Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

Bild:
<< vorherige Seite

fünftes Buhch.
es bemärkt und bewähret auch selbige meinung di
Grahf-schaft Askanien selbst/ di Grahf-schaft
Mans-fäld/ oder des Mannes Fäld/ (welcher des
Twiskons sohn gewäsen ist) di Stat Aschers-lä-
ben/ und vihl andere mehr.

Das wort Askenas aber heisset so vihl als ein
fohr-stäher und verwahrer däs feuers/ vom hebrei-
schen sh asch/ d.i. feuer/ und nhk ein Gots-be-
amter: welchen namen di Askanier oder Twisko-
nen mit rächt geführet haben/ in-dähm si alle-zeit
unverzahgte/ tapfere und feurige helden-gemühter
gehabt.

Es walten auch härnahch von dem algemeinen
namen diser fölker/ dehn si izund fuhren/ und
Deutsche genännet wärden/ viler-hand meinungen:
Einer ist in dehm wahne/ daß das wort deutsch
von däm worte Twiskon(*) wi dises von Aske-
nas hähr-rühre/ und sei nuhr in etlichen buhch-sta-
ben verändert. Andere tuhn noch dises dahr-zu/
und schreiben/ daß man den Askenas/ dehr seinen
siz an dem Reine/ gegen Köllen uber/ wo der Fläk-
ken Deutsch liget/ genommen hätte/ (welches änd-
lich auch wohl kan geschähen sein) den zu-namen
Deuter oder Deut gegäben; weil er nähmlich aus
dem fluge der vögel hätte deuten/ und zu-kunftige
dinge zufohr verkündigen können. Etliche wollen/
daß si alle ihre Götter mit dem namen Deut oder
Düd genännet hätten: etliche vermeinen/ daß si
nuhr einen Got dises namens an des Merkuhrs
stat (welchen di Egipter auch Deut zu nännen
pflägen) verehret/ und fohr den vermeinten Ver-
deutscher/ das ist (eigendlich zu erklähren) Dol-
metscher/ oder Ausläger/ der Götter/ und götlichen
geheimnüss' und gesäzze/ gehalten hätten. Der lät-
ste teil wül behaubten/ daß der neund oder zehen-

de kö-
(*) Hieronymus in Ebr. quaestion. Euseb. in
Chronic.
L 7

fuͤnftes Buhch.
es bemaͤrkt und bewaͤhret auch ſelbige meinung di
Grahf-ſchaft Aſkanien ſelbſt/ di Grahf-ſchaft
Mans-faͤld/ oder des Mannes Faͤld/ (welcher des
Twiſkons ſohn gewaͤſen iſt) di Stat Aſchers-laͤ-
ben/ und vihl andere mehr.

Das wort Aſkenas aber heiſſet ſo vihl als ein
fohr-ſtaͤher und verwahrer daͤs feuers/ vom hebrei-
ſchen שא aſch/ d.i. feuer/ und ןהכ ein Gots-be-
amter: welchen namen di Aſkanier oder Twiſko-
nen mit raͤcht gefuͤhret haben/ in-daͤhm ſi alle-zeit
unverzahgte/ tapfere und feurige helden-gemuͤhter
gehabt.

Es walten auch haͤrnahch von dem algemeinen
namen diſer foͤlker/ dehn ſi izund fůhren/ und
Deutſche genaͤnnet waͤrden/ viler-hand meinungen:
Einer iſt in dehm wahne/ daß das wort deutſch
von daͤm worte Twiſkon(*) wi diſes von Aſke-
nas haͤhr-ruͤhre/ und ſei nuhr in etlichen buhch-ſta-
ben veraͤndert. Andere tuhn noch diſes dahr-zu/
und ſchreiben/ daß man den Aſkenas/ dehr ſeinen
ſiz an dem Reine/ gegen Koͤllen ůber/ wo der Flaͤk-
ken Deutſch liget/ genommen haͤtte/ (welches aͤnd-
lich auch wohl kan geſchaͤhen ſein) den zu-namen
Deuter oder Deut gegaͤben; weil er naͤhmlich aus
dem fluge der voͤgel haͤtte deuten/ und zu-kůnftige
dinge zufohr verkuͤndigen koͤnnen. Etliche wollen/
daß ſi alle ihre Goͤtter mit dem namen Deut oder
Duͤd genaͤnnet haͤtten: etliche vermeinen/ daß ſi
nuhr einen Got diſes namens an des Merkuhrs
ſtat (welchen di Egipter auch Deut zu naͤnnen
pflaͤgen) verehret/ und fohr den vermeinten Ver-
deutſcher/ das iſt (eigendlich zu erklaͤhren) Dol-
metſcher/ oder Auslaͤger/ der Goͤtter/ und goͤtlichen
geheimnuͤſſ’ und geſaͤzze/ gehalten haͤtten. Der laͤt-
ſte teil wuͤl behaubten/ daß der neund oder zehen-

de koͤ-
(*) Hieronymus in Ebr. quæſtion. Euſeb. in
Chronic.
L 7
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0269" n="253"/><fw place="top" type="header">fu&#x0364;nftes Buhch.</fw><lb/>
es bema&#x0364;rkt und bewa&#x0364;hret auch &#x017F;elbige meinung di<lb/>
Grahf-&#x017F;chaft A&#x017F;kanien &#x017F;elb&#x017F;t/ di Grahf-&#x017F;chaft<lb/>
Mans-fa&#x0364;ld/ oder des Mannes Fa&#x0364;ld/ (welcher des<lb/>
Twi&#x017F;kons &#x017F;ohn gewa&#x0364;&#x017F;en i&#x017F;t) di Stat A&#x017F;chers-la&#x0364;-<lb/>
ben/ und vihl andere mehr.</p><lb/>
          <p>Das wort A&#x017F;kenas aber hei&#x017F;&#x017F;et &#x017F;o vihl als ein<lb/>
fohr-&#x017F;ta&#x0364;her und verwahrer da&#x0364;s feuers/ vom hebrei-<lb/>
&#x017F;chen &#x05E9;&#x05D0; a&#x017F;ch/ d.i. feuer/ und &#x05DF;&#x05D4;&#x05DB; ein Gots-be-<lb/>
amter: welchen namen di A&#x017F;kanier oder Twi&#x017F;ko-<lb/>
nen mit ra&#x0364;cht gefu&#x0364;hret haben/ in-da&#x0364;hm &#x017F;i alle-zeit<lb/>
unverzahgte/ tapfere und feurige helden-gemu&#x0364;hter<lb/>
gehabt.</p><lb/>
          <p>Es walten auch ha&#x0364;rnahch von dem algemeinen<lb/>
namen di&#x017F;er fo&#x0364;lker/ dehn &#x017F;i izund f&#x016F;hren/ und<lb/>
Deut&#x017F;che gena&#x0364;nnet wa&#x0364;rden/ viler-hand meinungen:<lb/>
Einer i&#x017F;t in dehm wahne/ daß das wort deut&#x017F;ch<lb/>
von da&#x0364;m worte Twi&#x017F;kon<note place="foot" n="(*)"><hi rendition="#aq">Hieronymus in Ebr. quæ&#x017F;tion. Eu&#x017F;eb. in<lb/>
Chronic.</hi></note> wi di&#x017F;es von A&#x017F;ke-<lb/>
nas ha&#x0364;hr-ru&#x0364;hre/ und &#x017F;ei nuhr in etlichen buhch-&#x017F;ta-<lb/>
ben vera&#x0364;ndert. Andere tuhn noch di&#x017F;es dahr-zu/<lb/>
und &#x017F;chreiben/ daß man den A&#x017F;kenas/ dehr &#x017F;einen<lb/>
&#x017F;iz an dem Reine/ gegen Ko&#x0364;llen &#x016F;ber/ wo der Fla&#x0364;k-<lb/>
ken Deut&#x017F;ch liget/ genommen ha&#x0364;tte/ (welches a&#x0364;nd-<lb/>
lich auch wohl kan ge&#x017F;cha&#x0364;hen &#x017F;ein) den zu-namen<lb/>
Deuter oder Deut gega&#x0364;ben; weil er na&#x0364;hmlich aus<lb/>
dem fluge der vo&#x0364;gel ha&#x0364;tte deuten/ und zu-k&#x016F;nftige<lb/>
dinge zufohr verku&#x0364;ndigen ko&#x0364;nnen. Etliche wollen/<lb/>
daß &#x017F;i alle ihre Go&#x0364;tter mit dem namen Deut oder<lb/>
Du&#x0364;d gena&#x0364;nnet ha&#x0364;tten: etliche vermeinen/ daß &#x017F;i<lb/>
nuhr einen Got di&#x017F;es namens an des Merkuhrs<lb/>
&#x017F;tat (welchen di Egipter auch Deut zu na&#x0364;nnen<lb/>
pfla&#x0364;gen) verehret/ und fohr den vermeinten Ver-<lb/>
deut&#x017F;cher/ das i&#x017F;t (eigendlich zu erkla&#x0364;hren) Dol-<lb/>
met&#x017F;cher/ oder Ausla&#x0364;ger/ der Go&#x0364;tter/ und go&#x0364;tlichen<lb/>
geheimnu&#x0364;&#x017F;&#x017F;&#x2019; und ge&#x017F;a&#x0364;zze/ gehalten ha&#x0364;tten. Der la&#x0364;t-<lb/>
&#x017F;te teil wu&#x0364;l behaubten/ daß der neund oder zehen-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">L 7</fw><fw place="bottom" type="catch">de ko&#x0364;-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[253/0269] fuͤnftes Buhch. es bemaͤrkt und bewaͤhret auch ſelbige meinung di Grahf-ſchaft Aſkanien ſelbſt/ di Grahf-ſchaft Mans-faͤld/ oder des Mannes Faͤld/ (welcher des Twiſkons ſohn gewaͤſen iſt) di Stat Aſchers-laͤ- ben/ und vihl andere mehr. Das wort Aſkenas aber heiſſet ſo vihl als ein fohr-ſtaͤher und verwahrer daͤs feuers/ vom hebrei- ſchen שא aſch/ d.i. feuer/ und ןהכ ein Gots-be- amter: welchen namen di Aſkanier oder Twiſko- nen mit raͤcht gefuͤhret haben/ in-daͤhm ſi alle-zeit unverzahgte/ tapfere und feurige helden-gemuͤhter gehabt. Es walten auch haͤrnahch von dem algemeinen namen diſer foͤlker/ dehn ſi izund fůhren/ und Deutſche genaͤnnet waͤrden/ viler-hand meinungen: Einer iſt in dehm wahne/ daß das wort deutſch von daͤm worte Twiſkon (*) wi diſes von Aſke- nas haͤhr-ruͤhre/ und ſei nuhr in etlichen buhch-ſta- ben veraͤndert. Andere tuhn noch diſes dahr-zu/ und ſchreiben/ daß man den Aſkenas/ dehr ſeinen ſiz an dem Reine/ gegen Koͤllen ůber/ wo der Flaͤk- ken Deutſch liget/ genommen haͤtte/ (welches aͤnd- lich auch wohl kan geſchaͤhen ſein) den zu-namen Deuter oder Deut gegaͤben; weil er naͤhmlich aus dem fluge der voͤgel haͤtte deuten/ und zu-kůnftige dinge zufohr verkuͤndigen koͤnnen. Etliche wollen/ daß ſi alle ihre Goͤtter mit dem namen Deut oder Duͤd genaͤnnet haͤtten: etliche vermeinen/ daß ſi nuhr einen Got diſes namens an des Merkuhrs ſtat (welchen di Egipter auch Deut zu naͤnnen pflaͤgen) verehret/ und fohr den vermeinten Ver- deutſcher/ das iſt (eigendlich zu erklaͤhren) Dol- metſcher/ oder Auslaͤger/ der Goͤtter/ und goͤtlichen geheimnuͤſſ’ und geſaͤzze/ gehalten haͤtten. Der laͤt- ſte teil wuͤl behaubten/ daß der neund oder zehen- de koͤ- (*) Hieronymus in Ebr. quæſtion. Euſeb. in Chronic. L 7

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/269
Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/269>, abgerufen am 22.11.2024.