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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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Der Adriatischen Rosemund
ten solte/ (*) wi auch dannen-här das eine teil der
wält/ welches er und seine nahchkömlinge ein-ge-
nommen haben/ Europe (das ist/ ein breites aus-sä-
hen/ oder eine weite gegend) ist benamet worden.

Weil nuhn di heidnischen Geschicht-schreiber/
und denen zur folge di unsrigen/ dise des Twiskons
ankunft und gebuhrt nicht gewust haben/ und den
sachchen nicht so weit nahch gedacht/ daß Twiskon
oder Tuaskon mit däm geschlächts-wort' aus tu-
Askenas zusammen gezogen und in etwas verändert
sei; so haben si fohr-gegäben/ daß Twiskon der
Twiskonen/ oder der Deutschen/ Vater und Got
gewäsen wäre/ welcher seinen uhrsprung und ge-
buhrt aus der ärden genommen hätte.

Es ist aber diser Askenas/ oder Twiskon/ im 130
jahre nahch der Sünd-fluht gebohren/ und von sei-
nem Fohr-grohs-vater dem Noeh/ nahch des Be-
rosen zeugnüs/ in di länder/ welche üm das Euxini-
sche Mehr und den Rein härüm ligen/ verteilt
worden. Da er der ehrste könig der Twiskonen ge-
wäsen ist/ und sein reich samt seinem folke/ nahch
mitternacht zu/ gewaltig vermehret hat. Er gahb
auch gesäzz' und rächte/ wi das folk solte beherschet
und im zaume gehalten wärden; hihlt di untertah-
nen zur Gottes-furcht und guhten sitten; und starb
im 1964 jahre/ nahch erschaffung der wält/ als Se-
miramis sechs jahr zu Babilon geherschet hatte.

Es uhrkunden etliche/ daß diser Fölker ehrster
siz in klein Asien gewäsen sei/ von dannen si sich mit
den Zimbrern (ihren brudern) durch Krakan/
Polen/ Schlesien und andere länder (wi noch etli-
che namen der Stätt' und des flusses Asche/ oder
Aske/ aus-weisen) nahch der gegend zu/ wo izund
däs Deutschlandes mittel-teil liget/ begäben hät-
ten/ und in Anhalt nidergelahssen; dässen Fürsten
sich noch heut zu tage von Askanien schreiben; und

es
(*) Genes. 9. cap. 27. vers.

Der Adriatiſchen Roſemund
ten ſolte/ (*) wi auch dannen-haͤr das eine teil der
waͤlt/ welches er und ſeine nahchkoͤmlinge ein-ge-
nommen haben/ Europe (das iſt/ ein breites aus-ſaͤ-
hen/ oder eine weite gegend) iſt benamet worden.

Weil nuhn di heidniſchen Geſchicht-ſchreiber/
und denen zur folge di unſrigen/ diſe des Twiſkons
ankunft und gebuhrt nicht gewuſt haben/ und den
ſachchen nicht ſo weit nahch gedacht/ daß Twiſkon
oder Tuaſkon mit daͤm geſchlaͤchts-wort’ aus tu-
Aſkenas zuſam̃en gezogen und in etwas veraͤndert
ſei; ſo haben ſi fohr-gegaͤben/ daß Twiſkon der
Twiſkonen/ oder der Deutſchen/ Vater und Got
gewaͤſen waͤre/ welcher ſeinen uhrſprung und ge-
buhrt aus der aͤrden genommen haͤtte.

Es iſt aber diſer Aſkenas/ oder Twiſkon/ im 130
jahre nahch der Suͤnd-fluht gebohren/ und von ſei-
nem Fohr-grohs-vater dem Noeh/ nahch des Be-
roſen zeugnuͤs/ in di laͤnder/ welche üm das Euxini-
ſche Mehr und den Rein haͤruͤm ligen/ verteilt
worden. Da er der ehrſte koͤnig der Twiſkonen ge-
waͤſen iſt/ und ſein reich ſamt ſeinem folke/ nahch
mitternacht zu/ gewaltig vermehret hat. Er gahb
auch geſaͤzz’ und raͤchte/ wi das folk ſolte beherſchet
und im zaume gehalten waͤrden; hihlt di untertah-
nen zur Gottes-furcht und guhten ſitten; und ſtarb
im 1964 jahre/ nahch erſchaffung der waͤlt/ als Se-
miramis ſechs jahr zu Babilon geherſchet hatte.

Es uhrkunden etliche/ daß diſer Foͤlker ehrſter
ſiz in klein Aſien gewaͤſen ſei/ von dannen ſi ſich mit
den Zimbrern (ihren brůdern) durch Krakan/
Polen/ Schleſien und andere laͤnder (wi noch etli-
che namen der Staͤtt’ und des fluſſes Aſche/ oder
Aſke/ aus-weiſen) nahch der gegend zu/ wo izund
daͤs Deutſchlandes mittel-teil liget/ begaͤben haͤt-
ten/ und in Anhalt nidergelahſſen; daͤſſen Fuͤrſten
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es
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[252/0268] Der Adriatiſchen Roſemund ten ſolte/ (*) wi auch dannen-haͤr das eine teil der waͤlt/ welches er und ſeine nahchkoͤmlinge ein-ge- nommen haben/ Europe (das iſt/ ein breites aus-ſaͤ- hen/ oder eine weite gegend) iſt benamet worden. Weil nuhn di heidniſchen Geſchicht-ſchreiber/ und denen zur folge di unſrigen/ diſe des Twiſkons ankunft und gebuhrt nicht gewuſt haben/ und den ſachchen nicht ſo weit nahch gedacht/ daß Twiſkon oder Tuaſkon mit daͤm geſchlaͤchts-wort’ aus tu- Aſkenas zuſam̃en gezogen und in etwas veraͤndert ſei; ſo haben ſi fohr-gegaͤben/ daß Twiſkon der Twiſkonen/ oder der Deutſchen/ Vater und Got gewaͤſen waͤre/ welcher ſeinen uhrſprung und ge- buhrt aus der aͤrden genommen haͤtte. Es iſt aber diſer Aſkenas/ oder Twiſkon/ im 130 jahre nahch der Suͤnd-fluht gebohren/ und von ſei- nem Fohr-grohs-vater dem Noeh/ nahch des Be- roſen zeugnuͤs/ in di laͤnder/ welche üm das Euxini- ſche Mehr und den Rein haͤruͤm ligen/ verteilt worden. Da er der ehrſte koͤnig der Twiſkonen ge- waͤſen iſt/ und ſein reich ſamt ſeinem folke/ nahch mitternacht zu/ gewaltig vermehret hat. Er gahb auch geſaͤzz’ und raͤchte/ wi das folk ſolte beherſchet und im zaume gehalten waͤrden; hihlt di untertah- nen zur Gottes-furcht und guhten ſitten; und ſtarb im 1964 jahre/ nahch erſchaffung der waͤlt/ als Se- miramis ſechs jahr zu Babilon geherſchet hatte. Es uhrkunden etliche/ daß diſer Foͤlker ehrſter ſiz in klein Aſien gewaͤſen ſei/ von dannen ſi ſich mit den Zimbrern (ihren brůdern) durch Krakan/ Polen/ Schleſien und andere laͤnder (wi noch etli- che namen der Staͤtt’ und des fluſſes Aſche/ oder Aſke/ aus-weiſen) nahch der gegend zu/ wo izund daͤs Deutſchlandes mittel-teil liget/ begaͤben haͤt- ten/ und in Anhalt nidergelahſſen; daͤſſen Fuͤrſten ſich noch heut zu tage von Aſkanien ſchreiben; und es (*) Geneſ. 9. cap. 27. verſ.

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/268>, abgerufen am 22.11.2024.