Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.Der Assenat hauen. Dergleichen Beschirmgötze stund auch oben amhauptende/ auf den sarg geschnitzt oder gehauen: wie- wohl auf etlichen/ an desselben stat/ des Verstorbenen bildnüs gesehen ward. Am fußende stund vielmahls ein Habicht/ und mitten auf der dekke des sarges eine verborgene bilderschrift; welche gemeiniglich auf die be- schirmung des Leichnams zielete. Meistenteils war der todtenkasten/ darinnen eine Die Leichen selbst/ welche gebalsemet in diesen sär- zeu-
Der Aſſenat hauen. Dergleichen Beſchirmgoͤtze ſtund auch oben amhauptende/ auf den ſarg geſchnitzt oder gehauen: wie- wohl auf etlichen/ an deſſelben ſtat/ des Verſtorbenen bildnuͤs geſehen ward. Am fußende ſtund vielmahls ein Habicht/ und mitten auf der dekke des ſarges eine verborgene bilderſchrift; welche gemeiniglich auf die be- ſchirmung des Leichnams zielete. Meiſtenteils war der todtenkaſten/ darinnen eine Die Leichen ſelbſt/ welche gebalſemet in dieſen ſaͤr- zeu-
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Der Aſſenat
hauen. Dergleichen Beſchirmgoͤtze ſtund auch oben am
hauptende/ auf den ſarg geſchnitzt oder gehauen: wie-
wohl auf etlichen/ an deſſelben ſtat/ des Verſtorbenen
bildnuͤs geſehen ward. Am fußende ſtund vielmahls
ein Habicht/ und mitten auf der dekke des ſarges eine
verborgene bilderſchrift; welche gemeiniglich auf die be-
ſchirmung des Leichnams zielete.
Meiſtenteils war der todtenkaſten/ darinnen eine
Fraue lag/ oben auch als eine Fraue/ und darinnen
ein Mansbild lag/ auch als ein Mansbild geſtaltet.
Auf etlichen Frauenſaͤrgen ſahe man der Abgoͤttin
Iſis bild/ mit den ſinbildern der ſechs Gottheiten/
welche das boͤſe vertreiben ſolten: als den Orus/ in ge-
ſtalt eines knabens; den Anubis/ mit einem hundeskop-
fe; die Nefte/ welche die Egiptiſche Venus ſein ſol-
te/ als ein kniehendes Frauenbild; den Babian oder
Kinozefal/ als einen affen; den Oſiris/ in geſtalt
eines Habichts; und Arueris/ mit einem ſtruͤkke/ wie
auch alle die andern/ die gewalt der gegenſtreitenden
machten zu binden; damit ſie die Seele des abgeſtorbe-
nen uͤm ſo viel ungehinderter nach den ſieben him-
melskreuſen zufuͤhren moͤchten. Die Iſis hatte ei-
nen zierlich geſtikten ſchleier uͤm den kopf/ deſſen enden
auf die ſchultern hingen: und vor der bruſt ſieben ahr-
tig geſtikte ſchweiffe/ welche die ſieben Himmelskreuſe
bedeuteten. Zwiſchen iedem der erſten drei ſchweiffe
ſtunden zween von den gemelten ſechs Gottheiten: und
ein Frauenbild mit ausgeſtrekten armen in der mitte;
welche in ieder hand eine ſchlagfeder/ mit einem dreifa-
chen fluͤgel/ hielt/ und die Egiptiſche Jinx/ das iſt das
Goͤttliche ebenbild/ darnach alles geſchaffen worden/
bedeutete. Sonſten war gemelte Iſis mit einem zahr-
ten netze uͤberzogen.
Die Leichen ſelbſt/ welche gebalſemet in dieſen ſaͤr-
gen lagen/ waren mit duͤnnem leinwand oder ſeidenem
zeu-
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Zitationshilfe: | Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/260>, abgerufen am 27.07.2024. |