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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Anmärkungen.
nach ihr Isis benahmet: weil der Niel/ wan die Son-
ne durch dieses zeichen lief/ auf das höchste gestiegen/
und die felder zur fruchtbarkeit befeuchtete. Ja der
gantze Tierkreus/ den die alten Egipter Olimpon
nenten/ daher sie auch den nahmen Olimpias be-
kommen/ war ihr geweihet. Eusebius in Chronicis l. 1.
Langius de annis Christi l. 1, p.
171. Auch kan man
hiervon unsern Dichterischen Sternhimmel/ im
zeichen der Jungfrau/ und des Hundegestirnes/
lesen.

Wie nun diese Abgöttin so mancherlei nahmen ge-
habt/ so hat man sie auch auf mancherlei weise abgebil-
det. Zuweilen begrif man in einem bilde fast alle zei-
chen/ die ihre manchfältige macht und auswürkungen
andeuteten. Dergleichen seind in den bilderstükken die-
ses Büchleins hier und dar zu finden. Auf dem tittel
wird sie mit vielen brüsten/ daher sie auch Multimam-
mea,
das ist die Vielbrüstige/ heisset/ entworfen.
Dieses bild war mit verborgenen röhren so künstlich
zugerichtet/ daß die hitze der angezündeten lichter un-
ter der hohlen schirmdekke über dem heupte/ durch sol-
che röhren/ die milch/ welche unten im bekken stund/
straks hinauf in die brüste zog; also daß sie/ so lange
die lichter branten/ stähts mit milche flossen: welche/
als kleine strahlen/ herunter in das bekken geschossen
kahm/ und von dar wieder hinauf gezogen ward. Und
hierdurch machten die Priester dem gemeinen völklein
eine solche blaue dunst vor die augen/ daß es anders
nicht gleubete/ als daß ihre gewähnte große Mutter der
Götter solche milch von sich selbsten fliessen liesse. Kir-
cherius Oedipi AEgypt. tom. 2, part. 2, p.
333. Der-
gleichen zwei gekünstelte Götzenbilder des Osiris und
der Isis stunden auch zu Sais. Das Osirische gab
Wein/ und das Isische Milch von sich/ so bald das
feuer auf der götzenhöhe angezündet ward: ja ein Tra-

che
A a ij

Anmaͤrkungen.
nach ihr Iſis benahmet: weil der Niel/ wan die Son-
ne durch dieſes zeichen lief/ auf das hoͤchſte geſtiegen/
und die felder zur fruchtbarkeit befeuchtete. Ja der
gantze Tierkreus/ den die alten Egipter Olimpon
nenten/ daher ſie auch den nahmen Olimpias be-
kommen/ war ihr geweihet. Euſebius in Chronicis l. 1.
Langius de annis Chriſti l. 1, p.
171. Auch kan man
hiervon unſern Dichteriſchen Sternhimmel/ im
zeichen der Jungfrau/ und des Hundegeſtirnes/
leſen.

Wie nun dieſe Abgoͤttin ſo mancherlei nahmen ge-
habt/ ſo hat man ſie auch auf mancherlei weiſe abgebil-
det. Zuweilen begrif man in einem bilde faſt alle zei-
chen/ die ihre manchfaͤltige macht und auswuͤrkungen
andeuteten. Dergleichen ſeind in den bilderſtuͤkken die-
ſes Buͤchleins hier und dar zu finden. Auf dem tittel
wird ſie mit vielen bruͤſten/ daher ſie auch Multimam-
mea,
das iſt die Vielbruͤſtige/ heiſſet/ entworfen.
Dieſes bild war mit verborgenen roͤhren ſo kuͤnſtlich
zugerichtet/ daß die hitze der angezuͤndeten lichter un-
ter der hohlen ſchirmdekke uͤber dem heupte/ durch ſol-
che roͤhren/ die milch/ welche unten im bekken ſtund/
ſtraks hinauf in die bruͤſte zog; alſo daß ſie/ ſo lange
die lichter branten/ ſtaͤhts mit milche floſſen: welche/
als kleine ſtrahlen/ herunter in das bekken geſchoſſen
kahm/ und von dar wieder hinauf gezogen ward. Und
hierdurch machten die Prieſter dem gemeinen voͤlklein
eine ſolche blaue dunſt vor die augen/ daß es anders
nicht gleubete/ als daß ihre gewaͤhnte große Mutter der
Goͤtter ſolche milch von ſich ſelbſten flieſſen lieſſe. Kir-
cherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, p.
333. Der-
gleichen zwei gekuͤnſtelte Goͤtzenbilder des Oſiris und
der Iſis ſtunden auch zu Sais. Das Oſiriſche gab
Wein/ und das Iſiſche Milch von ſich/ ſo bald das
feuer auf der goͤtzenhoͤhe angezuͤndet ward: ja ein Tra-

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[371/0395] Anmaͤrkungen. nach ihr Iſis benahmet: weil der Niel/ wan die Son- ne durch dieſes zeichen lief/ auf das hoͤchſte geſtiegen/ und die felder zur fruchtbarkeit befeuchtete. Ja der gantze Tierkreus/ den die alten Egipter Olimpon nenten/ daher ſie auch den nahmen Olimpias be- kommen/ war ihr geweihet. Euſebius in Chronicis l. 1. Langius de annis Chriſti l. 1, p. 171. Auch kan man hiervon unſern Dichteriſchen Sternhimmel/ im zeichen der Jungfrau/ und des Hundegeſtirnes/ leſen. Wie nun dieſe Abgoͤttin ſo mancherlei nahmen ge- habt/ ſo hat man ſie auch auf mancherlei weiſe abgebil- det. Zuweilen begrif man in einem bilde faſt alle zei- chen/ die ihre manchfaͤltige macht und auswuͤrkungen andeuteten. Dergleichen ſeind in den bilderſtuͤkken die- ſes Buͤchleins hier und dar zu finden. Auf dem tittel wird ſie mit vielen bruͤſten/ daher ſie auch Multimam- mea, das iſt die Vielbruͤſtige/ heiſſet/ entworfen. Dieſes bild war mit verborgenen roͤhren ſo kuͤnſtlich zugerichtet/ daß die hitze der angezuͤndeten lichter un- ter der hohlen ſchirmdekke uͤber dem heupte/ durch ſol- che roͤhren/ die milch/ welche unten im bekken ſtund/ ſtraks hinauf in die bruͤſte zog; alſo daß ſie/ ſo lange die lichter branten/ ſtaͤhts mit milche floſſen: welche/ als kleine ſtrahlen/ herunter in das bekken geſchoſſen kahm/ und von dar wieder hinauf gezogen ward. Und hierdurch machten die Prieſter dem gemeinen voͤlklein eine ſolche blaue dunſt vor die augen/ daß es anders nicht gleubete/ als daß ihre gewaͤhnte große Mutter der Goͤtter ſolche milch von ſich ſelbſten flieſſen lieſſe. Kir- cherius Oedipi Ægypt. tom. 2, part. 2, p. 333. Der- gleichen zwei gekuͤnſtelte Goͤtzenbilder des Oſiris und der Iſis ſtunden auch zu Sais. Das Oſiriſche gab Wein/ und das Iſiſche Milch von ſich/ ſo bald das feuer auf der goͤtzenhoͤhe angezuͤndet ward: ja ein Tra- che A a ij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/395>, abgerufen am 27.11.2024.