Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670.

Bild:
<< vorherige Seite

fünftes Buch.
auf: und ich zweifle nicht/ es werde ihrem gatten eben
also belieben. Es kan mir nichts besser belieben/ fing der
Hofmeister hierauf an: und ich bin mit meiner gattin
mehr als wohl zu frieden. Hierauf rieffen sie beiden al-
le glükzu: und der Schaltkönig fragte die übrigen/ ob
sie auch also gesonnen? Weil nun keine von den Jung-
frauen einige antwort gab; so antworteten endlich die
sechs Höflinge alle zugleich/ sie wündschten nichts lie-
bers/ als fort und fort so gegattet zu leben: auch fügten
sie hinzu/ daß sie nicht zweifelten/ ihre gattinnen würden
dergleichen wündschen; weil sie ihr ja mit stilschweigen
andeuteten.

Alle diese sieben Jungfrauen waren aus dermaßen
schön. Sie waren alle aus den fürtreflichsten Adlichen
geschlechtern entsprossen. Und wie sie/ dem alter und
stande nach/ alle gleich waren/ so waren sie es auch in
der schönheit. Keine hatte sich weder hier/ noch dar ei-
nigen vorzug anzumaßen: so gleichmaßig schön/ und
edel waren sie alle. Und eben darüm war einieder gatte
mit seiner gewehlten gattin über die maße vergnüget.
Keiner misgönnete dem andern sein teil. Einieder bil-
dete ihm ein/ er hette die schönste gewehlet. Der Schalt-
könig sprach endlich das letzte wort aus. Weil ich dan
sehe/ sagte er/ daß sie sämtlich gepaaret sein/ und bleiben
wollen; so wündsche ich ihnen allen den himlischen
seegen. Ja ich wil/ daß mein trautag ihr trautag sei.
Ich wil/ daß meine freude die ihrige vermehre. Das
wil ich; damit meine lust üm so viel volkommener sei/
wan ich/ mit meiner traue/ die ihrige volziehen sehe.

Mitlerweile war der ruf von diesem neuen Liebes-
handel vor des Königes ohren gelanget. Er saß noch/
über der tafel. Aber aus neugierigkeit/ solche gepaarte
sieben in ihrer vollen lust zu sehen/ stund er eher auf/ als
er gewohnet. Unvermuhtlich traht er in den garten. Die
Königin hatte er an der rechten/ und die Königliche

Für-
P iiij

fuͤnftes Buch.
auf: und ich zweifle nicht/ es werde ihrem gatten eben
alſo belieben. Es kan mir nichts beſſer belieben/ fing der
Hofmeiſter hierauf an: und ich bin mit meiner gattin
mehr als wohl zu frieden. Hierauf rieffen ſie beiden al-
le gluͤkzu: und der Schaltkoͤnig fragte die uͤbrigen/ ob
ſie auch alſo geſonnen? Weil nun keine von den Jung-
frauen einige antwort gab; ſo antworteten endlich die
ſechs Hoͤflinge alle zugleich/ ſie wuͤndſchten nichts lie-
bers/ als fort und fort ſo gegattet zu leben: auch fuͤgten
ſie hinzu/ daß ſie nicht zweifelten/ ihre gattinnen wuͤrden
dergleichen wuͤndſchen; weil ſie ihr ja mit ſtilſchweigen
andeuteten.

Alle dieſe ſieben Jungfrauen waren aus dermaßen
ſchoͤn. Sie waren alle aus den fuͤrtreflichſten Adlichen
geſchlechtern entſproſſen. Und wie ſie/ dem alter und
ſtande nach/ alle gleich waren/ ſo waren ſie es auch in
der ſchoͤnheit. Keine hatte ſich weder hier/ noch dar ei-
nigen vorzug anzumaßen: ſo gleichmåßig ſchoͤn/ und
edel waren ſie alle. Und eben daruͤm war einieder gatte
mit ſeiner gewehlten gattin uͤber die maße vergnuͤget.
Keiner misgoͤnnete dem andern ſein teil. Einieder bil-
dete ihm ein/ er hette die ſchoͤnſte gewehlet. Der Schalt-
koͤnig ſprach endlich das letzte wort aus. Weil ich dan
ſehe/ ſagte er/ daß ſie ſaͤmtlich gepaaret ſein/ und bleiben
wollen; ſo wuͤndſche ich ihnen allen den himliſchen
ſeegen. Ja ich wil/ daß mein trautag ihr trautag ſei.
Ich wil/ daß meine freude die ihrige vermehre. Das
wil ich; damit meine luſt uͤm ſo viel volkommener ſei/
wan ich/ mit meiner traue/ die ihrige volziehen ſehe.

Mitlerweile war der ruf von dieſem neuen Liebes-
handel vor des Koͤniges ohren gelanget. Er ſaß noch/
uͤber der tafel. Aber aus neugierigkeit/ ſolche gepaarte
ſieben in ihrer vollen luſt zu ſehen/ ſtund er eher auf/ als
er gewohnet. Unvermuhtlich traht er in den garten. Die
Koͤnigin hatte er an der rechten/ und die Koͤnigliche

Fuͤr-
P iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0255" n="231"/><fw place="top" type="header">fu&#x0364;nftes Buch.</fw><lb/>
auf: und ich zweifle nicht/ es werde ihrem gatten eben<lb/>
al&#x017F;o belieben. Es kan mir nichts be&#x017F;&#x017F;er belieben/ fing der<lb/>
Hofmei&#x017F;ter hierauf an: und ich bin mit meiner gattin<lb/>
mehr als wohl zu frieden. Hierauf rieffen &#x017F;ie beiden al-<lb/>
le glu&#x0364;kzu: und der Schaltko&#x0364;nig fragte die u&#x0364;brigen/ ob<lb/>
&#x017F;ie auch al&#x017F;o ge&#x017F;onnen? Weil nun keine von den Jung-<lb/>
frauen einige antwort gab; &#x017F;o antworteten endlich die<lb/>
&#x017F;echs Ho&#x0364;flinge alle zugleich/ &#x017F;ie wu&#x0364;nd&#x017F;chten nichts lie-<lb/>
bers/ als fort und fort &#x017F;o gegattet zu leben: auch fu&#x0364;gten<lb/>
&#x017F;ie hinzu/ daß &#x017F;ie nicht zweifelten/ ihre gattinnen wu&#x0364;rden<lb/>
dergleichen wu&#x0364;nd&#x017F;chen; weil &#x017F;ie ihr ja mit &#x017F;til&#x017F;chweigen<lb/>
andeuteten.</p><lb/>
        <p>Alle die&#x017F;e &#x017F;ieben Jungfrauen waren aus dermaßen<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n. Sie waren alle aus den fu&#x0364;rtreflich&#x017F;ten Adlichen<lb/>
ge&#x017F;chlechtern ent&#x017F;pro&#x017F;&#x017F;en. Und wie &#x017F;ie/ dem alter und<lb/>
&#x017F;tande nach/ alle gleich waren/ &#x017F;o waren &#x017F;ie es auch in<lb/>
der &#x017F;cho&#x0364;nheit. Keine hatte &#x017F;ich weder hier/ noch dar ei-<lb/>
nigen vorzug anzumaßen: &#x017F;o gleichmåßig &#x017F;cho&#x0364;n/ und<lb/>
edel waren &#x017F;ie alle. Und eben daru&#x0364;m war einieder gatte<lb/>
mit &#x017F;einer gewehlten gattin u&#x0364;ber die maße vergnu&#x0364;get.<lb/>
Keiner misgo&#x0364;nnete dem andern &#x017F;ein teil. Einieder bil-<lb/>
dete ihm ein/ er hette die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te gewehlet. Der Schalt-<lb/>
ko&#x0364;nig &#x017F;prach endlich das letzte wort aus. Weil ich dan<lb/>
&#x017F;ehe/ &#x017F;agte er/ daß &#x017F;ie &#x017F;a&#x0364;mtlich gepaaret &#x017F;ein/ und bleiben<lb/>
wollen; &#x017F;o wu&#x0364;nd&#x017F;che ich ihnen allen den himli&#x017F;chen<lb/>
&#x017F;eegen. Ja ich wil/ daß mein trautag ihr trautag &#x017F;ei.<lb/>
Ich wil/ daß meine freude die ihrige vermehre. Das<lb/>
wil ich; damit meine lu&#x017F;t u&#x0364;m &#x017F;o viel volkommener &#x017F;ei/<lb/>
wan ich/ mit meiner traue/ die ihrige volziehen &#x017F;ehe.</p><lb/>
        <p>Mitlerweile war der ruf von die&#x017F;em neuen Liebes-<lb/>
handel vor des Ko&#x0364;niges ohren gelanget. Er &#x017F;aß noch/<lb/>
u&#x0364;ber der tafel. Aber aus neugierigkeit/ &#x017F;olche gepaarte<lb/>
&#x017F;ieben in ihrer vollen lu&#x017F;t zu &#x017F;ehen/ &#x017F;tund er eher auf/ als<lb/>
er gewohnet. Unvermuhtlich traht er in den garten. Die<lb/>
Ko&#x0364;nigin hatte er an der rechten/ und die Ko&#x0364;nigliche<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">Fu&#x0364;r-</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0255] fuͤnftes Buch. auf: und ich zweifle nicht/ es werde ihrem gatten eben alſo belieben. Es kan mir nichts beſſer belieben/ fing der Hofmeiſter hierauf an: und ich bin mit meiner gattin mehr als wohl zu frieden. Hierauf rieffen ſie beiden al- le gluͤkzu: und der Schaltkoͤnig fragte die uͤbrigen/ ob ſie auch alſo geſonnen? Weil nun keine von den Jung- frauen einige antwort gab; ſo antworteten endlich die ſechs Hoͤflinge alle zugleich/ ſie wuͤndſchten nichts lie- bers/ als fort und fort ſo gegattet zu leben: auch fuͤgten ſie hinzu/ daß ſie nicht zweifelten/ ihre gattinnen wuͤrden dergleichen wuͤndſchen; weil ſie ihr ja mit ſtilſchweigen andeuteten. Alle dieſe ſieben Jungfrauen waren aus dermaßen ſchoͤn. Sie waren alle aus den fuͤrtreflichſten Adlichen geſchlechtern entſproſſen. Und wie ſie/ dem alter und ſtande nach/ alle gleich waren/ ſo waren ſie es auch in der ſchoͤnheit. Keine hatte ſich weder hier/ noch dar ei- nigen vorzug anzumaßen: ſo gleichmåßig ſchoͤn/ und edel waren ſie alle. Und eben daruͤm war einieder gatte mit ſeiner gewehlten gattin uͤber die maße vergnuͤget. Keiner misgoͤnnete dem andern ſein teil. Einieder bil- dete ihm ein/ er hette die ſchoͤnſte gewehlet. Der Schalt- koͤnig ſprach endlich das letzte wort aus. Weil ich dan ſehe/ ſagte er/ daß ſie ſaͤmtlich gepaaret ſein/ und bleiben wollen; ſo wuͤndſche ich ihnen allen den himliſchen ſeegen. Ja ich wil/ daß mein trautag ihr trautag ſei. Ich wil/ daß meine freude die ihrige vermehre. Das wil ich; damit meine luſt uͤm ſo viel volkommener ſei/ wan ich/ mit meiner traue/ die ihrige volziehen ſehe. Mitlerweile war der ruf von dieſem neuen Liebes- handel vor des Koͤniges ohren gelanget. Er ſaß noch/ uͤber der tafel. Aber aus neugierigkeit/ ſolche gepaarte ſieben in ihrer vollen luſt zu ſehen/ ſtund er eher auf/ als er gewohnet. Unvermuhtlich traht er in den garten. Die Koͤnigin hatte er an der rechten/ und die Koͤnigliche Fuͤr- P iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/255
Zitationshilfe: Zesen, Philipp von: Assenat. Amsterdam, 1670, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/zesen_assenat_1670/255>, abgerufen am 28.11.2024.