Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.die keine Muter hat. und reichthumm gib mir nicht: laß mich abermein bescheidenes theil dahin nemmen: dann wo ich zu satt wurde/ möchte ich verleugnen/ und sagen: wer ist der Herr? wo ich aber zu arm wurde/ möchte ich stälen/ und mich am Namen meines Gottes vergreiffen. Es ist bes- ser ein weniges mit gerechtigkeit/ als vil ein- kommens mit unrecht: dann die reichen müssen darben und hungern/ aber die den HErren förchten/ haben keinen mangel an jrgend ei- nem gut. Verleihe auch/ daß ich mich hüte für den sechs stüken/ die du hassest/ und für dem si- benden/ daran du ein greuel hast: alß da sind/ hohe augen/ falsche zungen: hände/ die un- schuldig blut vergiessen: ein herz/ das mit bö- sen tüken ummgehet: füsse/ die behände sind scha- den zu thun: falscher zeuge/ der frech lügen re- det/ und der hader zwüschen brüdern anrich- tet. Fur disen und dergleichen behüte mich mein Gott/ und gib/ daß ich hinfort nimmer- mehr darinnen erfunden werde. Ja weil ich bisher/ auß menschlicher schwachheit/ mich wi- der allzu offt/ und mehr/ alß mir lieb ist/ damit besudelt/ und den rok meiner unschuld mit blut- fleken verunehret/ ja so/ daß ich mit allen mei- nen fünff sinnen darzu geholffen/ mit allen mei- nen fünff fingern das böse befördert: Ach! so laß/ nach deinem gnädigen willen/ das blut/ das L iiij
die keine Muter hat. und reichthum̃ gib mir nicht: laß mich abermein beſcheidenes theil dahin nemmen: dann wo ich zu ſatt wurde/ möchte ich verleugnen/ und ſagen: wer iſt der Herꝛ? wo ich aber zu arm wurde/ möchte ich ſtälen/ und mich am Namen meines Gottes vergreiffen. Es iſt bes- ſer ein weniges mit gerechtigkeit/ als vil ein- kommens mit unrecht: dañ die reichen muͤſſen darben und hungern/ aber die den HErꝛen förchten/ haben keinen mangel an jrgend ei- nem gut. Verleihe auch/ daß ich mich hüte fuͤr den ſechs ſtüken/ die du haſſeſt/ und für dem ſi- benden/ daran du ein greuel haſt: alß da ſind/ hohe augen/ falſche zungen: hände/ die un- ſchuldig blut vergieſſen: ein herz/ das mit bö- ſen tuͤken um̃gehet: fuͤſſe/ die behände ſind ſcha- den zu thun: falſcher zeuge/ der frech luͤgen re- det/ und der hader zwuͤſchen bruͤdern anrich- tet. Fůr diſen und dergleichen behuͤte mich mein Gott/ und gib/ daß ich hinfort nimmer- mehr darinnen erfunden werde. Ja weil ich bisher/ auß menſchlicher ſchwachheit/ mich wi- der allzu offt/ und mehr/ alß mir lieb iſt/ damit beſudelt/ und den rok meiner unſchuld mit blut- fleken verunehret/ ja ſo/ daß ich mit allen mei- nen fuͤnff ſiñen darzu geholffen/ mit allen mei- nen fuͤnff fingern das böſe befördert: Ach! ſo laß/ nach deinem gnädigen willen/ das blut/ das L iiij
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und reichthum̃ gib mir nicht: laß mich aber
mein beſcheidenes theil dahin nemmen: dann
wo ich zu ſatt wurde/ möchte ich verleugnen/
und ſagen: wer iſt der Herꝛ? wo ich aber zu
arm wurde/ möchte ich ſtälen/ und mich am
Namen meines Gottes vergreiffen. Es iſt bes-
ſer ein weniges mit gerechtigkeit/ als vil ein-
kommens mit unrecht: dañ die reichen muͤſſen
darben und hungern/ aber die den HErꝛen
förchten/ haben keinen mangel an jrgend ei-
nem gut. Verleihe auch/ daß ich mich hüte fuͤr
den ſechs ſtüken/ die du haſſeſt/ und für dem ſi-
benden/ daran du ein greuel haſt: alß da ſind/
hohe augen/ falſche zungen: hände/ die un-
ſchuldig blut vergieſſen: ein herz/ das mit bö-
ſen tuͤken um̃gehet: fuͤſſe/ die behände ſind ſcha-
den zu thun: falſcher zeuge/ der frech luͤgen re-
det/ und der hader zwuͤſchen bruͤdern anrich-
tet. Fůr diſen und dergleichen behuͤte mich
mein Gott/ und gib/ daß ich hinfort nimmer-
mehr darinnen erfunden werde. Ja weil ich
bisher/ auß menſchlicher ſchwachheit/ mich wi-
der allzu offt/ und mehr/ alß mir lieb iſt/ damit
beſudelt/ und den rok meiner unſchuld mit blut-
fleken verunehret/ ja ſo/ daß ich mit allen mei-
nen fuͤnff ſiñen darzu geholffen/ mit allen mei-
nen fuͤnff fingern das böſe befördert: Ach! ſo
laß/ nach deinem gnädigen willen/ das blut/
das
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(2023-05-24T12:24:22Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Frauke Thielert, Linda Kirsten, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Zeitungen zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
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