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Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645.

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vihrtes Buhch.
Der Adriatischen
ROSEMVND
vihrtes Buhch.

EOsemund hatte nuhn-mehr mit dem
här-fuhr-brächendem tage das bette
verlahssen/ und sich in ihren tage-
leuchter gegen der Sonnen aufgang
begäben/ da si di lihblichen strahlen di-
ses grohssen wält-lüchtes mit verwunderung be-
trachtete/ und sich/ in solcher betrachtung/ ihres lä-
bensseiniger Sonnen/ des trauten Markholds/ er-
innerte. Si stund eine guhte weile in solcher an-
muhtigen verzükkung/ und truhg ein solch-häftiges
verlangen/ ihren härzigelihbten zu gruhssen/ daß si
kaum der fräuden erwarten konte.

Si schikt' ihre kammer-jungfer hin/ und lihs
dem einen diner befählen/ daß er den Markhold/
mit vermäldung ihrer pflücht-schuldigkeit/ zur mit-
tags mahlzeit laden solte. Der diner verruchtet' ih-
ren befähl also-bald/ und Markhold ställte sich auch
zwo oder drei stunden dahrnahch bei seiner Härz-
lihbsten ein. welche ihn zur stunde zur Stil-muht
führte/ di von seiner widerkunft nicht das geringste
gewust hatte/ und sich dannenhähr höhchlich ver-
wunderte.

Si entfing ihn mit sehr höhflichen und fräudi-
gen gebährden/ gahb ihm zu verstähen/ wi es ihr so
härzlich lihb wäre/ daß ihn das glük in solchem
guhten wohl-stande wider zurük gebracht hätte/
und verwunderte sich über seine so geschwünde
widerkunft.

Markhold/ welcher noch nicht wuste/ daß di
kluhg-sunnige Adelmund wider in Deutschland

gezo-
J 3
vihrtes Buhch.
Der Adriatiſchen
ROSEMVND
vihrtes Buhch.

EOſemund hatte nuhn-mehr mit dem
haͤr-fůhr-braͤchendem tage das bette
verlahſſen/ und ſich in ihren tage-
leuchter gegen der Sonnen aufgang
begaͤben/ da ſi di lihblichen ſtrahlen di-
ſes grohſſen waͤlt-luͤchtes mit verwunderung be-
trachtete/ und ſich/ in ſolcher betrachtung/ ihres laͤ-
bensſeiniger Sonnen/ des trauten Markholds/ er-
innerte. Si ſtund eine guhte weile in ſolcher an-
muhtigen verzuͤkkung/ und truhg ein ſolch-haͤftiges
verlangen/ ihren haͤrzigelihbten zu grůhſſen/ daß ſi
kaum der fraͤuden erwarten konte.

Si ſchikt’ ihre kammer-jungfer hin/ und lihs
dem einen diner befaͤhlen/ daß er den Markhold/
mit vermaͤldung ihrer pfluͤcht-ſchuldigkeit/ zur mit-
tags mahlzeit laden ſolte. Der diner verrůchtet’ ih-
ren befaͤhl alſo-bald/ und Markhold ſtaͤllte ſich auch
zwo oder drei ſtunden dahrnahch bei ſeiner Haͤrz-
lihbſten ein. welche ihn zur ſtunde zur Stil-muht
fuͤhrte/ di von ſeiner widerkunft nicht das geringſte
gewuſt hatte/ und ſich dannenhaͤhr hoͤhchlich ver-
wunderte.

Si entfing ihn mit ſehr hoͤhflichen und fraͤudi-
gen gebaͤhrden/ gahb ihm zu verſtaͤhen/ wi es ihr ſo
haͤrzlich lihb waͤre/ daß ihn das gluͤk in ſolchem
guhten wohl-ſtande wider zuruͤk gebracht haͤtte/
und verwunderte ſich über ſeine ſo geſchwuͤnde
widerkunft.

Markhold/ welcher noch nicht wuſte/ daß di
kluhg-ſůnnige Adelmund wider in Deutſchland

gezo-
J 3
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[197/0213] vihrtes Buhch. Der Adriatiſchen ROSEMVND vihrtes Buhch. EOſemund hatte nuhn-mehr mit dem haͤr-fůhr-braͤchendem tage das bette verlahſſen/ und ſich in ihren tage- leuchter gegen der Sonnen aufgang begaͤben/ da ſi di lihblichen ſtrahlen di- ſes grohſſen waͤlt-luͤchtes mit verwunderung be- trachtete/ und ſich/ in ſolcher betrachtung/ ihres laͤ- bensſeiniger Sonnen/ des trauten Markholds/ er- innerte. Si ſtund eine guhte weile in ſolcher an- muhtigen verzuͤkkung/ und truhg ein ſolch-haͤftiges verlangen/ ihren haͤrzigelihbten zu grůhſſen/ daß ſi kaum der fraͤuden erwarten konte. Si ſchikt’ ihre kammer-jungfer hin/ und lihs dem einen diner befaͤhlen/ daß er den Markhold/ mit vermaͤldung ihrer pfluͤcht-ſchuldigkeit/ zur mit- tags mahlzeit laden ſolte. Der diner verrůchtet’ ih- ren befaͤhl alſo-bald/ und Markhold ſtaͤllte ſich auch zwo oder drei ſtunden dahrnahch bei ſeiner Haͤrz- lihbſten ein. welche ihn zur ſtunde zur Stil-muht fuͤhrte/ di von ſeiner widerkunft nicht das geringſte gewuſt hatte/ und ſich dannenhaͤhr hoͤhchlich ver- wunderte. Si entfing ihn mit ſehr hoͤhflichen und fraͤudi- gen gebaͤhrden/ gahb ihm zu verſtaͤhen/ wi es ihr ſo haͤrzlich lihb waͤre/ daß ihn das gluͤk in ſolchem guhten wohl-ſtande wider zuruͤk gebracht haͤtte/ und verwunderte ſich über ſeine ſo geſchwuͤnde widerkunft. Markhold/ welcher noch nicht wuſte/ daß di kluhg-ſůnnige Adelmund wider in Deutſchland gezo- J 3

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Zitationshilfe: Ritterhold von Blauen [i. e. Zesen, Philipp von]: Adriatische Rosemund. Amsterdam, 1645, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_rosemund_1645/213>, abgerufen am 21.11.2024.