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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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zweites Buch.
ohne mühe zu fassen/ was seine Voreltern in ihrem
mänlichen alter anders nicht/ als schweerlich/ begriffen.

In diesem noch weichlichem alter war es/ da er den
geheimnüssen der großen Zeugemutter aller dinge schon
so nachforschete/ ihre tiefsten abgründe schon so ergrün-
dete/ und ihre verborgnesten geheimnüsse schon so ent-
dekte/ daß er in kurtzer zeit in diesen dingen zu einer ho-
hen wissenschaft gelangete. Und also verstund er/ neben
dem Akkerbau/ und der Viehzucht/ die eigenschaften
der Menschen und Tiere. Die würkungen und kräfte
der Kreuter und anderer Erdgewächse waren ihm nicht
unbekant. Daher wuste er den manchfältigen gebrechen
der Menschen und des Viehes mit eben so manchfälti-
gen heilsamen Artzneien vor zu kommen/ ja sie selbsten zu
vertreiben. Und hierinnen übertraf er alle seine Brüder
weit; unangesehen daß er der jüngste auf einen war/ und
sie selbsten schon so viel jahre vor seiner gebuhrt allen die-
sen wissenschaften täglich nachgeforschet. Daher kahm
auch der uhrsprung ihres neides und hasses. Dieses
war die erste ursache/ daß sie ihm gram warden.

Ja er lies sich nicht vergnügen auf der erde zu blei-
ben. Sein verstand stieg auch endlich gar bis an den
himmel. Alda erforschete er/ aus dem lauffe der Ster-
ne/ den geheimen Rahtschlus Gottes. Er ergründete
ihre verborgene schrift. Daher wuste er die künftige wit-
terung lange zuvor. Er wuste was nach diesem auf er-
den geschehen solte. Ja aus diesem Sternbuche erblikte
er den gantzen lauf der himlischen und irdischen kräfte.
Hieraus wuste er/ was dieser und jener Mensch vor
Krankheiten unterworfen. Hieraus lase er/ wan/ und
wie hart ihm diese oder jene Krankheit zustoßen würde:
und darnach wuste er seine artzneien zu richten. Ich
wil mehr fagen. Er kahm endlich hierinnen so weit/ daß
ihm auch selbst die stunde/ ja der zeitblik des todes der
Menschen unverborgen war.

Zu
D [v]

zweites Buch.
ohne muͤhe zu faſſen/ was ſeine Voreltern in ihrem
maͤnlichen alter anders nicht/ als ſchweerlich/ begriffen.

In dieſem noch weichlichem alter war es/ da er den
geheimnuͤſſen der großen Zeugemutter aller dinge ſchon
ſo nachforſchete/ ihre tiefſten abgruͤnde ſchon ſo ergruͤn-
dete/ und ihre verborgneſten geheimnuͤſſe ſchon ſo ent-
dekte/ daß er in kurtzer zeit in dieſen dingen zu einer ho-
hen wiſſenſchaft gelangete. Und alſo verſtund er/ neben
dem Akkerbau/ und der Viehzucht/ die eigenſchaften
der Menſchen und Tiere. Die wuͤrkungen und kraͤfte
der Kreuter und anderer Erdgewaͤchſe waren ihm nicht
unbekant. Daher wuſte er den manchfaͤltigen gebrechen
der Menſchen und des Viehes mit eben ſo manchfaͤlti-
gen heilſamen Artzneien vor zu kommen/ ja ſie ſelbſten zu
vertreiben. Und hierinnen uͤbertraf er alle ſeine Bruͤder
weit; unangeſehen daß er der juͤngſte auf einen war/ und
ſie ſelbſten ſchon ſo viel jahre vor ſeiner gebuhrt allen die-
ſen wiſſenſchaften taͤglich nachgeforſchet. Daher kahm
auch der uhrſprung ihres neides und haſſes. Dieſes
war die erſte urſache/ daß ſie ihm gram warden.

Ja er lies ſich nicht vergnuͤgen auf der erde zu blei-
ben. Sein verſtand ſtieg auch endlich gar bis an den
himmel. Alda erforſchete er/ aus dem lauffe der Ster-
ne/ den geheimen Rahtſchlus Gottes. Er ergruͤndete
ihre verborgene ſchrift. Daher wuſte er die kuͤnftige wit-
terung lange zuvor. Er wuſte was nach dieſem auf er-
den geſchehen ſolte. Ja aus dieſem Sternbuche erblikte
er den gantzen lauf der himliſchen und irdiſchen kraͤfte.
Hieraus wuſte er/ was dieſer und jener Menſch vor
Krankheiten unterworfen. Hieraus laſe er/ wan/ und
wie hart ihm dieſe oder jene Krankheit zuſtoßen wuͤrde:
und darnach wuſte er ſeine artzneien zu richten. Ich
wil mehr fagen. Er kahm endlich hierinnen ſo weit/ daß
ihm auch ſelbſt die ſtunde/ ja der zeitblik des todes der
Menſchen unverborgen war.

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D [v]
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[57/0081] zweites Buch. ohne muͤhe zu faſſen/ was ſeine Voreltern in ihrem maͤnlichen alter anders nicht/ als ſchweerlich/ begriffen. In dieſem noch weichlichem alter war es/ da er den geheimnuͤſſen der großen Zeugemutter aller dinge ſchon ſo nachforſchete/ ihre tiefſten abgruͤnde ſchon ſo ergruͤn- dete/ und ihre verborgneſten geheimnuͤſſe ſchon ſo ent- dekte/ daß er in kurtzer zeit in dieſen dingen zu einer ho- hen wiſſenſchaft gelangete. Und alſo verſtund er/ neben dem Akkerbau/ und der Viehzucht/ die eigenſchaften der Menſchen und Tiere. Die wuͤrkungen und kraͤfte der Kreuter und anderer Erdgewaͤchſe waren ihm nicht unbekant. Daher wuſte er den manchfaͤltigen gebrechen der Menſchen und des Viehes mit eben ſo manchfaͤlti- gen heilſamen Artzneien vor zu kommen/ ja ſie ſelbſten zu vertreiben. Und hierinnen uͤbertraf er alle ſeine Bruͤder weit; unangeſehen daß er der juͤngſte auf einen war/ und ſie ſelbſten ſchon ſo viel jahre vor ſeiner gebuhrt allen die- ſen wiſſenſchaften taͤglich nachgeforſchet. Daher kahm auch der uhrſprung ihres neides und haſſes. Dieſes war die erſte urſache/ daß ſie ihm gram warden. Ja er lies ſich nicht vergnuͤgen auf der erde zu blei- ben. Sein verſtand ſtieg auch endlich gar bis an den himmel. Alda erforſchete er/ aus dem lauffe der Ster- ne/ den geheimen Rahtſchlus Gottes. Er ergruͤndete ihre verborgene ſchrift. Daher wuſte er die kuͤnftige wit- terung lange zuvor. Er wuſte was nach dieſem auf er- den geſchehen ſolte. Ja aus dieſem Sternbuche erblikte er den gantzen lauf der himliſchen und irdiſchen kraͤfte. Hieraus wuſte er/ was dieſer und jener Menſch vor Krankheiten unterworfen. Hieraus laſe er/ wan/ und wie hart ihm dieſe oder jene Krankheit zuſtoßen wuͤrde: und darnach wuſte er ſeine artzneien zu richten. Ich wil mehr fagen. Er kahm endlich hierinnen ſo weit/ daß ihm auch ſelbſt die ſtunde/ ja der zeitblik des todes der Menſchen unverborgen war. Zu D v

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/81>, abgerufen am 27.11.2024.