Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

Bild:
<< vorherige Seite

vihrtes Buhch.
alhihr manches schönes stukke/ so nahch zerstöhrung
der schönen Stat Aglar (welche der Hunnen könig
Attila nahch einer drei-jährigen belägerung er-
obert/ und in di siben und dreißig tausend von der
bürgerschaft hat enthaubten lahssen) gen Venedig
gebracht worden. Jn den innersten zimmern dises
Schlosses zeugt man etliche kleine bet-laden/ welche
di alten Heiden in ihren Heilig-tuhmern gehabt
haben/ daß ihre Abgötter dahr-innen ligen solten/
samt etlichen kleinen Gottes tischen/ mit ihren
zeuchen und schriften/ wi man si zu Aglar hat zu
gebrauchen pflägen: wi solches der Juhl Kapitolihn
bezeuget. unter andern ist auch dahr-innen di-
jenige tafel mit einer uhr-alten schrift zu fünden/
dehren Herodiahn im achten buche seiner Ge-
schichte gedänket; welche der Erz-vater Grimman
gleiches falles hin-ein-gebracht hat.

Dort üm jene gegend liget das Deutsche Haus/
ein uber-aus-grohss- und prächtiges gebäue/ wel-
ches 512 schuh in seinem ümkreise hält. von innen
ist es über-aus-schöhn gemahlet/ und mit vilen
lust-gängen auf das prächtigste gezihret. Es be-
greiffet in sich 200 gemächcher/ in denen di deut-
schen Kauf-leute ligen können/ dehren stähts sehr
vihl in der Stat sein.

Beschreibung däs Zeug-hauses/ und
Schif-fahrt der Venediger.

AN jenem spizzen und hohen ände der Stat/ da
di vihr einzele türne nahch jenem Mehre zu
stähen/ ligt das Rüst- und Zeug-haus der Stat-
herschaft/ welches nicht alein ein grohsser und weit-
läuftiger bau ist/ sondern auch so über-aus-schöhn/
daß däs gleichen in der wält kaum mahg gefunden
wärden. Es ist ringst härüm mit mauren verwah-
ret/ und es ligen dahr-innen allezeit 200 wal-schif-

fe/
K

vihrtes Buhch.
alhihr manches ſchoͤnes ſtůkke/ ſo nahch zerſtoͤhrung
der ſchoͤnen Stat Aglar (welche der Hunnen koͤnig
Attila nahch einer drei-jaͤhrigen belaͤgerung er-
obert/ und in di ſiben und dreißig tauſend von der
buͤrgerſchaft hat enthaubten lahſſen) gen Venedig
gebracht worden. Jn den innerſten zimmern diſes
Schloſſes zeugt man etliche kleine bet-laden/ welche
di alten Heiden in ihren Heilig-tůhmern gehabt
haben/ daß ihre Abgoͤtter dahr-innen ligen ſolten/
ſamt etlichen kleinen Gottes tiſchen/ mit ihren
zeuchen und ſchriften/ wi man ſi zu Aglar hat zu
gebrauchen pflaͤgen: wi ſolches der Juhl Kapitolihn
bezeuget. unter andern iſt auch dahr-innen di-
jenige tafel mit einer uhr-alten ſchrift zu fuͤnden/
dehren Herodiahn im achten buche ſeiner Ge-
ſchichte gedaͤnket; welche der Erz-vater Grimman
gleiches falles hin-ein-gebracht hat.

Dort uͤm jene gegend liget das Deutſche Haus/
ein ůber-aus-grohſſ- und praͤchtiges gebaͤue/ wel-
ches 512 ſchuh in ſeinem ümkreiſe haͤlt. von innen
iſt es uͤber-aus-ſchoͤhn gemahlet/ und mit vilen
luſt-gaͤngen auf das praͤchtigſte gezihret. Es be-
greiffet in ſich 200 gemaͤchcher/ in denen di deut-
ſchen Kauf-leute ligen koͤnnen/ dehren ſtaͤhts ſehr
vihl in der Stat ſein.

Beſchreibung daͤs Zeug-hauſes/ und
Schif-fahrt der Venediger.

AN jenem ſpizzen und hohen aͤnde der Stat/ da
di vihr einzele tuͤrne nahch jenem Mehre zu
ſtaͤhen/ ligt das Rüſt- und Zeug-haus der Stat-
herſchaft/ welches nicht alein ein grohſſer und weit-
laͤuftiger bau iſt/ ſondern auch ſo uͤber-aus-ſchoͤhn/
daß daͤs gleichen in der waͤlt kaum mahg gefunden
waͤrden. Es iſt ringſt haͤruͤm mit mauren verwah-
ret/ und es ligen dahr-innen allezeit 200 wal-ſchif-

fe/
K
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0233" n="217"/><fw place="top" type="header">vihrtes Buhch.</fw><lb/>
alhihr manches &#x017F;cho&#x0364;nes &#x017F;t&#x016F;kke/ &#x017F;o nahch zer&#x017F;to&#x0364;hrung<lb/>
der &#x017F;cho&#x0364;nen Stat Aglar (welche der Hunnen ko&#x0364;nig<lb/>
Attila nahch einer drei-ja&#x0364;hrigen bela&#x0364;gerung er-<lb/>
obert/ und in di &#x017F;iben und dreißig tau&#x017F;end von der<lb/>
bu&#x0364;rger&#x017F;chaft hat enthaubten lah&#x017F;&#x017F;en) gen Venedig<lb/>
gebracht worden. Jn den inner&#x017F;ten zimmern di&#x017F;es<lb/>
Schlo&#x017F;&#x017F;es zeugt man etliche kleine bet-laden/ welche<lb/>
di alten Heiden in ihren Heilig-t&#x016F;hmern gehabt<lb/>
haben/ daß ihre Abgo&#x0364;tter dahr-innen ligen &#x017F;olten/<lb/>
&#x017F;amt etlichen kleinen Gottes ti&#x017F;chen/ mit ihren<lb/>
zeuchen und &#x017F;chriften/ wi man &#x017F;i zu Aglar hat zu<lb/>
gebrauchen pfla&#x0364;gen: wi &#x017F;olches der Juhl Kapitolihn<lb/>
bezeuget. unter andern i&#x017F;t auch dahr-innen di-<lb/>
jenige tafel mit einer uhr-alten &#x017F;chrift zu fu&#x0364;nden/<lb/>
dehren Herodiahn im achten buche &#x017F;einer Ge-<lb/>
&#x017F;chichte geda&#x0364;nket; welche der Erz-vater Grimman<lb/>
gleiches falles hin-ein-gebracht hat.</p><lb/>
          <p>Dort u&#x0364;m jene gegend liget das Deut&#x017F;che Haus/<lb/>
ein &#x016F;ber-aus-groh&#x017F;&#x017F;- und pra&#x0364;chtiges geba&#x0364;ue/ wel-<lb/>
ches 512 &#x017F;chuh in &#x017F;einem ümkrei&#x017F;e ha&#x0364;lt. von innen<lb/>
i&#x017F;t es u&#x0364;ber-aus-&#x017F;cho&#x0364;hn gemahlet/ und mit vilen<lb/>
lu&#x017F;t-ga&#x0364;ngen auf das pra&#x0364;chtig&#x017F;te gezihret. Es be-<lb/>
greiffet in &#x017F;ich 200 gema&#x0364;chcher/ in denen di deut-<lb/>
&#x017F;chen Kauf-leute ligen ko&#x0364;nnen/ dehren &#x017F;ta&#x0364;hts &#x017F;ehr<lb/>
vihl in der Stat &#x017F;ein.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>Be&#x017F;chreibung da&#x0364;s Zeug-hau&#x017F;es/ und<lb/>
Schif-fahrt der Venediger.</head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">A</hi>N jenem &#x017F;pizzen und hohen a&#x0364;nde der Stat/ da<lb/>
di vihr einzele tu&#x0364;rne nahch jenem Mehre zu<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;hen/ ligt das Rü&#x017F;t- und Zeug-haus der Stat-<lb/>
her&#x017F;chaft/ welches nicht alein ein groh&#x017F;&#x017F;er und weit-<lb/>
la&#x0364;uftiger bau i&#x017F;t/ &#x017F;ondern auch &#x017F;o u&#x0364;ber-aus-&#x017F;cho&#x0364;hn/<lb/>
daß da&#x0364;s gleichen in der wa&#x0364;lt kaum mahg gefunden<lb/>
wa&#x0364;rden. Es i&#x017F;t ring&#x017F;t ha&#x0364;ru&#x0364;m mit mauren verwah-<lb/>
ret/ und es ligen dahr-innen allezeit 200 wal-&#x017F;chif-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K</fw><fw place="bottom" type="catch">fe/</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[217/0233] vihrtes Buhch. alhihr manches ſchoͤnes ſtůkke/ ſo nahch zerſtoͤhrung der ſchoͤnen Stat Aglar (welche der Hunnen koͤnig Attila nahch einer drei-jaͤhrigen belaͤgerung er- obert/ und in di ſiben und dreißig tauſend von der buͤrgerſchaft hat enthaubten lahſſen) gen Venedig gebracht worden. Jn den innerſten zimmern diſes Schloſſes zeugt man etliche kleine bet-laden/ welche di alten Heiden in ihren Heilig-tůhmern gehabt haben/ daß ihre Abgoͤtter dahr-innen ligen ſolten/ ſamt etlichen kleinen Gottes tiſchen/ mit ihren zeuchen und ſchriften/ wi man ſi zu Aglar hat zu gebrauchen pflaͤgen: wi ſolches der Juhl Kapitolihn bezeuget. unter andern iſt auch dahr-innen di- jenige tafel mit einer uhr-alten ſchrift zu fuͤnden/ dehren Herodiahn im achten buche ſeiner Ge- ſchichte gedaͤnket; welche der Erz-vater Grimman gleiches falles hin-ein-gebracht hat. Dort uͤm jene gegend liget das Deutſche Haus/ ein ůber-aus-grohſſ- und praͤchtiges gebaͤue/ wel- ches 512 ſchuh in ſeinem ümkreiſe haͤlt. von innen iſt es uͤber-aus-ſchoͤhn gemahlet/ und mit vilen luſt-gaͤngen auf das praͤchtigſte gezihret. Es be- greiffet in ſich 200 gemaͤchcher/ in denen di deut- ſchen Kauf-leute ligen koͤnnen/ dehren ſtaͤhts ſehr vihl in der Stat ſein. Beſchreibung daͤs Zeug-hauſes/ und Schif-fahrt der Venediger. AN jenem ſpizzen und hohen aͤnde der Stat/ da di vihr einzele tuͤrne nahch jenem Mehre zu ſtaͤhen/ ligt das Rüſt- und Zeug-haus der Stat- herſchaft/ welches nicht alein ein grohſſer und weit- laͤuftiger bau iſt/ ſondern auch ſo uͤber-aus-ſchoͤhn/ daß daͤs gleichen in der waͤlt kaum mahg gefunden waͤrden. Es iſt ringſt haͤruͤm mit mauren verwah- ret/ und es ligen dahr-innen allezeit 200 wal-ſchif- fe/ K

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/233
Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 217. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/233>, abgerufen am 22.11.2024.