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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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zweites Buch.
sich mit ihnen in ein horn zn blasen. Sie billigten ihre
meinung. Doch/ sagten sie/ die sache mus behuhtsam
angegriffen werden. Die knechte müssen nichts darvon
wissen. Wir müssen ihn heimlich aus dem wege reu-
men. Sonst möchte es lautbar/ und wir wieder getöd-
tet werden. Zum wenigsten würde es uns zur ewigen
schande gereichen. Gad meinete/ durch zaudern wür-
de man die gelegenheit verlieren. Wan diese einmahl
entwischet/ liesse sie sich schweerlich wieder fassen. Ihr
gantzes hinterteil sei mit einer schlüpfrigen ahlhaut ü-
berzogen. Wan sie den rükken kehrete/ were sie nicht wieder
zu erhaschen. Darüm müste sie/ wan sie sich von vornen
zeigete/ fest gehalten werden. Ich sage nicht/ warf Ju-
dah
hierauf ein/ daß man die gelegenheit aus der hand
laßen sol. Ich rahte nur/ daß man sich derselben klüglich
gebrauchen/ und sich nicht übereilen sol. Mit der gelegen-
heit mus sich zeit und ort fügen. Wan der diebstal sol
verschwiegen werden/ musnicht/ mit der tühre/ der dieb
ins haus fallen. Sonst wird er/ durch das gepolter ver-
rahten. Auch mus er nicht bei tage einbrechen. Der tag
hat alzuviel augen und ohren. Man mus nicht so straks
zu plumpen. Heimlich und leise mus man schleichen.
Vorfichtig mus man handeln. Im dunkeln mus
man wandeln. Am rechten orte mus man beginnen.

Indem sie also redeten/ stieg Josef vom pferde/
und ging vollend zu fuße nach ihnen zu. Er neugte sich
gantz ehrerbietig. Meldete ihnen des Vaters grus und
seegen an. Verständigte sie/ wie hoch er sich ihrentwe-
gen bekümmerte: wie hertzlich er sich befahrete/ es möch-
te ihnen etwan ein unglük begegnet sein; weil sie gestern
abend nicht zu hause gekommen/ und man keine einige
zeitung von ihnen gehöret. Aus diesen ursachen habe
ihn auch der Vater anher geschikt/ den rechten grund zu
vernehmen.

Kaum hatte Josef diese worte volendet/ als man

ihn/
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zweites Buch.
ſich mit ihnen in ein horn zn blaſen. Sie billigten ihre
meinung. Doch/ ſagten ſie/ die ſache mus behuhtſam
angegriffen werden. Die knechte muͤſſen nichts darvon
wiſſen. Wir muͤſſen ihn heimlich aus dem wege reu-
men. Sonſt moͤchte es lautbar/ und wir wieder getoͤd-
tet werden. Zum wenigſten wuͤrde es uns zur ewigen
ſchande gereichen. Gad meinete/ durch zaudern wuͤr-
de man die gelegenheit verlieren. Wan dieſe einmahl
entwiſchet/ lieſſe ſie ſich ſchweerlich wieder faſſen. Ihr
gantzes hinterteil ſei mit einer ſchluͤpfrigen ahlhaut uͤ-
berzogẽ. Wan ſie den ruͤkken kehrete/ were ſie nicht wieder
zu erhaſchen. Daruͤm muͤſte ſie/ wan ſie ſich von vornen
zeigete/ feſt gehalten werden. Ich ſage nicht/ warf Ju-
dah
hierauf ein/ daß man die gelegenheit aus der hand
laßen ſol. Ich rahte nur/ daß man ſich derſelben kluͤglich
gebrauchen/ und ſich nicht uͤbereilen ſol. Mit der gelegen-
heit mus ſich zeit und ort fuͤgen. Wan der diebſtal ſol
verſchwiegen werden/ musnicht/ mit der tuͤhre/ der dieb
ins haus fallen. Sonſt wird er/ durch das gepolter ver-
rahten. Auch mus er nicht bei tage einbrechen. Der tag
hat alzuviel augen und ohren. Man mus nicht ſo ſtraks
zu plumpen. Heimlich und leiſe mus man ſchleichen.
Vorfichtig mus man handeln. Im dunkeln mus
man wandeln. Am rechten orte mus man beginnen.

Indem ſie alſo redeten/ ſtieg Joſef vom pferde/
und ging vollend zu fuße nach ihnen zu. Er neugte ſich
gantz ehrerbietig. Meldete ihnen des Vaters grus und
ſeegen an. Verſtaͤndigte ſie/ wie hoch er ſich ihrentwe-
gen bekuͤmmerte: wie hertzlich er ſich befahrete/ es moͤch-
te ihnen etwan ein ungluͤk begegnet ſein; weil ſie geſtern
abend nicht zu hauſe gekommen/ und man keine einige
zeitung von ihnen gehoͤret. Aus dieſen urſachen habe
ihn auch der Vater anher geſchikt/ den rechten grund zu
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[71/0095] zweites Buch. ſich mit ihnen in ein horn zn blaſen. Sie billigten ihre meinung. Doch/ ſagten ſie/ die ſache mus behuhtſam angegriffen werden. Die knechte muͤſſen nichts darvon wiſſen. Wir muͤſſen ihn heimlich aus dem wege reu- men. Sonſt moͤchte es lautbar/ und wir wieder getoͤd- tet werden. Zum wenigſten wuͤrde es uns zur ewigen ſchande gereichen. Gad meinete/ durch zaudern wuͤr- de man die gelegenheit verlieren. Wan dieſe einmahl entwiſchet/ lieſſe ſie ſich ſchweerlich wieder faſſen. Ihr gantzes hinterteil ſei mit einer ſchluͤpfrigen ahlhaut uͤ- berzogẽ. Wan ſie den ruͤkken kehrete/ were ſie nicht wieder zu erhaſchen. Daruͤm muͤſte ſie/ wan ſie ſich von vornen zeigete/ feſt gehalten werden. Ich ſage nicht/ warf Ju- dah hierauf ein/ daß man die gelegenheit aus der hand laßen ſol. Ich rahte nur/ daß man ſich derſelben kluͤglich gebrauchen/ und ſich nicht uͤbereilen ſol. Mit der gelegen- heit mus ſich zeit und ort fuͤgen. Wan der diebſtal ſol verſchwiegen werden/ musnicht/ mit der tuͤhre/ der dieb ins haus fallen. Sonſt wird er/ durch das gepolter ver- rahten. Auch mus er nicht bei tage einbrechen. Der tag hat alzuviel augen und ohren. Man mus nicht ſo ſtraks zu plumpen. Heimlich und leiſe mus man ſchleichen. Vorfichtig mus man handeln. Im dunkeln mus man wandeln. Am rechten orte mus man beginnen. Indem ſie alſo redeten/ ſtieg Joſef vom pferde/ und ging vollend zu fuße nach ihnen zu. Er neugte ſich gantz ehrerbietig. Meldete ihnen des Vaters grus und ſeegen an. Verſtaͤndigte ſie/ wie hoch er ſich ihrentwe- gen bekuͤmmerte: wie hertzlich er ſich befahrete/ es moͤch- te ihnen etwan ein ungluͤk begegnet ſein; weil ſie geſtern abend nicht zu hauſe gekommen/ und man keine einige zeitung von ihnen gehoͤret. Aus dieſen urſachen habe ihn auch der Vater anher geſchikt/ den rechten grund zu vernehmen. Kaum hatte Joſef dieſe worte volendet/ als man ihn/ E iiij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 71. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/95>, abgerufen am 29.11.2024.