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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Kurtzbündige
tzen Reichs/ Gallia, ist ohne zweifel vom Hahne/ den
sie Gallus vom gallen oder hallen genennet/ indem er
sich alda hauffenweise befunden/ entsprungen. Und al-
so heisset Gallia so viel als Hahnenland: gleichwie
Spanien Kaninenland/ und Lusitanien/ wel-
ches nun Portugal genennet wird/ Mandelnland/
weil man in jenem viel Kaninen/ und in diesem viel
Mandelnbeume gefunden/ dem uhrsprunge der
wörter nach/ bedeuten. Dan Spanien hat seinen
nahmen nicht vom Waldgötzen Pan/ wie Sostenes
im 13 b. und andere treumen/ sondern vom Ebrei-
schen oder Fönizischem worte [fremdsprachliches Material] saphan, daß ist
ein kanien/ daraus [fremdsprachliches Material] Sphanija oder Spania gebil-
det: und Lusitanien auch nicht vom erdichteten Lu-
sus/
wie Plinius/ aus dem Varro/ im 1 h. des 3 b.
meldet/ sondern von [fremdsprachliches Material] lus, das ist eine Mandel oder
ein Mandelbaum/ bekommen. Und diese nahmen
scheinen ihnen die Fönizier oder Kananeer/ als sie
von den Kindern Israels aus Kanaan verjagt wor-
den/ und sich in diesen ländern niedergelaßen/ gege-
ben zu haben. Mir ist im übrigen auch sehr wohl be-
kant/ daß andere das wort Madrigale lieber von madre
herleiten wollen/ also daß es ihnen so viel sein sol/ wie
sie schreiben/ als Madre della gale, das ist eine Mut-
ter der lieder.
Und dieses gefället mir auch nicht
übel; weil ein Schattenliedlein in der taht und
wahrheit/ indem es so klein ist/ eine Mutter/ das ist
ein uhrsprung/ begin oder anfang der andern lie-
der
und gesänge genennet werden kan. Dan in dem
verstande wird/ so wohl im Wälschen/ als Spanischen/
das wort madre, als auch matrize vielmahls ge-
braucht: nähmlich madre della stampa, cioe la forma che
getta le lettere, o i caratteri,
das ist/ ein werkzeug/ dar-
ein die drukbuchstaben gegossen/ oder darnach
sie gebildet werden:
matriz de la emprenta; welches

unsere

Kurtzbuͤndige
tzen Reichs/ Gallia, iſt ohne zweifel vom Hahne/ den
ſie Gallus vom gallen oder hallen genennet/ indem er
ſich alda hauffenweiſe befunden/ entſprungen. Und al-
ſo heiſſet Gallia ſo viel als Hahnenland: gleichwie
Spanien Kaninenland/ und Luſitanien/ wel-
ches nun Portugal genennet wird/ Mandelnland/
weil man in jenem viel Kaninen/ und in dieſem viel
Mandelnbeume gefunden/ dem uhrſprunge der
woͤrter nach/ bedeuten. Dan Spanien hat ſeinen
nahmen nicht vom Waldgoͤtzen Pan/ wie Soſtenes
im 13 b. und andere treumen/ ſondern vom Ebrei-
ſchen oder Foͤniziſchem worte [fremdsprachliches Material] ſaphan, daß iſt
ein kanien/ daraus [fremdsprachliches Material] Sphanija oder Spania gebil-
det: und Luſitanien auch nicht vom erdichteten Lu-
ſus/
wie Plinius/ aus dem Varro/ im 1 h. des 3 b.
meldet/ ſondern von [fremdsprachliches Material] lus, das iſt eine Mandel oder
ein Mandelbaum/ bekommen. Und dieſe nahmen
ſcheinen ihnen die Foͤnizier oder Kananeer/ als ſie
von den Kindern Iſraels aus Kanaan verjagt wor-
den/ und ſich in dieſen laͤndern niedergelaßen/ gege-
ben zu haben. Mir iſt im uͤbrigen auch ſehr wohl be-
kant/ daß andere das wort Madrigale lieber von madre
herleiten wollen/ alſo daß es ihnen ſo viel ſein ſol/ wie
ſie ſchreiben/ als Madre della gale, das iſt eine Mut-
ter der lieder.
Und dieſes gefaͤllet mir auch nicht
uͤbel; weil ein Schattenliedlein in der taht und
wahrheit/ indem es ſo klein iſt/ eine Mutter/ das iſt
ein uhrſprung/ begin oder anfang der andern lie-
der
und geſaͤnge genennet werden kan. Dan in dem
verſtande wird/ ſo wohl im Waͤlſchen/ als Spaniſchen/
das wort madre, als auch matrize vielmahls ge-
braucht: naͤhmlich madre della ſtampa, cioè la forma che
getta le lettere, o i caratteri,
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unſere
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[512/0536] Kurtzbuͤndige tzen Reichs/ Gallia, iſt ohne zweifel vom Hahne/ den ſie Gallus vom gallen oder hallen genennet/ indem er ſich alda hauffenweiſe befunden/ entſprungen. Und al- ſo heiſſet Gallia ſo viel als Hahnenland: gleichwie Spanien Kaninenland/ und Luſitanien/ wel- ches nun Portugal genennet wird/ Mandelnland/ weil man in jenem viel Kaninen/ und in dieſem viel Mandelnbeume gefunden/ dem uhrſprunge der woͤrter nach/ bedeuten. Dan Spanien hat ſeinen nahmen nicht vom Waldgoͤtzen Pan/ wie Soſtenes im 13 b. und andere treumen/ ſondern vom Ebrei- ſchen oder Foͤniziſchem worte _ ſaphan, daß iſt ein kanien/ daraus _ Sphanija oder Spania gebil- det: und Luſitanien auch nicht vom erdichteten Lu- ſus/ wie Plinius/ aus dem Varro/ im 1 h. des 3 b. meldet/ ſondern von _ lus, das iſt eine Mandel oder ein Mandelbaum/ bekommen. Und dieſe nahmen ſcheinen ihnen die Foͤnizier oder Kananeer/ als ſie von den Kindern Iſraels aus Kanaan verjagt wor- den/ und ſich in dieſen laͤndern niedergelaßen/ gege- ben zu haben. Mir iſt im uͤbrigen auch ſehr wohl be- kant/ daß andere das wort Madrigale lieber von madre herleiten wollen/ alſo daß es ihnen ſo viel ſein ſol/ wie ſie ſchreiben/ als Madre della gale, das iſt eine Mut- ter der lieder. Und dieſes gefaͤllet mir auch nicht uͤbel; weil ein Schattenliedlein in der taht und wahrheit/ indem es ſo klein iſt/ eine Mutter/ das iſt ein uhrſprung/ begin oder anfang der andern lie- der und geſaͤnge genennet werden kan. Dan in dem verſtande wird/ ſo wohl im Waͤlſchen/ als Spaniſchen/ das wort madre, als auch matrize vielmahls ge- braucht: naͤhmlich madre della ſtampa, cioè la forma che getta le lettere, o i caratteri, das iſt/ ein werkzeug/ dar- ein die drukbuchſtaben gegoſſen/ oder darnach ſie gebildet werden: matriz de la emprenta; welches unſere

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 512. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/536>, abgerufen am 27.11.2024.