gluͤck.
Doch iſt die Weyhe kaum empfangen,
Die Wirthſchaft folglich angefangen,
Das erſte Amts-Jahr bald vorbey;
So kan ein zeitlichs Lamentiren,
Die Expectanten uͤberfuͤhren,
Daß dieſes Gluͤck vergaͤnglich ſey.
Vom Lehr-Amt auf den Stand zu kommen,
Der das Regierungs-Ruder fuͤhrt:
Was wird nicht oftmals vorgenommen,
Damit man auch einmal regiert.
Warum? Es iſt ein Gluͤck zu nennen.
Wo wenige das Ziel errennen.
Trift einer nur zum Ziele zu;
So ſucht er etwas anzukauffen,
Daſelbſt zuweilen zu verſchnauffen,
Und ſetzt ſich endlich gar zur Ruh.
Der Naͤhr-Stand hat das Recht bekommen,
Den nennt man eigentlich ein Gluͤck,
Wann eine einen Mann genommen.
Allein man rechne nur zuruͤck;
Wo iſt wol eine unter allen,
Die in das Ehe-Netz gefallen,
Darein ſo manche Hofnung kirrt,
Von ihrem Gluͤcke je bethoͤret,
Die, wenn man ſie frey ſprechen hoͤret,
Nicht andre Leute warnen wird?
Wie kommts denn, daß man Leute ſiehet,
Nur, daß man ſie gar ſelten findt,
Die weder ſich ums Amt bemuͤhet,
Noch, wenn ſies haben, ſchwuͤrig ſind?
Das macht, weil ſie im Lehrer-Orden
Nicht erſtlich JEſu Juͤnger worden,
Und nun von ihm geruffen ſeyn,
Jſt ihnen wenig dran gelegen,
Wie ſtarck der Beicht- und Decem-Segen,
Sie ſammlen ſich nur Seelen ein.
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Zitationshilfe: | Zinzendorf, Nicolaus Ludwig von: Teutscher Gedichte Erster Theil. Herrnhuth, 1735, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zinzendorf_gedichte_1735/103>, abgerufen am 05.07.2024. |