Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat zeuge/ das man mit wachse/ peche und einer kreidich-ten pappe steif und tauerhaftig gemacht/ zierlich und dichte bewunden. Und auf diesen gepapten wündeln stund gemeiniglich des Abgestorbenen bild/ mit unver- gänglichen farben/ gemahlet: welches die kenzeichen ihres Götzendienstes/ mit den früchten/ die man den Götzen zu weihen pfleget/ in den händen hielt. Auch sahe man alda unterschiedliche vielfärbige bänder/ mit flinkerndem zeuge bestreuet/ schweifsweise über die wündeln hin gezogen oder zusammengehäftet. Zwischen diesen schweiffen oder kreusen befanden sich vielerhand heilige bildzeichen; die alle ihre sonderliche bedeutungen hatten. Auf eben dieselbe weise waren auch die meisten Se- der
Der Aſſenat zeuge/ das man mit wachſe/ peche und einer kreidich-ten pappe ſteif und tauerhaftig gemacht/ zierlich und dichte bewunden. Und auf dieſen gepapten wuͤndeln ſtund gemeiniglich des Abgeſtorbenen bild/ mit unver- gaͤnglichen farben/ gemahlet: welches die kenzeichen ihres Goͤtzendienſtes/ mit den fruͤchten/ die man den Goͤtzen zu weihen pfleget/ in den haͤnden hielt. Auch ſahe man alda unterſchiedliche vielfaͤrbige baͤnder/ mit flinkerndem zeuge beſtreuet/ ſchweifsweiſe uͤber die wuͤndeln hin gezogen oder zuſammengehaͤftet. Zwiſchen dieſen ſchweiffen oder kreuſen befanden ſich vielerhand heilige bildzeichen; die alle ihre ſonderliche bedeutungen hatten. Auf eben dieſelbe weiſe waren auch die meiſten Se- der
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0262" n="238"/><fw place="top" type="header">Der Aſſenat</fw><lb/> zeuge/ das man mit wachſe/ peche und einer kreidich-<lb/> ten pappe ſteif und tauerhaftig gemacht/ zierlich und<lb/> dichte bewunden. Und auf dieſen gepapten wuͤndeln<lb/> ſtund gemeiniglich des Abgeſtorbenen bild/ mit unver-<lb/> gaͤnglichen farben/ gemahlet: welches die kenzeichen<lb/> ihres Goͤtzendienſtes/ mit den fruͤchten/ die man den<lb/> Goͤtzen zu weihen pfleget/ in den haͤnden hielt. Auch<lb/> ſahe man alda unterſchiedliche vielfaͤrbige baͤnder/<lb/> mit flinkerndem zeuge beſtreuet/ ſchweifsweiſe uͤber die<lb/> wuͤndeln hin gezogen oder zuſammengehaͤftet. Zwiſchen<lb/> dieſen ſchweiffen oder kreuſen befanden ſich vielerhand<lb/> heilige bildzeichen; die alle ihre ſonderliche bedeutungen<lb/> hatten.</p><lb/> <p>Auf eben dieſelbe weiſe waren auch die meiſten <hi rendition="#fr">Se-<lb/> rapen</hi> oder Beſchirmgoͤtzlein/ welche man an die wuͤn-<lb/> deln der Leichen/ ſie vor den boͤſen geiſtern zu beſchir-<lb/> men/ feſt genaͤhet/ gewuͤndelt/ und mit verborgenen<lb/> ſinbildern gezieret. Dieſe beſtunden an ſich ſelbſten aus<lb/> gebakkenem tohne/ und hatten die långe eines fingers/<lb/> auch wohl einer hand. Etliche waren gebildet als eine<lb/> Frau/ andere als ein Man. Gemeiniglich hatten ſie<lb/> eben dieſelbe bilderſchrift vor der bruſt/ als die Leiche<lb/> ſelbſten: und dieſe kahm meiſtenteils auf folgenden ſin<lb/> aus: <hi rendition="#fr">Der Beſchirmgott/ durch geheiligte ga-<lb/> ben/ und angenehme dienſte bewogen/ goͤnne<lb/> dieſer Leiche das leben/ und fuͤhre ſie in die Him-<lb/> liſchen kreuſe.</hi> Oder aber alſo: <hi rendition="#fr">Der Geiſt dieſes<lb/> leibes/ durch das leben der gnaͤdigen und vorſe-<lb/> henden Gottheit beſeeliget/ ſol durch das an-<lb/> baͤhten der Staͤbe des Orus/ der die jahre beher-<lb/> ſchet/ nach dem himmel zu fliegen.</hi> Neben gemel-<lb/> ten Schirmgoͤtzlein lagen auch zu weilen mit im ſarge<lb/> etliche papierne Rollen/ mit Egipitiſchen Sinbildern<lb/> bemahlet. Darauf ſtund das Leicher gepraͤnge/ oder<lb/> vielmehr die abbildung der Goͤtzen/ welche man darinnen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [238/0262]
Der Aſſenat
zeuge/ das man mit wachſe/ peche und einer kreidich-
ten pappe ſteif und tauerhaftig gemacht/ zierlich und
dichte bewunden. Und auf dieſen gepapten wuͤndeln
ſtund gemeiniglich des Abgeſtorbenen bild/ mit unver-
gaͤnglichen farben/ gemahlet: welches die kenzeichen
ihres Goͤtzendienſtes/ mit den fruͤchten/ die man den
Goͤtzen zu weihen pfleget/ in den haͤnden hielt. Auch
ſahe man alda unterſchiedliche vielfaͤrbige baͤnder/
mit flinkerndem zeuge beſtreuet/ ſchweifsweiſe uͤber die
wuͤndeln hin gezogen oder zuſammengehaͤftet. Zwiſchen
dieſen ſchweiffen oder kreuſen befanden ſich vielerhand
heilige bildzeichen; die alle ihre ſonderliche bedeutungen
hatten.
Auf eben dieſelbe weiſe waren auch die meiſten Se-
rapen oder Beſchirmgoͤtzlein/ welche man an die wuͤn-
deln der Leichen/ ſie vor den boͤſen geiſtern zu beſchir-
men/ feſt genaͤhet/ gewuͤndelt/ und mit verborgenen
ſinbildern gezieret. Dieſe beſtunden an ſich ſelbſten aus
gebakkenem tohne/ und hatten die långe eines fingers/
auch wohl einer hand. Etliche waren gebildet als eine
Frau/ andere als ein Man. Gemeiniglich hatten ſie
eben dieſelbe bilderſchrift vor der bruſt/ als die Leiche
ſelbſten: und dieſe kahm meiſtenteils auf folgenden ſin
aus: Der Beſchirmgott/ durch geheiligte ga-
ben/ und angenehme dienſte bewogen/ goͤnne
dieſer Leiche das leben/ und fuͤhre ſie in die Him-
liſchen kreuſe. Oder aber alſo: Der Geiſt dieſes
leibes/ durch das leben der gnaͤdigen und vorſe-
henden Gottheit beſeeliget/ ſol durch das an-
baͤhten der Staͤbe des Orus/ der die jahre beher-
ſchet/ nach dem himmel zu fliegen. Neben gemel-
ten Schirmgoͤtzlein lagen auch zu weilen mit im ſarge
etliche papierne Rollen/ mit Egipitiſchen Sinbildern
bemahlet. Darauf ſtund das Leicher gepraͤnge/ oder
vielmehr die abbildung der Goͤtzen/ welche man darinnen
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |