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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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siebendes Buch.
Viel anders klungen ihre reden. Dem Techos kahm
dieses zu ohren. Was wolte er tuhn? Er konte sich
nicht rächen. Wider den Schaltköniglichen Fürsten
durfte er nichts vornehmen. Das schmertzte ihn am
allermeisten. Und dieser schmertz bewog ihn zu einer
fremden entschliessung. Er lies sich öffendlich verlau-
ten/ ihm das leben zu verkürtzen. Auch schrieb er sol-
ches der Asanel selbsten. Dieser brief war so kläglich/
und so vol der allertraurigsten reden/ daß er sie zum mit-
leiden bewog. Sie beklagte sein unglük. Sie bejammer-
te seine schmertzen. Sie hette sie ihm gern benommen.
Aber sie fand keinen raht. Endlich offenbahrte sie es
dem Manasse. Sie erzehlte die gantze sache. Ma-
nasse
riet ihr des Techos liebe auf eine andere zu len-
ken. Aber wie? fragte die Asanel; Manasse gab zur
antwort: unter meines Großvaters Jakobs leuten/
hat einer eine sehr schöne Tochter/ die beweglich schwa-
tzen und meisterlich liebeuglen kan. Diese wil ich/ aufs
schönste gebutzt/ zu ihr senden. Unterdessen kan sie dem
Techos einen zutrit vergönnen. Wan er ankömt/ las-
se sie ihn durch dieses schöne Mägdlein in den saal füh-
ren/ und eine zeit lang allein unterhalten. Sich selbsten
kan sie entschuldigen/ daß sie eben fremde leute bei ihr
hette: doch wolte sie bald zu ihm kommen. Auch mus
man dem Mägdlein eingeben/ daß sie sich aufs aller-
freundlichste gegen ihn anstelle. Ich weis/ sie wird ihn
straks verliebt machen. Straks wird sie seine liebe ge-
winnen.

Asanel nahm diesen vorschlag an. Sie lies dem
Techos ihren willen/ ihn zu sprechen/ zuentbieten.
Das schöne Mägdlein ward ihr geschikt. Den verlieb-
ten Techos muste sie empfangen/ und/ an der Asanel
stat/ unterhalten. Uberaus lieblich blikte sie ihn an.
Aus der maße freundlich waren ihre reden: welche sie
mit einem anmuhtigen lächlen vermischte. Einieder

blik
V iiij

ſiebendes Buch.
Viel anders klungen ihre reden. Dem Techos kahm
dieſes zu ohren. Was wolte er tuhn? Er konte ſich
nicht raͤchen. Wider den Schaltkoͤniglichen Fuͤrſten
durfte er nichts vornehmen. Das ſchmertzte ihn am
allermeiſten. Und dieſer ſchmertz bewog ihn zu einer
fremden entſchlieſſung. Er lies ſich oͤffendlich verlau-
ten/ ihm das leben zu verkuͤrtzen. Auch ſchrieb er ſol-
ches der Aſanel ſelbſten. Dieſer brief war ſo klaͤglich/
und ſo vol der allertraurigſten reden/ daß er ſie zum mit-
leiden bewog. Sie beklagte ſein ungluͤk. Sie bejammer-
te ſeine ſchmertzen. Sie hette ſie ihm gern benommen.
Aber ſie fand keinen raht. Endlich offenbahrte ſie es
dem Manaſſe. Sie erzehlte die gantze ſache. Ma-
naſſe
riet ihr des Techos liebe auf eine andere zu len-
ken. Aber wie? fragte die Aſanel; Manaſſe gab zur
antwort: unter meines Großvaters Jakobs leuten/
hat einer eine ſehr ſchoͤne Tochter/ die beweglich ſchwa-
tzen und meiſterlich liebeuglen kan. Dieſe wil ich/ aufs
ſchoͤnſte gebutzt/ zu ihr ſenden. Unterdeſſen kan ſie dem
Techos einen zutrit vergoͤnnen. Wan er ankoͤmt/ las-
ſe ſie ihn durch dieſes ſchoͤne Maͤgdlein in den ſaal fuͤh-
ren/ und eine zeit lang allein unterhalten. Sich ſelbſten
kan ſie entſchuldigen/ daß ſie eben fremde leute bei ihr
hette: doch wolte ſie bald zu ihm kommen. Auch mus
man dem Maͤgdlein eingeben/ daß ſie ſich aufs aller-
freundlichſte gegen ihn anſtelle. Ich weis/ ſie wird ihn
ſtraks verliebt machen. Straks wird ſie ſeine liebe ge-
winnen.

Aſanel nahm dieſen vorſchlag an. Sie lies dem
Techos ihren willen/ ihn zu ſprechen/ zuentbieten.
Das ſchoͤne Maͤgdlein ward ihr geſchikt. Den verlieb-
ten Techos muſte ſie empfangen/ und/ an der Aſanel
ſtat/ unterhalten. Uberaus lieblich blikte ſie ihn an.
Aus der maße freundlich waren ihre reden: welche ſie
mit einem anmuhtigen laͤchlen vermiſchte. Einieder

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[311/0335] ſiebendes Buch. Viel anders klungen ihre reden. Dem Techos kahm dieſes zu ohren. Was wolte er tuhn? Er konte ſich nicht raͤchen. Wider den Schaltkoͤniglichen Fuͤrſten durfte er nichts vornehmen. Das ſchmertzte ihn am allermeiſten. Und dieſer ſchmertz bewog ihn zu einer fremden entſchlieſſung. Er lies ſich oͤffendlich verlau- ten/ ihm das leben zu verkuͤrtzen. Auch ſchrieb er ſol- ches der Aſanel ſelbſten. Dieſer brief war ſo klaͤglich/ und ſo vol der allertraurigſten reden/ daß er ſie zum mit- leiden bewog. Sie beklagte ſein ungluͤk. Sie bejammer- te ſeine ſchmertzen. Sie hette ſie ihm gern benommen. Aber ſie fand keinen raht. Endlich offenbahrte ſie es dem Manaſſe. Sie erzehlte die gantze ſache. Ma- naſſe riet ihr des Techos liebe auf eine andere zu len- ken. Aber wie? fragte die Aſanel; Manaſſe gab zur antwort: unter meines Großvaters Jakobs leuten/ hat einer eine ſehr ſchoͤne Tochter/ die beweglich ſchwa- tzen und meiſterlich liebeuglen kan. Dieſe wil ich/ aufs ſchoͤnſte gebutzt/ zu ihr ſenden. Unterdeſſen kan ſie dem Techos einen zutrit vergoͤnnen. Wan er ankoͤmt/ las- ſe ſie ihn durch dieſes ſchoͤne Maͤgdlein in den ſaal fuͤh- ren/ und eine zeit lang allein unterhalten. Sich ſelbſten kan ſie entſchuldigen/ daß ſie eben fremde leute bei ihr hette: doch wolte ſie bald zu ihm kommen. Auch mus man dem Maͤgdlein eingeben/ daß ſie ſich aufs aller- freundlichſte gegen ihn anſtelle. Ich weis/ ſie wird ihn ſtraks verliebt machen. Straks wird ſie ſeine liebe ge- winnen. Aſanel nahm dieſen vorſchlag an. Sie lies dem Techos ihren willen/ ihn zu ſprechen/ zuentbieten. Das ſchoͤne Maͤgdlein ward ihr geſchikt. Den verlieb- ten Techos muſte ſie empfangen/ und/ an der Aſanel ſtat/ unterhalten. Uberaus lieblich blikte ſie ihn an. Aus der maße freundlich waren ihre reden: welche ſie mit einem anmuhtigen laͤchlen vermiſchte. Einieder blik V iiij

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 311. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/335>, abgerufen am 22.12.2024.