Das obgemelte Ebreische wort [fremdsprachliches Material], welches die meisten flügel erklähren/ haben wir rand verdeut- schet: weil [fremdsprachliches Material] überal vor den rand oder das euser- ste ende eines ieden dinges/ so wohl der flüsse und der erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und also ist ein klingel oder eine zimbel der ränder oder mit rändern[fremdsprachliches Material] ein Schällenspiel mit rändern oder mit einem bügel ümgeben: welches die Griechen von saiomai, d. i. rütteln/ bewegen/ seisron, die Lateiner sistrum nennen. Dan es ist eine gattung der so genenten Zimbeln: die Esaias alhier, billich [fremdsprachliches Material] das ist/ ein klingendes spielzeug/ vom [fremdsprachliches Material]klingen/ tinnire, heisset. Diese Klingelspiele waren von ertz/ von silber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11 seiner Verwandlungsbücher bezeuget: und hierinnen von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterschieden/ daß diese rund waren/ als ein runter bächer/ und als ein blat vom Nabelkraude gestaltet/ wie Turnebus aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b. anweiset; jene aber ei- oder länglich-rund/ mit einem rande/ daran etliche schällen hingen/ und/ im bewegen und anschlagen/ einen lieblichen klang von sich gaben. Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29. Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demsterus paralipo- men. ad Rosini Antiquitat. Rom. c. ult. l. 2.
Von diesem Klingelspiele/cymbalo marginato, id est, sistro, hat Esaias das Egiptische land terram sistratam, gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr ihre Priester selbst/ sistratam turbam, genennet; weil nähmlich das Schällenspiel oder der Klingelbügel ihr eigenes spielzeug war. Marziahl:
Linigeri fugiunt calvi, sistrataque turba.
Ovidius l. 3 Eleg.
Quid nunc sacra juvant? quid nunc AEgyptia prosunt
Sistra.
Idem
Kurtzbuͤndige
Das obgemelte Ebreiſche wort [fremdsprachliches Material], welches die meiſten fluͤgel erklaͤhren/ haben wir rand verdeut- ſchet: weil [fremdsprachliches Material] uͤberal vor den rand oder das euſer- ſte ende eines ieden dinges/ ſo wohl der fluͤſſe und der erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und alſo iſt ein klingel oder eine zimbel der raͤnder oder mit raͤndern[fremdsprachliches Material] ein Schaͤllenſpiel mit raͤndern oder mit einem buͤgel uͤmgeben: welches die Griechen von σάιομαι, d. i. ruͤtteln/ bewegen/ σεῖςρον, die Lateiner ſiſtrum nennen. Dan es iſt eine gattung der ſo genenten Zimbeln: die Eſaias alhier, billich [fremdsprachliches Material] das iſt/ ein klingendes ſpielzeug/ vom [fremdsprachliches Material]klingen/ tinnire, heiſſet. Dieſe Klingelſpiele waren von ertz/ von ſilber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11 ſeiner Verwandlungsbuͤcher bezeuget: und hierinnen von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterſchieden/ daß dieſe rund waren/ als ein runter baͤcher/ und als ein blat vom Nabelkraude geſtaltet/ wie Turnebus aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b. anweiſet; jene aber ei- oder laͤnglich-rund/ mit einem rande/ daran etliche ſchaͤllen hingen/ und/ im bewegen und anſchlagen/ einen lieblichen klang von ſich gaben. Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29. Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demſterus paralipo- men. ad Roſini Antiquitat. Rom. c. ult. l. 2.
Von dieſem Klingelſpiele/cymbalo marginato, id eſt, ſiſtro, hat Eſaias das Egiptiſche land terram ſiſtratam, gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr ihre Prieſter ſelbſt/ ſiſtratam turbam, genennet; weil naͤhmlich das Schaͤllenſpiel oder der Klingelbuͤgel ihr eigenes ſpielzeug war. Marziahl:
Linigeri fugiunt calvi, ſiſtrataque turba.
Ovidius l. 3 Eleg.
Quid nunc ſacra juvant? quid nunc Ægyptia proſunt
Siſtra.
Idem
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Kurtzbuͤndige
Das obgemelte Ebreiſche wort _ , welches die
meiſten fluͤgel erklaͤhren/ haben wir rand verdeut-
ſchet: weil _ uͤberal vor den rand oder das euſer-
ſte ende eines ieden dinges/ ſo wohl der fluͤſſe und der
erde/ als der kleider und gebeue/ genommen wird. Und
alſo iſt ein klingel oder eine zimbel der raͤnder oder
mit raͤndern _ ein Schaͤllenſpiel mit
raͤndern oder mit einem buͤgel uͤmgeben: welches die
Griechen von σάιομαι, d. i. ruͤtteln/ bewegen/ σεῖςρον,
die Lateiner ſiſtrum nennen. Dan es iſt eine gattung der
ſo genenten Zimbeln: die Eſaias alhier, billich _
das iſt/ ein klingendes ſpielzeug/ vom _ klingen/
tinnire, heiſſet. Dieſe Klingelſpiele waren von ertz/
von ſilber/ auch wohl von golde; wie Apuleius im 11
ſeiner Verwandlungsbuͤcher bezeuget: und hierinnen
von den gemeinen Klingeln oder Zimbeln unterſchieden/
daß dieſe rund waren/ als ein runter baͤcher/ und als
ein blat vom Nabelkraude geſtaltet/ wie Turnebus
aus dem Schribonius Largus im 33 h. des 26 b.
anweiſet; jene aber ei- oder laͤnglich-rund/ mit einem
rande/ daran etliche ſchaͤllen hingen/ und/ im bewegen
und anſchlagen/ einen lieblichen klang von ſich gaben.
Guido Pancirollus l. 1. rer. memorab. deperditar. p. 29.
Alexand. ab Alexandro l. 7, c. 8. Demſterus paralipo-
men. ad Roſini Antiquitat. Rom. c. ult. l. 2.
Von dieſem Klingelſpiele/ cymbalo marginato,
id eſt, ſiſtro, hat Eſaias das Egiptiſche land terram
ſiſtratam, gleichwie andere die Egipter/ oder vielmehr
ihre Prieſter ſelbſt/ ſiſtratam turbam, genennet; weil
naͤhmlich das Schaͤllenſpiel oder der Klingelbuͤgel ihr
eigenes ſpielzeug war. Marziahl:
Linigeri fugiunt calvi, ſiſtrataque turba.
Ovidius l. 3 Eleg.
Quid nunc ſacra juvant? quid nunc Ægyptia proſunt
Siſtra.
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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 468. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/492>, abgerufen am 27.11.2024.
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