Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016."Wenn es Zeit ist, und Alles wird zu seiner Zeit gezeitigt, dann hofft Euch zu sehen Euer getreuer S." Er hat Recht, sagte der Justizrath. Nehmt Euch in Acht, sag' auch ich, indem ich von Euch jetzt scheide; es muß und wird noch viel geschehen, bis die Tochter geboren wird und die Mutter in den Kindesnöthen stirbt, um für immer zu Grabe getragen zu werden. Ich verstehe nicht Eure hohen Reden, versetzte der Müller, aber das weiß ich: was mir mein Gesangbuch sagt, ist wahr und nicht zerreißend, sondern tröstend: Denn was Er thut und läßt geschehn, Das nimmt ein gutes End'! Darauf will ich leben und sterben. Amen „Wenn es Zeit ist, und Alles wird zu seiner Zeit gezeitigt, dann hofft Euch zu sehen Euer getreuer S.“ Er hat Recht, sagte der Justizrath. Nehmt Euch in Acht, sag' auch ich, indem ich von Euch jetzt scheide; es muß und wird noch viel geschehen, bis die Tochter geboren wird und die Mutter in den Kindesnöthen stirbt, um für immer zu Grabe getragen zu werden. Ich verstehe nicht Eure hohen Reden, versetzte der Müller, aber das weiß ich: was mir mein Gesangbuch sagt, ist wahr und nicht zerreißend, sondern tröstend: Denn was Er thut und läßt geschehn, Das nimmt ein gutes End'! Darauf will ich leben und sterben. Amen <TEI> <text> <body> <div> <floatingText> <body> <div type="letter"> <p><pb facs="#f0070"/> „Wenn es Zeit ist, und Alles wird zu seiner Zeit gezeitigt, dann hofft Euch zu sehen</p><lb/> <closer> <signed>Euer getreuer S.“</signed> </closer> </div> </body> </floatingText> <p>Er hat Recht, sagte der Justizrath. Nehmt Euch in Acht, sag' auch ich, indem ich von Euch jetzt scheide; es muß und wird noch viel geschehen, bis die Tochter geboren wird und die Mutter in den Kindesnöthen stirbt, um für immer zu Grabe getragen zu werden.</p><lb/> <p>Ich verstehe nicht Eure hohen Reden, versetzte der Müller, aber das weiß ich: was mir mein Gesangbuch sagt, ist wahr und nicht zerreißend, sondern tröstend:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Denn was Er thut und läßt geschehn,</l> <l>Das nimmt ein gutes End'!</l> </lg> <p>Darauf will ich leben und sterben. Amen</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0070]
„Wenn es Zeit ist, und Alles wird zu seiner Zeit gezeitigt, dann hofft Euch zu sehen
Euer getreuer S.“ Er hat Recht, sagte der Justizrath. Nehmt Euch in Acht, sag' auch ich, indem ich von Euch jetzt scheide; es muß und wird noch viel geschehen, bis die Tochter geboren wird und die Mutter in den Kindesnöthen stirbt, um für immer zu Grabe getragen zu werden.
Ich verstehe nicht Eure hohen Reden, versetzte der Müller, aber das weiß ich: was mir mein Gesangbuch sagt, ist wahr und nicht zerreißend, sondern tröstend:
Denn was Er thut und läßt geschehn, Das nimmt ein gutes End'!
Darauf will ich leben und sterben. Amen
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Zitationshilfe: | Ziegler, Franz Wilhelm: Saat und Ernte. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 129–196. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ziegler_ernte_1910/70>, abgerufen am 18.07.2024. |