Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.erstes Buch. klährung des Göttlichen ausspruches/ oder vielmehrseine eigene neue zu vernehmen. Die zeit entschießt uns unvermärkt: und die stunde ist schon da/ die mir zu scheiden gebietet. Mich deucht/ ich sehe meine Fürst in mir einen wink geben. Mich dünkt/ ich höre/ daß sie nach mir fraget. Darüm/ kan ich bei ihm auch so bit- seelig sein/ wie er bisher bei mir gewesen; so laße er ihm doch bald belieben/ mein kühnes anmuhten zu ver- gnügen. Josef/ der lieber reden hörete/ als selbst redete/ fing Fürst Potifar hat die Erklährung über das erste und C v
erſtes Buch. klaͤhrung des Goͤttlichen ausſpruches/ oder vielmehrſeine eigene neue zu vernehmen. Die zeit entſchießt uns unvermaͤrkt: und die ſtunde iſt ſchon da/ die mir zu ſcheiden gebietet. Mich deucht/ ich ſehe meine Fuͤrſt in mir einen wink geben. Mich duͤnkt/ ich hoͤre/ daß ſie nach mir fraget. Daruͤm/ kan ich bei ihm auch ſo bit- ſeelig ſein/ wie er bisher bei mir geweſen; ſo laße er ihm doch bald belieben/ mein kuͤhnes anmuhten zu ver- gnuͤgen. Joſef/ der lieber reden hoͤrete/ als ſelbſt redete/ fing Fuͤrſt Potifar hat die Erklaͤhrung uͤber das erſte und C v
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="41"/><fw place="top" type="header">erſtes Buch.</fw><lb/> klaͤhrung des Goͤttlichen ausſpruches/ oder vielmehr<lb/> ſeine eigene neue zu vernehmen. Die zeit entſchießt uns<lb/> unvermaͤrkt: und die ſtunde iſt ſchon da/ die mir zu<lb/> ſcheiden gebietet. Mich deucht/ ich ſehe meine Fuͤrſt in<lb/> mir einen wink geben. Mich duͤnkt/ ich hoͤre/ daß ſie<lb/> nach mir fraget. Daruͤm/ kan ich bei ihm auch ſo bit-<lb/> ſeelig ſein/ wie er bisher bei mir geweſen; ſo laße er ihm<lb/> doch bald belieben/ mein kuͤhnes anmuhten zu ver-<lb/> gnuͤgen.</p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Joſef/</hi> der lieber reden hoͤrete/ als ſelbſt redete/ fing<lb/> endlich ſolcher geſtalt an. Ich bin der Jungfer einen<lb/> nicht geringen dank ſchuldig. Die ſchuld/ damit ſie<lb/> mich ihr verhaftet gemacht/ kan ich ſchweerlich bezah-<lb/> len. Mein vermoͤgen iſt zu ſchlecht. Alles iſt arm/ was<lb/> an mir iſt. Die armuht iſt mein reichtuhm. Aber da-<lb/> mit iſt niemand gedienet. Damit kan ich nicht bezah-<lb/> len/ was ich ihr vor ihre gehabte muͤhe/ die ich ihr ſelb-<lb/> ſten gemacht/ zu bezahlen verpflichtet bin. Doch gleich-<lb/> wohl wil ich das haͤllerlein meiner armuht gegen ihren<lb/> dargereichten goldguͤlden ſetzen. Ja ich wil das ſand-<lb/> koͤrnlein meines verſtandes gegen den berg ihrer ſcharf-<lb/> ſinnigkeit auf die wage legen. Sie wil es doch nicht an-<lb/> ders haben. Sie gebietet: ich mus gehorchen. Und ſo<lb/> rede ich dan/ was meine ſchwache vernunft zu ergruͤn-<lb/> den/ meine leere ſinnen zu beſinnen/ und mein unreiffer<lb/> verſtand zu verſtehen ſich erkuͤhnen.</p><lb/> <p>Fuͤrſt <hi rendition="#fr">Potifar</hi> hat die Erklaͤhrung uͤber das erſte<lb/> Reimband der Goͤtterſprache ſehr wohl getroffen. Beſ-<lb/> ſer wuͤrde niemahls <hi rendition="#fr">Oſiris</hi> ſelbſten ſeinen eigenen ſin<lb/> erklaͤhren. So viel vermag mein ſchwacher verſtand<lb/> noch wohl zu faſſen. Aber die uͤbrige erklaͤrung kan er<lb/> nicht begreiffen. Die ſcheinet ihm was zu uneigendlich.<lb/> Nach meinem ſchlechten urteile/ muͤſſen in der andern<lb/> reimzeile/ durch die worte <hi rendition="#fr">zwanzig mahl/</hi> nicht<lb/><hi rendition="#fr">zwanzig ellen/</hi> die der Niel zuweilen auf ein mahl<lb/> <fw place="bottom" type="sig">C v</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [41/0065]
erſtes Buch.
klaͤhrung des Goͤttlichen ausſpruches/ oder vielmehr
ſeine eigene neue zu vernehmen. Die zeit entſchießt uns
unvermaͤrkt: und die ſtunde iſt ſchon da/ die mir zu
ſcheiden gebietet. Mich deucht/ ich ſehe meine Fuͤrſt in
mir einen wink geben. Mich duͤnkt/ ich hoͤre/ daß ſie
nach mir fraget. Daruͤm/ kan ich bei ihm auch ſo bit-
ſeelig ſein/ wie er bisher bei mir geweſen; ſo laße er ihm
doch bald belieben/ mein kuͤhnes anmuhten zu ver-
gnuͤgen.
Joſef/ der lieber reden hoͤrete/ als ſelbſt redete/ fing
endlich ſolcher geſtalt an. Ich bin der Jungfer einen
nicht geringen dank ſchuldig. Die ſchuld/ damit ſie
mich ihr verhaftet gemacht/ kan ich ſchweerlich bezah-
len. Mein vermoͤgen iſt zu ſchlecht. Alles iſt arm/ was
an mir iſt. Die armuht iſt mein reichtuhm. Aber da-
mit iſt niemand gedienet. Damit kan ich nicht bezah-
len/ was ich ihr vor ihre gehabte muͤhe/ die ich ihr ſelb-
ſten gemacht/ zu bezahlen verpflichtet bin. Doch gleich-
wohl wil ich das haͤllerlein meiner armuht gegen ihren
dargereichten goldguͤlden ſetzen. Ja ich wil das ſand-
koͤrnlein meines verſtandes gegen den berg ihrer ſcharf-
ſinnigkeit auf die wage legen. Sie wil es doch nicht an-
ders haben. Sie gebietet: ich mus gehorchen. Und ſo
rede ich dan/ was meine ſchwache vernunft zu ergruͤn-
den/ meine leere ſinnen zu beſinnen/ und mein unreiffer
verſtand zu verſtehen ſich erkuͤhnen.
Fuͤrſt Potifar hat die Erklaͤhrung uͤber das erſte
Reimband der Goͤtterſprache ſehr wohl getroffen. Beſ-
ſer wuͤrde niemahls Oſiris ſelbſten ſeinen eigenen ſin
erklaͤhren. So viel vermag mein ſchwacher verſtand
noch wohl zu faſſen. Aber die uͤbrige erklaͤrung kan er
nicht begreiffen. Die ſcheinet ihm was zu uneigendlich.
Nach meinem ſchlechten urteile/ muͤſſen in der andern
reimzeile/ durch die worte zwanzig mahl/ nicht
zwanzig ellen/ die der Niel zuweilen auf ein mahl
und
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