Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Kurtzbündige Darüm wehlet entweder die angebohtene wohllust zugebrauchen/ und derselben die euch aufs höchste liebet/ zu gehorchen/ daraus ihr auch noch grösseren nutzen zu ge- warten; oder aber machet euch gefast meinen grimmi- gen zorn und euserste ungnade/ so fern ihr eure gewähnte keuscheit meiner gnade vorziehet/ zu vertragen. Und das solt ihr wissen/ daß euch diese keuscheit nichts helfen wird/ wan ich euch bei meinem Ehherrn angeben werde/ daß ihr mich habet nohtzüchtigen wollen. Dan ob ihr schon die wahrheit sagtet/ so würde doch Potifar meinen worten mehr gleuben/ als den eurigen. Aber Josef konte auf alle diese worte/ welche sie noch darzu mit trähnen bezeugete/ weder aus mitleiden bewogen/ noch aus schrökken gezwungen werden/ von seiner vorge- setzten keuscheit abzuweichen. Und also hielt er bestän- dig an diesen so unbilligen anfechtungen zu widerstehen: ja er wolte lieber alles leiden/ als des angebohtenen ge- niessen; indem er wohl wuste/ daß er sich der rechtfärti- gen strafe teilhaftig machte/ so fern er einer Fraue zu ge- fallen/ dergleichen etwas beginge/ u. a. m. Zu den 2 letzten zeilen des 132 blats. IN den Egiptischen sümpfen wächset das kraut/ man
Kurtzbuͤndige Daruͤm wehlet entweder die angebohtene wohlluſt zugebrauchen/ und derſelben die euch aufs hoͤchſte liebet/ zu gehorchen/ daraus ihr auch noch groͤſſeren nutzen zu ge- warten; oder aber machet euch gefaſt meinen grimmi- gen zorn und euſerſte ungnade/ ſo fern ihr eure gewaͤhnte keuſcheit meiner gnade vorziehet/ zu vertragen. Und das ſolt ihr wiſſen/ daß euch dieſe keuſcheit nichts helfen wird/ wan ich euch bei meinem Ehherꝛn angeben werde/ daß ihr mich habet nohtzuͤchtigen wollen. Dan ob ihr ſchon die wahrheit ſagtet/ ſo wuͤrde doch Potifar meinen worten mehr gleuben/ als den eurigen. Aber Joſef konte auf alle dieſe worte/ welche ſie noch darzu mit traͤhnen bezeugete/ weder aus mitleiden bewogen/ noch aus ſchroͤkken gezwungen werden/ von ſeiner vorge- ſetzten keuſcheit abzuweichen. Und alſo hielt er beſtaͤn- dig an dieſen ſo unbilligen anfechtungen zu widerſtehen: ja er wolte lieber alles leiden/ als des angebohtenen ge- nieſſen; indem er wohl wuſte/ daß er ſich der rechtfaͤrti- gen ſtrafe teilhaftig machte/ ſo fern er einer Fraue zu ge- fallen/ dergleichen etwas beginge/ u. a. m. Zu den 2 letzten zeilen des 132 blats. IN den Egiptiſchen ſuͤmpfen waͤchſet das kraut/ man
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Kurtzbuͤndige
Daruͤm wehlet entweder die angebohtene wohlluſt zu
gebrauchen/ und derſelben die euch aufs hoͤchſte liebet/ zu
gehorchen/ daraus ihr auch noch groͤſſeren nutzen zu ge-
warten; oder aber machet euch gefaſt meinen grimmi-
gen zorn und euſerſte ungnade/ ſo fern ihr eure gewaͤhnte
keuſcheit meiner gnade vorziehet/ zu vertragen. Und das
ſolt ihr wiſſen/ daß euch dieſe keuſcheit nichts helfen
wird/ wan ich euch bei meinem Ehherꝛn angeben werde/
daß ihr mich habet nohtzuͤchtigen wollen. Dan ob ihr
ſchon die wahrheit ſagtet/ ſo wuͤrde doch Potifar meinen
worten mehr gleuben/ als den eurigen. Aber Joſef
konte auf alle dieſe worte/ welche ſie noch darzu mit
traͤhnen bezeugete/ weder aus mitleiden bewogen/ noch
aus ſchroͤkken gezwungen werden/ von ſeiner vorge-
ſetzten keuſcheit abzuweichen. Und alſo hielt er beſtaͤn-
dig an dieſen ſo unbilligen anfechtungen zu widerſtehen:
ja er wolte lieber alles leiden/ als des angebohtenen ge-
nieſſen; indem er wohl wuſte/ daß er ſich der rechtfaͤrti-
gen ſtrafe teilhaftig machte/ ſo fern er einer Fraue zu ge-
fallen/ dergleichen etwas beginge/ u. a. m.
Zu den 2 letzten zeilen des 132 blats.
IN den Egiptiſchen ſuͤmpfen waͤchſet das kraut/
das die Arabiſchen Aertzte Beid el Oſſar, oder
ſchlechthin Oſſar und el Uſar nennen/ und man auch
in Europe/ da es in etlichen Kreutergaͤrten zwar gruͤh-
net und bluͤhet/ aber keine frucht bekomt/ zu bringen
pfleget. Aus deſſen gebrochenen oder angeknikten oder
aufgeritzten zakken/ und bleichgruͤhnen jungen blaͤttern
leuft eine ſcharfe und bittere milch; welche von der ſon-
nenhitze zuſammenrinnet/ und nach der gleicheit mit
dem Manna oder zukker/ Man und Saccar el Uſar ge-
nennet wird. Mit dieſer Milch pflegen die Egiptiſchen
Jungfrauen ihre haut zu beſtreichen/ ſie ſchoͤn/ klahr/
und glat zu machen. Dan ſie vertreibet nicht allein die
ſonnen- oder ſommer-ſproſſen/ und andere flekker; ſon-
dern ſie beiſſet zugleich das haar aus. Daher pflegt
man
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