Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat Hof schikken/ und öffendlich üm meine Tochter wärbenlaßen. Unterdessen wollen wir uns berahten. Der wohlstand wil das seinige auch haben. Drei stunden vor dem mittags mahle sollen sich meine Rähte versam- ken. In derer gegenwart kan die sache vorgetragen wer- den. Ich selbsten wil die antwort tuhn. Hierauf hat er sich zu verlaßen. Der Königliche Fürst war über ei- ne so guhte entschlüßung zum höchsten erfreuet. Zum höchsten bedankte er sich deswegen gegen den König. In tiefster demuht verpflichtete er sich ihm/ mit seinem gan- tzen vermögen. Indessen nahete die tafelzeit herbei. Der König begab sich/ mit dem Libier/ auf den tafelsaal. Da war der Schaltkönig eben angelanget. Ein hauffen Adels stund üm ihn her. Straks kahm auch der Reichs- kantzler an/ samt des Libiers Hofbedienten. Der Kö- nig zog den Schaltkönig auf die seite. Er führete ihn an ein fenster. Da offenbahrte er ihm des Libiers an- bringen/ sich rahtes zu erhohlen. Dem Schaltkönige stund alles über die maße wohl an. Auf dieser Eh- stiftung/ sagte er von stunden an/ beruhet des gan- tzen Egiptens wohlfahrt. Die Libier haben viel mächtige Bundsgenossen. Sie selbsten besitzen eine gewaltige macht. Sie grentzen an unser Reich. Wan wir/ vermittelst der Königlichen Fürstin/ uns mit ihnen vereinigen; so werden zugleich alle ihre Bundsverwanten mit uns ver- einiget. Welcher feind wird uns dan anfallen dürfen? Welche macht wird uns dan bestür- men dürfen? Die vereinigung dieser zwo mäch- tigen benachbahrten Krohnen wird allen ein schrökken einjagen. Jederman wird Egipten fürchten. Unser Staht wird aufs herlichste blühen. Wir werden in gewündschtem friede leben. Unser ansehen wird groß/ unsere wohl- fahrt vermehret/ unsere macht geehret wer- den.
Der Aſſenat Hof ſchikken/ und oͤffendlich uͤm meine Tochter waͤrbenlaßen. Unterdeſſen wollen wir uns berahten. Der wohlſtand wil das ſeinige auch haben. Drei ſtunden vor dem mittags mahle ſollen ſich meine Raͤhte verſam- ken. In derer gegenwart kan die ſache vorgetragen wer- den. Ich ſelbſten wil die antwort tuhn. Hierauf hat er ſich zu verlaßen. Der Koͤnigliche Fuͤrſt war uͤber ei- ne ſo guhte entſchluͤßung zum hoͤchſten erfreuet. Zum hoͤchſten bedankte er ſich deswegen gegen den Koͤnig. In tiefſter demuht verpflichtete er ſich ihm/ mit ſeinem gan- tzen vermoͤgen. Indeſſen nahete die tafelzeit herbei. Der Koͤnig begab ſich/ mit dem Libier/ auf den tafelſaal. Da war der Schaltkoͤnig eben angelanget. Ein hauffen Adels ſtund uͤm ihn her. Straks kahm auch der Reichs- kantzler an/ ſamt des Libiers Hofbedienten. Der Koͤ- nig zog den Schaltkoͤnig auf die ſeite. Er fuͤhrete ihn an ein fenſter. Da offenbahrte er ihm des Libiers an- bringen/ ſich rahtes zu erhohlen. Dem Schaltkoͤnige ſtund alles uͤber die maße wohl an. Auf dieſer Eh- ſtiftung/ ſagte er von ſtunden an/ beruhet des gan- tzen Egiptens wohlfahrt. Die Libier haben viel maͤchtige Bundsgenoſſen. Sie ſelbſten beſitzen eine gewaltige macht. Sie grentzen an unſer Reich. Wan wir/ vermittelſt der Koͤniglichen Fuͤrſtin/ uns mit ihnen vereinigen; ſo werden zugleich alle ihre Bundsverwanten mit uns ver- einiget. Welcher feind wird uns dan anfallen duͤrfen? Welche macht wird uns dan beſtuͤr- men duͤrfen? Die vereinigung dieſer zwo maͤch- tigen benachbahrten Krohnen wird allen ein ſchroͤkken einjagen. Jederman wird Egipten fuͤrchten. Unſer Staht wird aufs herlichſte bluͤhen. Wir werden in gewuͤndſchtem friede leben. Unſer anſehen wird groß/ unſere wohl- fahrt vermehret/ unſere macht geehret wer- den.
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Der Aſſenat
Hof ſchikken/ und oͤffendlich uͤm meine Tochter waͤrben
laßen. Unterdeſſen wollen wir uns berahten. Der
wohlſtand wil das ſeinige auch haben. Drei ſtunden
vor dem mittags mahle ſollen ſich meine Raͤhte verſam-
ken. In derer gegenwart kan die ſache vorgetragen wer-
den. Ich ſelbſten wil die antwort tuhn. Hierauf hat
er ſich zu verlaßen. Der Koͤnigliche Fuͤrſt war uͤber ei-
ne ſo guhte entſchluͤßung zum hoͤchſten erfreuet. Zum
hoͤchſten bedankte er ſich deswegen gegen den Koͤnig. In
tiefſter demuht verpflichtete er ſich ihm/ mit ſeinem gan-
tzen vermoͤgen. Indeſſen nahete die tafelzeit herbei. Der
Koͤnig begab ſich/ mit dem Libier/ auf den tafelſaal.
Da war der Schaltkoͤnig eben angelanget. Ein hauffen
Adels ſtund uͤm ihn her. Straks kahm auch der Reichs-
kantzler an/ ſamt des Libiers Hofbedienten. Der Koͤ-
nig zog den Schaltkoͤnig auf die ſeite. Er fuͤhrete ihn
an ein fenſter. Da offenbahrte er ihm des Libiers an-
bringen/ ſich rahtes zu erhohlen. Dem Schaltkoͤnige
ſtund alles uͤber die maße wohl an. Auf dieſer Eh-
ſtiftung/ ſagte er von ſtunden an/ beruhet des gan-
tzen Egiptens wohlfahrt. Die Libier haben viel
maͤchtige Bundsgenoſſen. Sie ſelbſten beſitzen
eine gewaltige macht. Sie grentzen an unſer
Reich. Wan wir/ vermittelſt der Koͤniglichen
Fuͤrſtin/ uns mit ihnen vereinigen; ſo werden
zugleich alle ihre Bundsverwanten mit uns ver-
einiget. Welcher feind wird uns dan anfallen
duͤrfen? Welche macht wird uns dan beſtuͤr-
men duͤrfen? Die vereinigung dieſer zwo maͤch-
tigen benachbahrten Krohnen wird allen ein
ſchroͤkken einjagen. Jederman wird Egipten
fuͤrchten. Unſer Staht wird aufs herlichſte
bluͤhen. Wir werden in gewuͤndſchtem friede
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