Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641.Alles flüchtig! DEr Spiegel bricht/ derschönheit Zier vergeht/Alles nichtig! der Leib nimbt ab/ die Röthe selbst muß weichen/ das Alter naht/ die rothen Lippen bleichen/ was ist es dann/ das wohl an dier besteht? XXIV Sexain/ Sechszeiliges gesetze/ von gemeinen Versen. KEin wunder ists/ daß deine rosen blühen/ o schönes Bild/ bey rauher winterszeit/ weil sie vor frost dein Athem gantz befreyht/ die warme Lufft kann sie so schön erzihen; dein Augen-glantz ist jhnen Sonnenschein; wann gleich der frost von außen bricht herem. XXV. Huictain/ Achtzeiliges gesetze. WAs ist doch wohl dem Menschen zuvergleichen? Der kleinen Welt/ was übertrifft er nicht An zier und schmuck? Die Sonne selbst muß weichen/ wo sich nur zeigt sein schönes Angesicht. Die Rose muß vor seinen Lippen bleichen/ wie ist er doch so artlich zugericht? ein Ebenbild des Höchsten; doch muß sterben fein edler Leib und in der grufft verderben. XXVI. Rondeau/ Ringelgedichte. von gemeinen versen. Du B 4
Alles fluͤchtig! DEr Spiegel bricht/ derſchoͤnheit Zier vergeht/Alles nichtig! der Leib nimbt ab/ die Roͤthe ſelbſt muß weichen/ das Alter naht/ die rothen Lippen bleichen/ was iſt es dann/ das wohl an dier beſteht? XXIV Sexain/ Sechszeiliges geſetze/ von gemeinen Verſen. KEin wunder iſts/ daß deine roſen bluͤhen/ ô ſchoͤnes Bild/ bey rauher winterszeit/ weil ſie vor froſt dein Athem gantz befreyht/ die warme Lufft kann ſie ſo ſchoͤn erzihen; dein Augen-glantz iſt jhnen Sonnenſchein; wann gleich der froſt von außen bricht herem. XXV. Huictain/ Achtzeiliges geſetze. WAs iſt doch wohl dem Menſchen zuvergleichen? Der kleinen Welt/ was uͤbertrifft er nicht An zier und ſchmuck? Die Sonne ſelbſt muß weichen/ wo ſich nur zeigt ſein ſchoͤnes Angeſicht. Die Roſe muß vor ſeinen Lippen bleichen/ wie iſt er doch ſo artlich zugericht? ein Ebenbild des Hoͤchſten; doch muß ſterben fein edler Leib und in der grufft verderben. XXVI. Rondeau/ Ringelgedichte. von gemeinen verſen. Du B 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0039" n="23."/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#b">Alles fluͤchtig!<lb/> Alles nichtig!</hi> </head><lb/> <l><hi rendition="#in">D</hi>Er Spiegel bricht/ derſchoͤnheit Zier vergeht/</l><lb/> <l>der Leib nimbt ab/ die Roͤthe ſelbſt muß weichen/</l><lb/> <l>das Alter naht/ die rothen Lippen bleichen/</l><lb/> <l>was iſt es dann/ das wohl an dier beſteht?</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXIV</hi></hi><lb/> Sexain/ Sechszeiliges geſetze/</hi><lb/> von gemeinen Verſen.</head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">K</hi>Ein wunder iſts/ daß deine roſen bluͤhen/</l><lb/> <l><hi rendition="#aq">ô</hi> ſchoͤnes Bild/ bey rauher winterszeit/</l><lb/> <l>weil ſie vor froſt dein Athem gantz befreyht/</l><lb/> <l>die warme Lufft kann ſie ſo ſchoͤn erzihen;</l><lb/> <l>dein Augen-glantz iſt jhnen Sonnenſchein;</l><lb/> <l>wann gleich der froſt von außen bricht herem.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXV</hi>.</hi><lb/> Huictain/ Achtzeiliges geſetze.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">W</hi>As iſt doch wohl dem Menſchen zuvergleichen?</l><lb/> <l>Der kleinen Welt/ was uͤbertrifft er nicht</l><lb/> <l>An zier und ſchmuck? Die Sonne ſelbſt muß weichen/</l><lb/> <l>wo ſich nur zeigt ſein ſchoͤnes Angeſicht.</l><lb/> <l>Die Roſe muß vor ſeinen Lippen bleichen/</l><lb/> <l>wie iſt er doch ſo artlich zugericht?</l><lb/> <l>ein Ebenbild des Hoͤchſten; doch muß ſterben</l><lb/> <l>fein edler Leib und in der grufft verderben.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">XXVI</hi>.</hi><lb/> Rondeau/ Ringelgedichte.</hi><lb/> von gemeinen verſen.</head><lb/> <fw place="bottom" type="sig">B 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [23./0039]
Alles fluͤchtig!
Alles nichtig!
DEr Spiegel bricht/ derſchoͤnheit Zier vergeht/
der Leib nimbt ab/ die Roͤthe ſelbſt muß weichen/
das Alter naht/ die rothen Lippen bleichen/
was iſt es dann/ das wohl an dier beſteht?
XXIV
Sexain/ Sechszeiliges geſetze/
von gemeinen Verſen.
KEin wunder iſts/ daß deine roſen bluͤhen/
ô ſchoͤnes Bild/ bey rauher winterszeit/
weil ſie vor froſt dein Athem gantz befreyht/
die warme Lufft kann ſie ſo ſchoͤn erzihen;
dein Augen-glantz iſt jhnen Sonnenſchein;
wann gleich der froſt von außen bricht herem.
XXV.
Huictain/ Achtzeiliges geſetze.
WAs iſt doch wohl dem Menſchen zuvergleichen?
Der kleinen Welt/ was uͤbertrifft er nicht
An zier und ſchmuck? Die Sonne ſelbſt muß weichen/
wo ſich nur zeigt ſein ſchoͤnes Angeſicht.
Die Roſe muß vor ſeinen Lippen bleichen/
wie iſt er doch ſo artlich zugericht?
ein Ebenbild des Hoͤchſten; doch muß ſterben
fein edler Leib und in der grufft verderben.
XXVI.
Rondeau/ Ringelgedichte.
von gemeinen verſen.
Du
B 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/39 |
Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641, S. 23.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_helikon02_1641/39>, abgerufen am 16.02.2025. |