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Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

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Der Assenat
ne/ damit man sie in die höhe geführet/ waren zwo el-
len hoch/ und fünfe lang. Inwändig befanden sich
sieben gemächer: welche man nach den sieben Schweif-
sternen genennet. In ieden gemache stund ein güldener
Götze. Der eine wiese mit der hand nach dem munde/
und hielt ein buch vor der stirne. Wan iemand nach
ihm zutraht/ täht er den mund auf. In diesem lag ein
schlüssel an einer kette. Die ostliche Grabspitze solte Kö-
nig Schurids/ die westliche seines Bruders Hugits
begräbnüs sein. Aber die Sabeer melden/ daß in der
einen Agatemon/ das ist Set/ und in der andern
Hermes/ das ist Enoch/ und Elmalum/ mit
dem Zab/ des Hermes Sohne/ begraben sei.

Hierauf besahe man auch die Grabspitzen und
Grabhöhlen auf der morgenseite des Niels/ vor der
stadt Memsis. Alda befand sich der grund weit und
breit gantz steinicht und felsicht; wiewohl er mit sande
anderthalben fuß hoch bedekt war. In und durch diesen
steinichten grund hin waren die Grabhöhlen/ mit ih-
ren untererdischen gängen/ gehauen: und auf demsel-
ben stunden die ungeheuer-großen gewaltigen Grab-
spitzen. Diese waren nicht aus steinen des grundes/
darauf sie stunden/ gebauet; sondern aus andern/ die
man von anderwärts her/ mit großer mühe/ darzu ge-
hohlet. Und darüm hat man sich üm so viel weniger zu
verwundern/ wan wir lesen: daß man mit dem baue der
grösten Grabspitze wohl zwanzig jahre zugebracht/ ja
wohl dreihundert tausend menschen/ in währender zeit/
fort und fort daran arbeiten laßen. In diesen Grab-
spitzen stunden die Leichen der Egiptischen Könige/ und
anderer fürnehmen Herren: und in den steinernen
Grabhöhlen unter der erde der andern Einwohner. So
heilig und sorgfältig bewahreten die Egipter aller ihrer
Abgestorbenen leiber; damit sie vor der gewalttähtig-
keit des feuers/ des wassers/ und der luft ewig befreihet

blie-

Der Aſſenat
ne/ damit man ſie in die hoͤhe gefuͤhret/ waren zwo el-
len hoch/ und fuͤnfe lang. Inwaͤndig befanden ſich
ſieben gemaͤcher: welche man nach den ſieben Schweif-
ſternen genennet. In ieden gemache ſtund ein guͤldener
Goͤtze. Der eine wieſe mit der hand nach dem munde/
und hielt ein buch vor der ſtirne. Wan iemand nach
ihm zutraht/ taͤht er den mund auf. In dieſem lag ein
ſchluͤſſel an einer kette. Die oſtliche Grabſpitze ſolte Koͤ-
nig Schurids/ die weſtliche ſeines Bruders Hugits
begraͤbnuͤs ſein. Aber die Sabeer melden/ daß in der
einen Agatemon/ das iſt Set/ und in der andern
Hermes/ das iſt Enoch/ und Elmalum/ mit
dem Zab/ des Hermes Sohne/ begraben ſei.

Hierauf beſahe man auch die Grabſpitzen und
Grabhoͤhlen auf der morgenſeite des Niels/ vor der
ſtadt Memſis. Alda befand ſich der grund weit und
breit gantz ſteinicht und felſicht; wiewohl er mit ſande
anderthalben fuß hoch bedekt war. In und durch dieſen
ſteinichten grund hin waren die Grabhoͤhlen/ mit ih-
ren untererdiſchen gaͤngen/ gehauen: und auf demſel-
ben ſtunden die ungeheuer-großen gewaltigen Grab-
ſpitzen. Dieſe waren nicht aus ſteinen des grundes/
darauf ſie ſtunden/ gebauet; ſondern aus andern/ die
man von anderwaͤrts her/ mit großer muͤhe/ darzu ge-
hohlet. Und daruͤm hat man ſich uͤm ſo viel weniger zu
verwundern/ wan wir leſen: daß man mit dem baue der
groͤſten Grabſpitze wohl zwanzig jahre zugebracht/ ja
wohl dreihundert tauſend menſchen/ in waͤhrender zeit/
fort und fort daran arbeiten laßen. In dieſen Grab-
ſpitzen ſtunden die Leichen der Egiptiſchen Koͤnige/ und
anderer fuͤrnehmen Herꝛen: und in den ſteinernen
Grabhoͤhlen unter der erde der andern Einwohner. So
heilig und ſorgfaͤltig bewahreten die Egipter aller ihrer
Abgeſtorbenen leiber; damit ſie vor der gewalttaͤhtig-
keit des feuers/ des waſſers/ und der luft ewig befreihet

blie-
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[234/0258] Der Aſſenat ne/ damit man ſie in die hoͤhe gefuͤhret/ waren zwo el- len hoch/ und fuͤnfe lang. Inwaͤndig befanden ſich ſieben gemaͤcher: welche man nach den ſieben Schweif- ſternen genennet. In ieden gemache ſtund ein guͤldener Goͤtze. Der eine wieſe mit der hand nach dem munde/ und hielt ein buch vor der ſtirne. Wan iemand nach ihm zutraht/ taͤht er den mund auf. In dieſem lag ein ſchluͤſſel an einer kette. Die oſtliche Grabſpitze ſolte Koͤ- nig Schurids/ die weſtliche ſeines Bruders Hugits begraͤbnuͤs ſein. Aber die Sabeer melden/ daß in der einen Agatemon/ das iſt Set/ und in der andern Hermes/ das iſt Enoch/ und Elmalum/ mit dem Zab/ des Hermes Sohne/ begraben ſei. Hierauf beſahe man auch die Grabſpitzen und Grabhoͤhlen auf der morgenſeite des Niels/ vor der ſtadt Memſis. Alda befand ſich der grund weit und breit gantz ſteinicht und felſicht; wiewohl er mit ſande anderthalben fuß hoch bedekt war. In und durch dieſen ſteinichten grund hin waren die Grabhoͤhlen/ mit ih- ren untererdiſchen gaͤngen/ gehauen: und auf demſel- ben ſtunden die ungeheuer-großen gewaltigen Grab- ſpitzen. Dieſe waren nicht aus ſteinen des grundes/ darauf ſie ſtunden/ gebauet; ſondern aus andern/ die man von anderwaͤrts her/ mit großer muͤhe/ darzu ge- hohlet. Und daruͤm hat man ſich uͤm ſo viel weniger zu verwundern/ wan wir leſen: daß man mit dem baue der groͤſten Grabſpitze wohl zwanzig jahre zugebracht/ ja wohl dreihundert tauſend menſchen/ in waͤhrender zeit/ fort und fort daran arbeiten laßen. In dieſen Grab- ſpitzen ſtunden die Leichen der Egiptiſchen Koͤnige/ und anderer fuͤrnehmen Herꝛen: und in den ſteinernen Grabhoͤhlen unter der erde der andern Einwohner. So heilig und ſorgfaͤltig bewahreten die Egipter aller ihrer Abgeſtorbenen leiber; damit ſie vor der gewalttaͤhtig- keit des feuers/ des waſſers/ und der luft ewig befreihet blie-

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Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/258>, abgerufen am 28.11.2024.