Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660.Tägliches Gebätt einer Eh-frauen eile mir zu helffen/ und tröste mich mitdeinem freudigen Geist/ daß ich in meiner trübseeligkeit nicht gar versin- ke. Haben dich jrgend meine übertret- tungen erzörnet/ daß du meiner so gar vergissest? Ach! so sihe doch an mein herz/ wie es weinet/ und seine sünde bereuet/ und vertilge sie nach deiner barmher zigkeit. Es ist mir wol lieb/ daß du mich züchtigest/ damit ich deine rechte lernete/ aber züchtige mich auch mit massen/ und laß einmahl ab zu straffen/ mein Vater: lindre das kreuz/ daß du mir aufgeleget/ und ma- che meines jamers ein ende/ umm dei- ner liebe: ja umm deines namens ehre willen. Doch/ ich will dir nichts vor- schreiben/ dann dein Vater-herz/ und deine liebe gegen mich erkenne ich erst jezund recht auß deiner straffe/ dar- durch du nichts/ als meine besserung/ und meine eigene ewige wolfahrt/ su- chest: Ja darumm schike es mit mir nach dei-
Tägliches Gebätt einer Eh-frauen eile mir zu helffen/ und tröſte mich mitdeinem freudigen Geiſt/ daß ich in meiner truͤbſeeligkeit nicht gar verſin- ke. Haben dich jrgend meine übertret- tungen erzörnet/ daß du meiner ſo gar vergiſſeſt? Ach! ſo ſihe doch an mein herz/ wie es weinet/ und ſeine ſünde bereuet/ und vertilge ſie nach deiner barmher zigkeit. Es iſt mir wol lieb/ daß du mich züchtigeſt/ damit ich deine rechte lernete/ aber züchtige mich auch mit maſſen/ und laß einmahl ab zu ſtraffen/ mein Vater: lindre das kreuz/ daß du mir aufgeleget/ und ma- che meines jamers ein ende/ um̃ dei- ner liebe: ja um̃ deines namens ehre willen. Doch/ ich will dir nichts vor- ſchreiben/ dann dein Vater-herz/ und deine liebe gegen mich erkenne ich erſt jezund recht auß deiner ſtraffe/ dar- durch du nichts/ als meine beſſerung/ und meine eigene ewige wolfahrt/ ſu- cheſt: Ja darum̃ ſchike es mit mir nach dei-
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Tägliches Gebätt einer Eh-frauen
eile mir zu helffen/ und tröſte mich mit
deinem freudigen Geiſt/ daß ich in
meiner truͤbſeeligkeit nicht gar verſin-
ke. Haben dich jrgend meine übertret-
tungen erzörnet/ daß du meiner ſo
gar vergiſſeſt? Ach! ſo ſihe doch an
mein herz/ wie es weinet/ und ſeine
ſünde bereuet/ und vertilge ſie nach
deiner barmher zigkeit. Es iſt mir wol
lieb/ daß du mich züchtigeſt/ damit ich
deine rechte lernete/ aber züchtige mich
auch mit maſſen/ und laß einmahl ab
zu ſtraffen/ mein Vater: lindre das
kreuz/ daß du mir aufgeleget/ und ma-
che meines jamers ein ende/ um̃ dei-
ner liebe: ja um̃ deines namens ehre
willen. Doch/ ich will dir nichts vor-
ſchreiben/ dann dein Vater-herz/ und
deine liebe gegen mich erkenne ich erſt
jezund recht auß deiner ſtraffe/ dar-
durch du nichts/ als meine beſſerung/
und meine eigene ewige wolfahrt/ ſu-
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Zitationshilfe: | Zesen, Philip von: Neues Buß- und Gebätt-buch. Schaffhausen, 1660, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_gebetbuch_1660/171>, abgerufen am 22.07.2024. |