Zesen, Philipp von: Deutscher Helicon. Bd. 2. Wittenberg, 1641. Er. Ja Liebeste Schwester/ dein Bruder ist kommen/ und gehet im Garten und siehet nach Dier/ Jch habe mir Myrrhen und Würtze genommen/ Jch habe den Honig gekostet allhier. Jch habe von Reben Gerruncken/ mein Leben/ Den süßesten Wein. Kommt nehmet und esset Des traurens vergesset/ Jhr Lieben/ Ey! trincket und schencket vollein! Sie Das Auge zwar schläffet/ das Hertze doch wachet/ Jch höre den Liebsten/ Er rühret die Thür. Sehet/ ihr Schwestern/ Er kommet und lachet/ Bricht halde mit lieblichen worten herfür. Er. Eröfnet die Thüren und Rügel/ ich komme/ Jch suche dich/ Freundin/ o Schwester o Fromme! Die Wangen und Haare seyn gäntzlich betaut/ Die Locken seyn feuchte/ komm Liebeste Braut. Sie. 1. Ach Liebster/ Jch liege schon nackend darnieder/Wie soll ich die Kleider anzihn/ Wie soll ich mir wider Die Füße besudeln/ mein schönster Rubien. Doch
Er. Ja Liebeſte Schweſter/ dein Bruder iſt kommen/ und gehet im Garten und ſiehet nach Dier/ Jch habe mir Myrrhen und Wuͤrtze genommen/ Jch habe den Honig gekoſtet allhier. Jch habe von Reben Gerruncken/ mein Leben/ Den ſuͤßeſten Wein. Kommt nehmet und eſſet Des traurens vergeſſet/ Jhr Lieben/ Ey! trincket und ſchencket vollein! Sie Das Auge zwar ſchlaͤffet/ das Hertze doch wachet/ Jch hoͤre den Liebſten/ Er ruͤhret die Thuͤr. Sehet/ ihr Schweſtern/ Er kommet und lachet/ Bricht halde mit lieblichen worten herfuͤr. Er. Eroͤfnet die Thuͤren und Ruͤgel/ ich komme/ Jch ſuche dich/ Freundin/ ô Schweſter ô Fromme! Die Wangen und Haare ſeyn gaͤntzlich betaut/ Die Locken ſeyn feuchte/ kom̃ Liebeſte Braut. Sie. 1. Ach Liebſter/ Jch liege ſchon nackend darnieder/Wie ſoll ich die Kleider anzihn/ Wie ſoll ich mir wider Die Fuͤße beſudeln/ mein ſchoͤnſter Rubien. Doch
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Er.
Ja Liebeſte Schweſter/ dein Bruder iſt kommen/
und gehet im Garten und ſiehet nach Dier/
Jch habe mir Myrrhen und Wuͤrtze genommen/
Jch habe den Honig gekoſtet allhier.
Jch habe von Reben
Gerruncken/ mein Leben/
Den ſuͤßeſten Wein.
Kommt nehmet und eſſet
Des traurens vergeſſet/
Jhr Lieben/ Ey! trincket und ſchencket vollein!
Sie
Das Auge zwar ſchlaͤffet/ das Hertze doch wachet/
Jch hoͤre den Liebſten/ Er ruͤhret die Thuͤr.
Sehet/ ihr Schweſtern/ Er kommet und lachet/
Bricht halde mit lieblichen worten herfuͤr.
Er.
Eroͤfnet die Thuͤren und Ruͤgel/ ich komme/
Jch ſuche dich/ Freundin/ ô Schweſter ô Fromme!
Die Wangen und Haare ſeyn gaͤntzlich betaut/
Die Locken ſeyn feuchte/ kom̃ Liebeſte Braut.
Sie.
1.
Ach Liebſter/ Jch liege ſchon nackend darnieder/
Wie ſoll ich die Kleider anzihn/
Wie ſoll ich mir wider
Die Fuͤße beſudeln/ mein ſchoͤnſter Rubien.
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